Kann man eine so etablierte Branche wie Automotive mit einem disruptiven, cloudbasierten Geschäftsmodell aufmischen? Das Start-up trailer2GO GmbH aus Neu-Ulm stellt gerade unter Beweis, dass das durchaus möglich ist. Beim Markt für PKW-Anhänger („Trailer“) handelt es sich um ein nennenswertes Teilsegment – immerhin kommt auf je sieben Kfz ein Kfz-Anhänger. Und in diesem Sektor stellt die gleichnamige Internetplattform (www.trailer2go.com) eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten her und beschert dem jungen Unternehmen substanzielles, profitables Wachstum.
„Dank unserer Branchenerfahrung kennen wir die Herausforderungen genau, vor denen sich die Hersteller, Nutzer, Verkäufer und Käufer von Anhängern gestellt sehen“, betont Thomas Fichte, Geschäftsführer von TTG. „Insbesondere teils lange Bestell- und Lieferzeiten sind da zu nennen, die traditionell nur durch eine hohe Bestandshaltung zu reduzieren sind – was Unsicherheit und hohe Kosten mit sich bringt.“
Die Gründer wussten aber auch, dass vor den Geschäftserfolg der proof of concept gesetzt ist. Daher entwarfen sie ihre quasi unbegrenzt skalierbare Plattform zunächst als Drehscheibe für das Mieten und Vermieten von PKW-Anhängern. Wer einen Anhänger sein eigen nennt, benötigt ihn in der Regel nicht täglich; eine Privatperson, die einen Anhänger braucht, benutzt diesen meist nur projektbezogen. Eine Internetplattform kann beide Interessen einfach und komfortabel zusammenbringen. Mit diesem ersten Schritt ging TTG 2018 an den Start. Ziel war es, die Marke zu etablieren und zügig ein praktikables, profitables Geschäftsmodell aufzubauen.
Kostenlos und doch profitabel
Der Wettbewerbsvorteil? Trailer anzubieten oder anzumieten ist bei TTG völlig kostenfrei, der Mietvorgang selbst findet ausschließlich zwischen Mieter und Vermieter statt. Aber wie wird so etwas „Kostenloses“ profitabel? Anbieter von Zusatzdiensten – Zubehör, Versicherungen, Leasingfirmen – zeigten sich rasch interessiert, hier mitzumischen, und erhielten Zugang gegen erfolgsabhängige Kick-backs. Waren 2020 noch 50 Vermietpartner gelistet, sind es mittlerweile weit über 200 in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch die Besucherzahlen sind in dieser Zeit exponentiell gestiegen.
Dieser Erfolg kam ausschließlich viral zustande. Und auch das zunehmende gewerbliche Interesse verdankte sich der starken Marke und der Internetpräsenz. Damit bot sich nun die Chance, das Geschäftsmodell von Miete auf Handel auszudehnen und genuine Umsatzerlöse in wachsendem Umfang zu generieren.
Ein großer Hersteller ergriff die Möglichkeit, mithilfe von TTG seinen Absatz in Deutschland anzukurbeln. Denn auf der anderen Seite waren einige der Vermietstationen eben auch Fahrzeug- und Anhängerhändler. Welche Vorteile in dieser Lieferkette bieten die Cloudplattform trailer2GO und deren neuartiges Geschäftsmodell?
Der virtuelle Großhändler
TTG agiert quasi als eine Art virtueller Großhändler. Die Gesellschaft erwirbt bei namhaften Herstellern PKW-Anhänger, die unmittelbar an die (inzwischen mehr als 40) Vertriebspartner deutschlandweit ausgeliefert und verteilt werden.
Für den Hersteller bedeutet dies ein sicheres Absatzvolumen in einem neuartigen Vertriebskanal. Das Modell trotzt auch konjunkturbedingt schwachem Marktvolumen und ermöglicht Wachstum gegen den Trend. Dank der Zusammenarbeit mit TTG können weitere ehrgeizige Ziele verfolgt werden.
Die Vertriebspartner vor Ort brauchen die Bestände nicht vorzufinanzieren. Und vor allem: Alle Daten des Anhängerbestands sind in der Plattform abrufbar – und jeder Vertriebspartner hat Zugriff auf jeden einzelnen Anhänger, unabhängig von dessen aktuellem Standort. Er kann daher den Käufern praktisch die gesamte Bestandspalette kurzfristig anbieten. Denn was er nicht selbst auf dem Hof hat, kann bei einem anderen Partner im Netzwerk einfach abgeholt werden. Für Käufer und Verkäufer bedeutet das: konkurrenzlos schnelle Lieferzeiten und Verfügbarkeit.
Und was bringt das für TTG? Nach dem Verkaufsabschluss mit dem Endabnehmer rechnet der Vertriebspartner mit TTG ab. Die kassiert den Nettoerlös und realisiert damit ihre Marge.
„Wir fahren ein Geschäftsmodell, das vollständig cloudbasiert und trotzdem nicht wirklich ‚asset-light‘ ist, da wir die Ware vorübergehend auf die eigenen Bücher nehmen“, räumt Thomas Fichte ein. „Das lässt sich rechtfertigen durch die hohe Umschlagshäufigkeit: Wir drehen den gesamten Bestand mehr als dreimal pro Jahr.“
Also: nicht ‚asset-light‘, wohl aber ‘staff-light’. Auf Basis von extrem optimierten und digitalisierten Prozessen kann das Geschäftsmodell mit sehr wenig Personalaufwand betrieben werden.
Win-Win-Win-Modell als Selbstläufer
Das attraktive Win-Win-Win-Modell erwies sich als Selbstläufer: Mit dauerhaft guten Renditen verzehnfachte sich der Umsatz von 2020 bis 2024 – und auch für 2025 zeichnet sich bereits heute substanzielles organisches Wachstum ab.
Aber welche Wachstumschancen kann sich TTG darüber hinaus jetzt erschließen? Die Strategie der Gründer verfolgt ehrgeizige Ziele und umfasst drei Stoßrichtungen. Zum einen wird eine regionale Ausweitung angestrebt – zunächst ins deutschsprachige Ausland, wo Vermietstationen bereits erfolgreich tätig sind, aber noch keine Vertriebspartner angesprochen wurden. Zum anderen ist man offen für weitere Hersteller, die die bisherige Produktpalette sinnhaft ergänzen. Zum Dritten bringt TTG derzeit eine weitere Innovation auf den Markt.
Mit dem 24/7 Modul in die Zukunft
Sei es bei der Miete oder bei Unternehmen, deren Flotte eigener Anhänger von vielen Personen zu unterschiedlichen Zeiten benötigt werden – die Nutzung von Anhängern ist bislang auf Öffnungs- und Geschäftszeiten angewiesen. Das 24/7-Modul von TTG erlaubt die Freischaltung von Anhängern rund um die Uhr. Es verriegelt den Trailer diebstahlsicher. Berechtigte können nach erfolgter Legitimation der Führerscheindaten auf dem TTG Portal den Anhänger mit Tablet, Handy oder PC online buchen, bezahlen, entriegeln und loslegen – gleich zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Die Nachfrage zeigt schon jetzt, welch eine Marktlücke TTG da auftut.
Die Umsetzung der Strategie erfordert eine klare Professionalisierung – auch durch den Aufbau eines angemessenen Vertriebs für die neuen Produkte. Mit Blick auf den beeindruckenden Track Record von trailer2GO und die ambitionierten Pläne der Gründer hinsichtlich der unbegrenzten Skalierbarkeit, könnte die trailer2GO Plattform mit einem strategischen Partner an der Hand in ganz neue Dimensionen vorstoßen.