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SAV zurück in die Erfolgsspur

Kerngeschäft verheißt Wachstum: SAV bietet ihren Kunden individuelle Lösungen.

Eigentlich war die Neupositionierung der auf magnetische, stationäre, rotative Sonderspanntechnik und Automationslösungen spezialisierten SAV GmbH auf gutem Wege. Alles lief nach Plan – doch dann warf ein Cyberangriff den Nürnberger Mittelständler 2019 ein Stück in seiner Entwicklung zurück, und mit der Coronakrise steht das Unternehmen vor einer zusätzlichen Herausforderung. Die jüngere Geschichte von SAV nahm 2015 ihren Anfang: Damals suchte der 70-jährige Firmengründer einen Nachfolger. VON BÄRBEL BROCKMANN

Durch den Eigentümerwechsel 2015 wurden strukturelle Probleme bei SAV offenkundig. Das Unternehmen hatte im Laufe der Zeit mehrere andere Firmen in Deutschland übernommen, sie aber nicht hinreichend integriert – die neuen Eigentümer änderten das. Sie lösten die einzelnen GmbHs auf und fassten sie unter der Muttergesellschaft zusammen. Es wurde ein zentraler Einkauf geschaffen, das Rechnungswesen zusammengefasst. Entscheidungen wurden nicht mehr standortbezogen getroffen, sondern in neu gebildeten Geschäftseinheiten. All das führte dazu, dass SAV bald wieder auf Erfolgskurs war: „Wir haben die klassischen Restrukturierungsaufgaben in kurzer Zeit erledigt“, so Geschäftsführer Martin Schacherl.

Cyberangriff 2019, Einstieg des Investors 2020

SAV war danach auf starkes Wachstum ausgerichtet. Mitte 2019 geriet dieser Prozess jedoch ins Stocken: Die Konjunktur in wichtigen Kundenbranchen, allen voran im Maschinenbau, schwächte sich ab. Auch die sich abzeichnende Krise in der Automobilindustrie hinterließ Spuren im Auftragseingang. Zusätzlich wurde das Unternehmen durch einen Cyberangriff hart getroffen. „Hätte es diesen Angriff nicht gegeben, wäre 2019 trotz der anderen Herausforderungen sehr gut gelaufen. Das belegt, dass SAV längst wieder eine strukturell starke Position auf dem Markt einnimmt“, erläutert Thomas Becher, Senior Investment Manager bei der BayBG.

Coronakrise: Mit angepassten Strukturen und der Nutzung von Einsparpotenzialen will SAV
gegensteuern.

Daher war es nur folgerichtig, dass Letztere Anfang 2020 im Zuge einer Kapitalerhöhung bei SAV eingestiegen ist und mit zusätzlichem Kapital den weiteren Wachstumsweg begleitet. Die BayBG ist von den großen Zukunftschancen der SAV überzeugt. Vor allem das Kerngeschäft Spanntechnik verheißt gute Wachstumsmöglichkeiten, denn SAV bietet im Unterschied zu Wettbewerbern keine standardisierten Produkte, sondern individuelle Lösungen. „Das war für uns der wesentliche Aspekt. Wir wussten, dass trotz der Einbußen bei manchen Abnehmern die Planung für 2020 umsetzbar ist und sich das Unternehmen auf raschem und stabilem Erfolgskurs befindet“, ist Becher überzeugt.

Die Coronakrise indes hat einige Planungen über den Haufen geworfen – Geschäftsführer Schacherl rechnet deswegen mit Umsatzeinbußen von bis zu 30% im laufenden Jahr. Aber längst steuert SAV gegen: Strukturen werden angepasst und Einsparpotenziale genutzt. In manchen Abteilungen sollen Verschlankungen erfolgen, Entlassungen aber will SAV vermeiden – auch, da man weiß, die nötigen Fachkräfte beim kommenden Aufschwung nicht in ausreichender Zahl zu bekommen. An der Diversifizierung soll jedoch festgehalten werden: SAV ist nicht nur in der Sonderspanntechnik, sondern auch in der Entwicklung von Magnetsystemen und Automatisierungslösungen zu Hause.

Langfristig durchfinanzieren

Gerade in der aktuell herausfordernden Situation ist der Geschäftsführer froh, die BayBG an Bord zu wissen. „Das ist für uns ein Glücksfall“, unterstreicht er. Tatsächlich sieht man bei der BayBG im von Schacherl prognostizierten Worst Case eventuell die Notwendigkeit, weitere Finanzierungsmittel einzubringen. „Wir sind gerade dabei, etwaigen zusätzlichen Bedarf zu ermitteln, um notfalls eine Finanzierungslücke zu schließen“, so Becher. Ein weiteres Engagement der BayBG kommt dazu ebenso in Betracht wie Hilfen der öffentlichen Hand in Deutschland oder der EU. „Wir setzen alles daran, dem Unternehmen die Mittel zur Verfügung zu stellen, dass es langfristig durchfinanziert erfolgreich seinen Weg geht“, versichert Becher.


Interview mit Martin Schacherl: „Wir werden noch einen Zahn zulegen“

Unternehmeredition: Herr Schacherl, SAV realisiert Sparpotenziale, um die Folgen der Coronakrise abzufedern. Was können Sie noch tun, um SAV sicher in die Zukunft zu bringen?
Schacherl:
Wir werden in allen Geschäftsbereichen, nicht nur in der Spanntechnik, Innovationen auf den Markt bringen. Das ist die vielversprechendste Lösung, um nach einer wirtschaftlichen Krise den Markt zurück zugewinnen. Wir haben damit schon vor der Krise begonnen; jetzt werden wir noch einen Zahn zulegen.

Wie gehen Sie dabei vor?

Martin Schacherl, Ge-schäftsführer SAV GmbH

Im Winter 2018 haben wir unsere Ingenieure und Key Account Manager aller Abteilungen im Unternehmen zu einem Workshop übers Wochenende eingeladen. Wir haben sie in Teams zusammengestellt und ihnen die Aufgabe erteilt, ein Brainstorming durchzuführen, um neue und innovative Einfälle für Verbesserungen und Neuerungen anzuregen und zu bewerten. Danach haben wir abgestimmt, welche Impulse die besten Marktchancen haben. Dabei wurden mehrere Ideen ausgewählt, die wir nun umsetzen wollen.

Und wie sieht diese Umsetzung aus?
Wir haben dazu die neue Abteilung Forschung und Entwicklung gegründet. Zwei Neuentwicklungen waren schon für dieses Jahr geplant – durch die Coronakrise hat sich der Prozess jedoch leider verlangsamt. Die Markteinführung erwarten wir bis Ende 2020. Bis dahin, so hoffen wir, wird das Projektgeschäft langsam wieder anlaufen.

Werden Sie mit diesen Produkten auch neue Märkte eröffnen?
Es handelt sich um Neuentwicklungen für neue und vorhandene Märkte. Aber es sind alles Innovationen, für die es keine vergleich baren Produkte gibt.

Herr Schacherl, besten Dank für Ihre Zeit und die interessanten Einblicke.


Kurzprofil SAV GmbH

Gründungsjahr: 1984
Branche: Spanntechnik
Unternehmenssitz: Nürnberg
Umsatz 2019: 26 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: 180
www.sav.de

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