Die Stimmung unter den Unternehmen in Deutschland hat sich im Juli leicht verbessert. Der ifo Geschäftsklimaindex stieg auf 88,6 Punkte, nach 88,4 Punkten im Vormonat. Nach Angaben des ifo Instituts zeigten sich die Unternehmen etwas zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Ihre Erwartungen blieben hingegen nahezu unverändert. Die konjunkturelle Entwicklung bleibt damit verhalten. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg der Index erneut. Die Firmen bewerteten ihre Lage spürbar besser, auch die Erwartungen hellten sich weiter auf. Dennoch fehlt es der Auftragsentwicklung weiterhin an Dynamik. Die Kapazitätsauslastung stieg laut ifo Institut nur geringfügig, von 77,0 % auf 77,2 %.
Im Dienstleistungssektor verschlechterte sich das Geschäftsklima. Die laufenden Geschäfte wurden weniger gut beurteilt, auch die Erwartungen wurden nach unten angepasst. Besonders im Bereich der IT-Dienstleistungen war laut ifo ein Rückschlag zu verzeichnen. Positiv entwickelte sich hingegen der Bereich Transport und Logistik, wo sich das Geschäftsklima spürbar verbesserte. Im Handel gab das Geschäftsklima leicht nach. Ursache waren pessimistischere Geschäftserwartungen. Die aktuelle Lage wurde zwar etwas positiver bewertet, blieb jedoch unbefriedigend. Im Bauhauptgewerbe setzte sich die positive Entwicklung fort. Sowohl die Einschätzungen zur aktuellen Lage als auch die Erwartungen stiegen. Allerdings bleibt laut ifo der Auftragsmangel eine große Herausforderung für die Branche.
Wirtschaft wächst nur minimal
Auch die Ergebnisse des HCOB Einkaufsmanagerindex (PMI) belegen, dass die deutsche Wirtschaft im Juli nur geringfügig gewachsen ist. Der HCOB Flash Deutschland Composite PMI lag mit 50,3 Punkten erneut nur knapp über der Expansionsschwelle. Im Vergleich zum Juni sank der Index um 0,1 Punkte. Die Industrieproduktion wurde zum fünften Mal in Folge ausgeweitet, jedoch mit der niedrigsten Rate seit Februar. Der entsprechende Teilindex fiel auf 50,6 Punkte. Der Dienstleistungssektor zeigte im Juli eine leichte Stabilisierung. Der entsprechende Index stieg auf 50,1 Punkte und liegt damit erstmals seit vier Monaten wieder im Wachstumsbereich. Die Nachfrage zog leicht an, insbesondere im Neugeschäft. Das erste Auftragsplus seit August 2024 sorgte für verhaltene Zuversicht im Sektor.
Verhaltene Beschäftigungsentwicklung
Die Geschäftsaussichten verbesserten sich moderat. Laut Hamburg Commercial Bank erreichten sie ihren höchsten Stand seit Mai 2024. Der Optimismus war besonders unter Dienstleistern ausgeprägt. Im Verarbeitenden Gewerbe blieb die Stimmung trotz eines leichten Rückgangs über dem langfristigen Durchschnitt. Trotz der positiven Tendenzen blieb die Beschäftigungslage angespannt. In beiden Sektoren kam es zu einem weiteren Stellenabbau. Das ifo Beschäftigungsbarometer stieg im Juli leicht auf 94,0 Punkte. Nach Aussage von Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen, setzen viele Unternehmen weiterhin auf Personalabbau. Nur wenige Branchen wie das Baugewerbe und die IT melden neue Stellenbedarfe.
Der Preisdruck ging weiter zurück. Die Einkaufspreise stiegen im Juli so langsam wie zuletzt im Oktober 2024. In der Industrie wirkten sich sinkende Rohstoffpreise und Wechselkursfaktoren dämpfend aus. Auch im Dienstleistungssektor schwächte sich der Kostenanstieg zum fünften Mal in sechs Monaten ab. Die Verkaufspreise entwickelten sich ebenfalls rückläufig. In der Industrie sanken sie zum dritten Mal in Folge. Im Dienstleistungsbereich wurden sie mit der niedrigsten Rate seit über vier Jahren angehoben.
Materialengpässe und Exporte: Unsicherheit hoch
Das ifo Institut beobachtete eine Zunahme der Materialengpässe, insbesondere in der Elektroindustrie. 12,7 % der Unternehmen meldeten im Juli Lieferprobleme – nach 5,7 % im April. Hauptursache seien Exportbeschränkungen Chinas für bestimmte Seltene Erden. Laut ifo könnte dies künftig auch den Maschinen- und Fahrzeugbau betreffen. In der Automobilindustrie stieg der Anteil betroffener Unternehmen bereits von 0,9 % auf 7,1 %. Im Durchschnitt lag der Anteil betroffener Unternehmen in der Gesamtindustrie bei 5,8 % – weiterhin deutlich unter dem langfristigen Mittelwert von 15,0 %.
Positiv entwickelten sich die Exporterwartungen. Laut ifo Institut stieg der entsprechende Index im Juli auf minus 0,1 Punkte, nach minus 3,6 Punkten im Juni. Damit halten sich positive und negative Erwartungen aktuell die Waage. Wohlrabe betonte, dass viele Unternehmen auf eine Lösung im internationalen Zollstreit hoffen. In der Elektroindustrie sowie in der Getränke- und Nahrungsmittelbranche stiegen die Exporterwartungen deutlich. Auch in der Automobilindustrie nahm die Zuversicht zu. Dagegen rechneten die Metallerzeuger sowie Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten mit rückläufigen Exporten.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.





