Am 30. September 2025 lud Stifel ausgewählte Unternehmer und Investoren zu einem exklusiven Pre-Oktoberfest-Event im Hotel Roomers in München ein. Zwischen 15 und 17 Uhr ging es um mehr als Brezn und Bier – das Thema lautete: „Investments from European versus US PEs – Differences, advantages, and key considerations“.
„Wir sind eine wachsende und florierende Investmentbank, die in Europa noch größer werden wird“, begrüßte Erickson Davis, Co-Head of Europe bei Stifel, die Gäste. Davis erinnerte an die Integration von Bryan Garnier in die Stifel-Gruppe und sprach von „Partnerschaften, nicht Akquisitionen“. Gastgeber Falk Müller-Veerse kündigte das Programm an: Fireside Chat, Paneldiskussion und danach der gemeinsame Gang ins Oktoberfest-Zelt Goldener Hahn. „Wir wollen heute nicht nur reden, sondern auch feiern“, schloss er augenzwinkernd.
Fireside Chat: „What’s it like to work with a US Private Equity firm?“

Im Kamingespräch interviewte Müller-Veerse Dr. Rupert Stuffer, CEO und Gründer von cplace (Collaboration Factory). Stuffer stellte zunächst sein Münchener SaaS-Unternehmen vor, das Projekt- und Portfoliomanagement-Software für Branchen wie Automotive, Pharma und Luftfahrt liefert. Mit Selbstironie berichtete er von seinem Auftritt in Lederhosen: „Vielleicht bin ich nur eingeladen, um ein bisschen bayerischen Akzent hierherzubringen.“
Der Kern seiner Geschichte: der Weg von einem bayerischen Family Office zu einem US-Investor, Level Equity. „Ich bin weniger der erfahrene Geldmacher, mehr der Innovator, der eine Idee umsetzen will“, sagte Stuffer. Ausschlaggebend für den Schritt in die USA sei nicht nur Kapital gewesen, sondern „die DNA der Investoren – founder-centric, nicht nur Zahlen skalierend, sondern auch die Produktidee weiterentwickelnd.“
Nach neun Monaten mit einem amerikanischen Mehrheitsgesellschafter zog er ein positives Fazit: „Es gibt nur ein kleines Minus – ihre Reisekosten sind höher als erwartet. Aber ernsthaft: Wir sind glücklich, was wir erwartet haben, haben wir auch bekommen.“ Level Equity habe cplace stärker in Richtung Skalierung, Go-to-Market-Strategien und Produktdifferenzierung gefordert – Impulse, die das Team willkommen heiße.

Auf die Frage nach Unterschieden zwischen US- und europäischen Investoren wollte Stuffer keine Klischees bedienen: „Die Amerikaner sind vielleicht etwas sales-fokussierter, aber ich habe mehr Unterschiede zwischen einzelnen Teams gefunden als zwischen Kontinenten.“ Seine wichtigste Empfehlung an die anwesenden Manager: „Achten Sie auf die DNA des Investors. Hören Sie nicht nur auf die Fragen – fragen Sie sich, warum diese Fragen gestellt werden.“
Key-Takeaway: Nicht Kontinent oder Ticketgröße sind entscheidend, sondern Kultur, Strategie und Partner-DNA.
Paneldiskussion: „Investments from European vs. US PEs – Differences, Advantages, and Key Considerations“
Im Anschluss moderierte Fabian Zimmer (Stifel) eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde mit Matthias Allgeier, Summit Partners, Dominik Schwarz, Verdane, Dirk Schmücking, Yttrium, Jérémie Falzone, Revaya und Mario Sabljo, Nord Holding.

