Die sicherheitspolitische Zeitenwende hat konkrete wirtschaftliche Folgen. Europas Staaten investieren massiv in ihre Verteidigungsfähigkeit. Um diese ambitionierten Ziele realisieren zu können, müssen die Kapazitäten in der Verteidigungsindustrie zügig und konsequent ausgebaut werden. Gleichzeitig steckt ein erheblicher Teil der produzierenden Industrie – allen voran die Automobilwirtschaft und ihre Kernzulieferer – in einer strukturellen
Krise. Überkapazitäten, Margenverfall und Liquiditätsengpässe prägen vielerorts das Bild.
Doch diese Industriezweige bringen nicht nur freie Kapazitäten mit, sondern auch Schlüsseltechnologien, Engineering- Know-how und industrielle Exzellenz, die für den Verteidigungssektor hochrelevant sind.
Für Unternehmen eröffnet sich damit eine außergewöhnliche Chance. Durch industrieübergreifende Partnerschaften können sie aktiv an der sicherheitspolitischen
Neuausrichtung Europas mitwirken – und gleichzeitig ihre eigene Wettbewerbsposition neu ausrichten.
Die Herausforderung liegt in der Identifikation strategisch sinnvoller Optionen, dem Aufbau geeigneter Partnerschaften und der konsequenten operativen Umsetzung.
Wie der Einstieg gelingt
Streben beispielsweise metallverarbeitende Hersteller die erstmalige Belieferung der Verteidigungstechnik an, sind eine Reihe von Voraussetzungen zu erfüllen. Zunächst
gilt es, die branchenspezifi schen Auflagen zu beachten – insbesondere Zertifi zierungen und Sicherheitsfreigaben etwa zu Qualitätsanforderungen oder eingesetzten Materialien
wie Hightech-Legierungen.
Strukturelle Unterschiede zeigen sich auch in der Geschäftsmechanik. Während etwa Automobilzulieferer auf hochautomatisierte Serienfertigung ausgelegt sind, benötigt die wehrtechnische Industrie deutlich geringere Stückzahlen. Hinzu kommen ein höherer Individualisierungsgrad und komplexere Varianten.
Um auch Kleinserien wirtschaftlich abbilden zu können, sind andere direkte und indirekte Prozesse notwendig. Hinzu kommt der kulturelle Wandel – neue Anforderungen an Mitarbeiterkompetenz, Engineering-Strukturen und Produktionssteuerung.
Für viele Unternehmen stellt sich weniger die Frage des „Ob“, sondern des „Wie“. Genau an dieser Stelle setzen wir als Transformationspartner an – mit tiefem Industrieverständnis,
einem erprobten Vorgehen zur Positionierung in neuen Märkten und einem klaren Blick auf
die Umsetzungsfähigkeit innerhalb des Unternehmens.
Wie Hersteller geeignete strategische Partner finden und integrieren
Die wehrtechnische Industrie kann mittelfristig von einer strukturell höheren Nachfrage ausgehen. Lieferantenbeziehungen allein werden jedoch nicht ausreichen, um Kapazitäten und technologische Souveränität sicherzustellen. Gefragt sind neue Formen der Zusammenarbeit – insbesondere strategische Allianzen und Kapitalbeteiligungen. Erfolgreiche Partnerschaften erfordern mehr als nur gute Absicht. Sie brauchen klare Ziele,
kompatible Strukturen und eine stringente Umsetzung.

Wesentliche Erfolgsfaktoren sind:
- Strategische Passung: insbesondere Synergien bei Technologien und Kompetenzen sowie ihre Einbindung in bestehende Wertschöpfungsstrukturen
- Technologische und produktionsseitige Integration: also Anpassung der Prozesse an militärische Standards und Skalierbarkeit der Kapazitäten
- Kunden- und Marktintegration: etwa durch die gezielte Nutzung der Partnerunternehmen zur Stärkung von Ausschreibungspositionen oder zur vertikalen Erweiterung der Wertschöpfung
Ein detailliertes Matching von strategischen Zielen, Technologien und Kompetenzen der Partner auf Augenhöhe ist erfolgsentscheidend. Geeignete Partnerunternehmen müssen den Anforderungen der Verteidigungsindustrie nicht nur technisch, sondern auch strategisch entsprechen. Gefordert sind Präzision, Materialkompetenz und Skalierungsfähigkeit. Entscheidend ist ein klarer Fokus. Nicht die Anzahl der Beteiligungen ist ausschlaggebend, sondern deren Passgenauigkeit.
Ziel ist ein fokussiertes Portfolio mit wenigen, aber starken Unternehmen – als Fundament für nachhaltiges Wachstum im sicherheitstechnischen Umfeld.
Strukturierter Prozess notwendig
Das Zusammenspiel aus technischen Anforderungen, unternehmerischen Zielbildern und kulturellen Unterschieden macht diese Art der Kooperation komplex. Ohne strukturiertes Vorgehen drohen Reibungsverluste und Integrationslücken. Unsere Erfahrung zeigt: Zwei
Handlungsfelder sind besonders erfolgskritisch.
Erstens braucht es einen professionellen M&A-Prozess mit klarer Branchensystematik, belastbarer Technologie- Due Diligence und einem strukturierten Matching-Modell.
Zweitens muss die Post Merger Integration auf eine schnelle Wertschöpfungsintegration ausgerichtet sein – inklusive abgestimmtem Ramp-up der Kapazitäten, Synchronisation der Steuerungslogik und gezieltem Kompetenztransfer.
FAZIT
Industrieübergreifende Allianzen zwischen Verteidigungstechnik und klassischer Fertigungsindustrie bergen enormes Potenzial – wirtschaftlich wie gesellschaftlich. Die Wehrtechnikhersteller sichern durch Beteiligungen den zügigen Zugriff auf Kapazitäten
und Technologien. Unternehmen aus krisengeprägten Branchen gewinnen neue strategische Perspektiven und finanzielle Stabilität. Damit diese Partnerschaften gelingen, braucht es mehr als gute Voraussetzungen. Entscheidend sind strategischer Fit, ein methodisch fundierter M&A-Prozess und eine konsequente Integration. Als Unternehmensberater begleiten wir Familienunternehmen in genau diesen Schlüsselfragen – mit Weitblick, Umsetzungskompetenz und tiefer Industrieerfahrung.




