Die Segula Technologies GmbH mit Sitz in Rüsselsheim hat beim Amtsgericht Darmstadt einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das berichtet die internationalen Anwaltssozietät White & Case. Die Gesellschaft wolle mit diesem Schritt eine geordnete Restrukturierung ermöglichen. Nach Angaben des Unternehmens sind rund 500 Mitarbeiter an den Standorten Rüsselsheim und Rodgau-Dudenhofen beschäftigt. Von der Insolvenz sei jedoch nur ein Teilbereich des Unternehmens betroffen. Der Restrukturierungsprozess beziehe sich ausschließlich auf die Segula Technologies GmbH, die testintensive, anlagegebundene Dienstleistungen für die Automobilindustrie anbietet.
Bereits im November und Dezember 2023 hatte Segula für einen Teil der Belegschaft Kurzarbeit angemeldet. Der Schritt wurde damals mit der schwierigen Auftragslage begründet. 2019 übernahm das Unternehmen rund 700 Mitarbeiter aus dem ehemaligen Opel-Entwicklungszentrum in Rüsselsheim. Ursprünglich war geplant, 2.000 neue Stellen zu schaffen. Diese Zielsetzung konnte jedoch nicht umgesetzt werden, da die erforderlichen Aufträge ausblieben.
Noch 2024 eine Ausbildungsoffensive angekündigt
Laut Angaben von White&Case ist Segula Technologies in Deutschland Teil eines internationalen Engineering-Konzerns mit Hauptsitz in Nanterre, Frankreich. Der Konzern wurde Mitte der 80er Jahre gegründet und beschäftigt weltweit rund 15.000 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern. In Deutschland arbeiten an acht Standorten rund 1.000 Beschäftigte für den Konzern. Noch im September 2024 hatte Segula eine Investitions- und Ausbildungsoffensive für den Standort Rüsselsheim angekündigt. Das Unternehmen plante Investitionen im zweistelligen Mio. EUR-Bereich, um die Prüfeinrichtungen für CO2-neutrale und optimierte Verbrennungsmotoren zu modernisieren. Zudem war die Einstellung von 200 neuen Mitarbeitern vorgesehen. Das Unternehmen verwies damals auf eine steigende Auftragslage in Deutschland.
Das Amtsgericht Darmstadt hat dem Antrag auf Eigenverwaltung inzwischen stattgegeben. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Jürgen Erbe von der Kanzlei Schultze & Braun bestellt. Der Geschäftsbetrieb wird nach Unternehmensangaben vollständig fortgeführt. Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind über eine Insolvenzgeldvorfinanzierung gesichert. Der Restrukturierungsprozess wird von White & Case Partner Dr. Daniel Schwartz als Generalbevollmächtigter begleitet. Er erklärte: „Segula ist ein operativ gut aufgestelltes Unternehmen, mit einem hoch modernen Testzentrum und einem breiten Kundenstamm. Das Eigenverwaltungsverfahren bietet den geeigneten rechtlichen Rahmen, um das Unternehmen finanz- und leistungswirtschaftlich zu restrukturieren und für die Zukunft wettbewerbsfähig aufzustellen.“
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.