Die Panelisten stellten sich und ihren jeweiligen Investmentfokus kurz vor. Matthias Allgeier erklärte, wie Summit Partners als US-Investor seine Strategie in Europa angepasst hat: kleinere Tickets, aber gleiche globale Teams und Sektorfokus. „Wir sehen dieselben Trends wie in den USA, nur in Europa sind die Einstiegsinvestitionen zunächst kleiner.“
Dominik Schwarz von Verdane skizzierte den europäischen Ansatz: „Wir glauben an europäische Champions, aber besonders im Softwarebereich wollen viele unserer Unternehmen in die USA. `Boots on the ground` sind entscheidend.“ Verdane habe deshalb ein New Yorker Büro eröffnet und baue ein starkes Tech-Ops-Team auf, um Portfoliofirmen operativ zu unterstützen.
Dirk Schmücking von Yttrium warnte vor zu frühem US-Markteintritt: „Es ist leicht, viel Geld zu verbrennen, wenn man ohne saubere Strategie rübergeht. Erfolgreich sind Firmen, die hierzulande eine klare Kategorie-Führerschaft etabliert haben und dann mit Referenzkunden expandieren.“ Zwei Erfolgsfaktoren seien aus seiner Sicht entscheidend: „Den ersten Hire in den USA richtig machen – eine kommerziell denkende Person, die ein Team aufbauen kann – und möglichst schnell einen zahlenden Kunden finden.“
Jérémie Falzone von Revaia brachte die Perspektive eines europäischen Growth-Equity-Fonds ein. Er sieht eine Konvergenz von Venture- und PE-Denken: „Heute brauchen wir beides – hohes Wachstum und Resilienz.“
Mario Sabljo von Nord Holding betonte die Rolle des Mittelstands: „Wir suchen die kleinen Hidden Champions und helfen ihnen beim nächsten Schritt – oft transformieren wir sie so, dass sie für internationale Investoren interessant werden.“ Er ermutigt seine CEOs, früh Kontakt zu potenziellen Käufern aufzunehmen: „Man kann immer lernen aus so einem Call.“
Key-Takeaway: US-Investoren bringen oft Sales-Fokus, Geschwindigkeit und größere Tickets mit, europäische Nähe, Langfristigkeit und Netzwerke vor Ort.

In einer zweiten Fragerunde ging es um die Relevanz des US-Markts. Allgeier: „Bei Tech-Unternehmen ist der Drang, in die USA zu gehen, groß – wir helfen dabei, aber es ist kein Muss.“ Schwarz schilderte den erfolgreichen Fall Hornetsecurity, bei dem Verdane mit den US-Investoren PSG und TA kooperierte. Schmücking erklärte, warum transatlantische Firmen im Schnitt besser wachsen: „Wenn Produkt und Team stark sind, liefert der US-Präsenzaufbau meist überlegene Wachstumsraten.“ Falzone hob Unterschiede bei Exit-Prozessen hervor: US-Investoren böten bei starker Überzeugung teils höhere Bewertungen und agierten schneller, bräuchten aber sehr transparente Due-Diligence-Daten. Sabljo schloss mit einem Appell an das Bauchgefühl: „Wie Rupert gesagt hat – am Ende muss es passen. Wir alle kochen nur mit Wasser.“
Fazit: Gemeinsame Grundprinzipien, unterschiedliche Akzente
Die Diskussion zeigte, dass sich europäische und US-amerikanische Private-Equity-Investoren in vielen Best Practices annähern. Unterschiede bestehen weniger zwischen Kontinenten als zwischen Teams, Strategien und DNA einzelner Fonds. US-Investoren bringen oft mehr Sales-Fokus, Geschwindigkeit und größere Tickets mit, europäische eher Nähe, langfristige Begleitung und ein stärkeres Netzwerk vor Ort. Für Unternehmen ist entscheidend, eine klare eigene Strategie zu haben, den Investor als Partner auszuwählen – und nicht nur nach Kapital zu gehen.

Die Stimmung im Raum war entsprechend offen und lebendig: praxisnahe Einblicke, humorvolle Anekdoten und eine gemeinsame Vorfreude auf das anschließende Oktoberfest im Goldener Hahn Zelt. Der Nachmittag zeigte, dass transatlantische Investments kein Entweder-oder sind, sondern ein Sowohl-als-auch – wenn Strategie, Kultur und Timing passen.





