„Sicherlich war Druck da“

Auch aus Marketing-Gesichtspunkten kann es sinnvoll sein …

…kann aber nicht der ausschließliche Grund sein. Die Kompetenz muss vorhanden sein.

Wann sollten Unternehmer beginnen, sich über die Nachfolge Gedanken zu machen?

In dem Moment, in dem man ins Unternehmen einsteigt, sollte man sich bereits Gedanken machen – schon aus Sicherheitsaspekten. Es kann immer ein Unfall passieren. Dafür sollte man ein Worst-Case-Szenario in der Schublade haben.

Sollte man sich Hilfe von außen holen?

Das hilft häufig. Vor allem wenn Familienmitglieder Mitinhaber sind, ist es sinnvoll, Regeln aufzustellen, wie man die Nachfolge bestimmt.

Wie ist das bei Warema geregelt?

Wir haben eine Familienverfassung, in der für mich und meine drei Schwestern, aber auch für die künftige Generation Dinge klar geregelt sind.

Ihrem Vater war es wichtig, dass ein großer Teil der Wertschöpfung im Unternehmen bleibt. Die Konkurrenz ist stärker geworden, Outsourcing zum Trendthema geworden. Auch in der Sonnenschutzbranche.

In der strategischen Ausrichtung des Unternehmens hat sich viel geändert. Eine hohe Wertschöpfung ist jedoch nach wie vor eine unserer Stärken. Diese Tradition habe ich fortgeführt. Durch die Qualität und Flexibilität generieren wir Wettbewerbsvorteile.

Was hat sich strategisch verändert?

Warema ist heute internationaler aufgestellt. Als ich startete, war der Export ein Randthema, das auch nicht besonders unterstützt würde. Das hat sich maßgeblich geändert. Mittlerweile haben wir in China, Ungarn und den Niederlanden Produktionsstätten. Im Jahr 2000 hatten wir einen Exportanteil von 8%. Mittlerweile liegt dieser bei mehr als 20%. In Deutschland ist der Markt gesättigt. Hier werden wir künftig nur moderat wachsen. International besteht dagegen noch hohes Potenzial.

Die Markise, die mit der Handkurbel ausgefahren wurde, hat ausgedient. Wie wichtig sind für Sie Technologiethemen?

Extrem wichtig. Wir beobachten diese sehr genau. Die Steuerung von Rollos und Raffstores über das iPhone und iPad gibt es bereits. Der technologische Sprung in den vergangenen Jahren war enorm. Nur mit diesen Technologien kann Sonnenenergie effizient genutzt werden. Manuell würde man sicherlich den größten Teil falsch steuern.

Was ist denn der stärkste Umsatzbringer?

Der Raffstorebereich. Sie werden sowohl industriell als auch im Privatbereich verstärkt eingesetzt und verdrängen häppchenweise den Rollladen. Der Raffstore ist viel flexibler, mit ihm kann man die die Lichtverhältnisse im Raum viel besser steuern.

Wie stark ist die Marktstellung von Warema?

Wir sind der führende Sonnenlicht-Manager in Europa und sind dabei, weltweit unsere Position aufzubauen. Die Märkte genau abzugrenzen fällt jedoch schwer.


Zur Person

Angelique Renkhoff-Mücke, Geschäftsführerin von Warema.jpgNach der Lehre zur Bankkauffrau und dem Studienabschluss als Betriebswirtin trat Angelique Renkhoff-Mücke 1998 in das von ihrem Vater gegründete Unternehmen ein. 2011 wurde sie zur Vorstandsvorsitzenden berufen und ist seither für den Erfolg der gesamten Unternehmensgruppe verantwortlich. Warema ist ein familiengeführtes Unternehmen, das sich auf das aktive Sonnenlicht-Management spezialisiert hat. Derzeit beschäftigt Warema gruppenweit ca. 3.400 Mitarbeiter und erzielte 2012 einen Jahresumsatz von 372 Mio. EUR. www.warema.de

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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