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„Nicht der Gipfel, die sichere Rückkehr ist das Ziel“

Der Ex-Profi-Bergführer, Berater und Buchautor Rainer Petek über den Wandel in Unternehmen, Analogien zwischen dem Bergsteigen und der Berufswelt und seiner schwierigsten Tour. 

Herr Petek, welche Tour prägte Ihr Leben als Bergführer?

Petek: Eine enorme Bedeutung hatte eine aus dem Jahr 1984. Als 19-Jähriger habe ich mit einem Partner die Nordwand der Grandes Jorasses durchstiegen. Wir waren in diesem Sommer die ersten, die dort hinaufgekommen sind. Damals nutzten wir die Chance eines Schönwetterfensters. Die Besteigung zeigte mir, dass fixe Pläne eigentlich nichts bringen. Es geht darum, ins Ungewisse aufzubrechen und Chancen zu ergreifen. Es braucht eine Mischung aus Mut, Entschlossenheit, aber auch Besonnenheit.

Wie häufig mussten Sie in ihrem Leben als Bergführer umkehren?

Nicht der Gipfel, sondern die sichere Rückkehr ist das Ziel. Jeder Bergsteiger lernt schnell, dass sich der Berg nicht mit der Brechstange bezwingen lässt. Mit steigender Erfahrung wird man im Kopf flexibler. Es ist entscheidend, eine zweifache Ausrichtung zu haben: Erstens eine Zielvorstellung. Doch muss man auch ständig in Alternativen denken. Auch im Unternehmen. Dann besteht die Chance, bei einer gravierenden Veränderung einen Tick schneller zu reagieren als der Wettbewerb.

Aus Fehlern lernt man, heißt es so schön. Am Berg macht man manche Fehler aber nur einmal.

Klettere ich mit Kunden in einer 1.000-Meter-Wand in den obersten Schwierigkeitsgraden, dann darf in der Tat nichts passieren. Diese Verlässlichkeit kann man nur aufbauen, wenn man sich vor der Tour akribisch vorbereitet. Wichtig ist es, verlässliche Prozesse zu haben. Natürlich lernt man aus Fehlern. Doch zunächst muss man sich überlegen, welche Fehler es unbedingt zu vermeiden gilt.Der Ex-Profi-Bergführer, Berater und Buchautor Rainer Petek über den Wandel in Unternehmen, Analogien zwischen dem Bergsteigen und der Berufswelt und seiner schwierigsten Tour. 

Mit wem kommt man auf den Berg und im Unternehmen weiter?

Nur wer weiß, wen er am Seil hat, kann an die Formulierung eines Vorhabens gehen. Erst dann macht es Sinn, eine Tour auszuwählen. Im Unternehmen muss deswegen der Personalauswahl und Personalentwicklung hohe Priorität eingeräumt werden.

Der digitale Wandel fordert neue Wege zu gehen. Chance oder Risiko?

Lange Zeit wurde dieser Wandel als etwas Abstraktes gesehen. Jetzt dämmert es aber auch den älteren Führungskräften, dass etwas Mächtiges auf sie zukommt. Die einen sind noch etwas ängstlich, andere schöpfen daraus Energie. Es geht darum, überhaupt einmal zu verstehen, was da passiert, welche neuen Spielregeln sich gerade herausbilden.

Klettern am Berg entscheide ich bewusst. Veränderungen im Unternehmen werden im Zweifelsfall vorgegeben. Wie können Unternehmer einwirken, dass ihre Angestellten positiv auf Veränderungen reagieren?

Generell kann man sagen: Viele Angestellte sehen im Wandel eher die Probleme und weniger die Lösungen. Oftmals nützt ein Perspektivwechsel. Auch am Berg, wenn man sich zum Beispiel etwas von der Wand entfernt.

Teambildung, etwa im Hochseilgarten, wirkt häufig gewollt. Der Antrieb kommt nicht von den Angestellten, sondern vom Arbeitgeber. Ist das nicht kontraproduktiv?

Nur wenn es gelingt, den Blick gemeinsam auf etwas außerhalb des Teams zu richten, auf den Kunden zum Beispiel oder auf den Markt, entsteht positive Energie. Ohne, dass jemals jemand über Teambildung gesprochen hat. Überstrapaziertes und erzwungenes Gemeinschaftsgefühl kann in der Tat kontraproduktiv sein.


Kurzprofil Rainer Petek

Geboren: 1965 in Klagenfurt am Wörthersee

Beruf: Autor, Speaker, und Change-Berater

Hobbys: Bergsteigen, Lesen, Kochen

www.rainerpetek.com

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