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Solarmodule über Gemüse und Hühnern

Beerenkulturen unterm Solardach; Foto: © Sunfarming GmbH

Agrisolare Technologien sollen den Ausbau der erneuerbaren Energie massiv vorantreiben – das ist das Kerngeschäft der Sunfarming GmbH. Mit zwei Anleihen strebt das Unternehmen in diesem Bereich ein hohes Wachstum an.

Im Brandenburgischen Rathenow werden die Agrisolaranlagen weiterentwickelt und getestet; Foto: © Sunfarming GmbH

Das Thema erneuerbare Energien hatte den studierten Landwirt Peter Schrum schon immer interessiert; auf seinem Hof in Norddeutschland war er einer der ersten, der Solarenergie nutzte. Er beriet Politiker, Ministerien und Investoren beim Einsatz erneuerbarer Energien und biogener Kraftstoffe und wurde 2002 zum Präsidenten des Bundesverbandes für Regenerative Mobilität e.V. gewählt. 2003 lernte er beim Bundesverband den Commerzbank-Analysten Martin Tauschke kennen, der dort als ehrenamtlicher Geschäftsführer arbeitete. Die beiden gründeten 2004 die Alensys Alternative Energiesysteme, zunächst als Einkaufsgenossenschaft und Planungsbüro für erneuerbare Energien. Drei Jahre später führten sie das Qualitätssiegel „Sunfarming German Quality Controlled“ für Solarmodule für ihr Unternehmen ein. 2010 begannen sie mit der Umsetzung erster Solarprojekte im Megawattbereich, vier Jahre darauf mit der Expansion ins Ausland: zuerst nach Großbritannien, dann später in die Türkei, nach Polen und in zahlreiche afrikanische Länder. Inzwischen werden von der kleinen Kommune Erkner bei Berlin aus 15 Projektstandorte gemanagt, darunter auch in Madagaskar und Brasilien. Inzwischen hat sich, auch bedingt durch weltweite politische Veränderungen wie etwa den Brexit, der Auslandsanteil bei 10% bis 20% eingepegelt. „Aber insbesondere in Afrika haben wir wertvolle Impulse für unsere Tätigkeit erhalten“, sagt Geschäftsführer Schrum. „Wir waren mit eines der ersten Unternehmen, die agrisolare Anlagen entwickelt und aufgestellt haben. Damit konnten wir die Bedenken in der Agrarwirtschaft zerstreuen, dass dabei wertvolle Ackerfläche vernichtet wird.“ Die Module werden so auf dem Acker aufgestellt, dass beispielsweise Heilpflanzen oder Gemüse darunter noch wachsen, eine Feldbearbeitung mit kleineren Landmaschinen weiter möglich ist oder auch Freilandhühnerhaltung betrieben werden kann. Der Markt hat, unter anderem bedingt durch die weltpolitischen Konflikte, noch einmal immens an Dynamik gewonnen. Nach Branchenangaben könnte der weltweite Solarmarkt erstmals die Ein-Terrawatt-Grenze überschreiten. Auch Freilandanlagen, Kernsegment von Sunfarming, werden bis 2025 doppelt so häufig installiert wie die klassischen Dachanlagen.

Anleihe ersetzt teure Zwischenfinanzierungen

Martin Tauschke, Sunfarming

„Wir wollen deshalb zukünftig fast ausschließlich in Deutschland wachsen, müssen aber bei Projektierung und Aufstellung immer zu einem Großteil in Vorleistung gehen, was eine Menge Working Capital bindet“, sagt Geschäftsführer Tauschke. „Andererseits ist es auch unser Interesse, später die Anlagen selbst zu betreiben.“ Gemeinsam mit dem Spezialisten für alternative Finanzierungen Lewisfield Deutschland mit Sitz in Berlin beschloss Sunfarming, Anleihen für die Wachstumsfinanzierung aufzulegen. „Damit können wir unsere Finanzierungsstruktur so verbessern, dass wir mehrere Projekte gleichzeitig umsetzen können, und die Zinsbelastungen durch den Abbau teurer kurzfristiger Zwischenfinanzierungen reduzieren. Durch eine geschlossene Finanzierung von der Entwicklung bis zur Übergabe oder Selbstnutzung erhöhen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit ganz erheblich“, so Tauschke zur Verwendung der Mittel aus den Anleihen. Einer ersten Anleihe im Jahr 2020 mit einer Tranche von 10 Mio. EUR folgte im März dieses Jahres eine weitere über 15 Mio. EUR. Die zweite Anleihe befindet sich in Zeichnung.

Regierung will Genehmigungsverfahren verkürzen

In Zukunft will Sunfarming sein Agrisolarkonzept auf Großanlagen in Deutschland ausweiten, in Polen soll der Blick auf größere Projekte über fünf Megawatt gerichtet werden. Darüber hinaus sollen Direktstromnutzungsmodelle mit Kommunen und Unternehmen weiterentwickelt werden. Einen Schub bei den geplanten Wachstumsplänen könnten die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geben, der im Sommer dieses Jahres die Genehmigungsverfahren für Fotovoltaikanlagen verkürzen will. „Waren bislang Planungszeiten von zwei bis drei Jahren die Regel, könnte sich dieser Zeitraum jetzt auf neun Monate verkürzen“, freut sich Schrum.

redaktion@unternehmeredition.de


KURZPROFIL

Sunfarming GmbH

Branche: Fotovoltaik

Firmensitz: Erkner bei Berlin

Mitarbeiter: 50

Umsatz: 27 Mio. EUR

Website: www.sunfarming.de


„Anleihen eignen sich für den Ausbau von Zukunftstechnologien“

Interview mit Marc Speidel, Geschäftsführer, Lewisfield Deutschland GmbH

Unternehmeredition: Sie haben die Anleihe für Sunfarming auf den Weg gebracht. Weshalb haben Sie diese Finanzierungsform gewählt?

 

Marc Speidel, Geschäftsführer der Lewisfield Deutschland GmbH

Marc Speidel: Die klassischen Bankfinanzierungen gehen immer weiter zurück, es werden zu einem Großteil nur noch Maschinen und Anlagen finanziert. Das schlägt positiv auf den Markt für alternative Finanzierungen, wie etwa Anleihen, zurück. Anleihen eignen sich gut für den Ausbau von Zukunftstechnologien. Im Markt herrscht danach eine enorm hohe Nachfrage bei den Anlegern, vor allem aber nach Anlagen zur Finanzierung erneuerbarer Energien.

 

Was macht das Unternehmen für Anleger attraktiv?

Die Branche der erneuerbaren Energien wird durch Staat und Politik massiv unterstützt. Zum einen garantiert im Fotovoltaikbereich der deutsche Staat die Vergütungen. Zum anderen geht der Trend zu Private-Public-Verträgen; das bedeutet, der Strom wird direkt an den Endverbraucher geliefert.

Wie werden sich zukünftige Zinserhöhungen der EZB auf die Zinszahlungen der Anleihe auswirken? Kann Sunfarming dann auch die höheren Zinszahlungen an die Anleger gewährleisten?

Sunfarming ist seit über 15 Jahren ein erfolgreicher Projektentwickler, der immer einen Jahresüberschuss erzielt hat und eine vergleichsweise hohe Eigenkapitalquote aufweist. Derzeit steigen die Finanzierungskosten um rund 1%, und ein Großteil der Unternehmen wird für seine Finanzierungen zukünftig mehr zahlen. Darauf ist Sunfarming aber nach unserer Einschätzung gut vorbereitet.

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