Pflegeanbieter Kenbi stellt Antrag auf Insolvenzverfahren

Insolvenz
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Der Düsseldorfer Pflegeanbieter Kenbi GmbH hat beim Amtsgericht Düsseldorf einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Das Unternehmen will das Verfahren nutzen, um seine eingeleitete Restrukturierung abzuschließen und sich strategisch neu aufzustellen. Dr. Gregor Bräuer von der Kanzlei Streitbörger wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Trotz des Insolvenzverfahrens wird der Geschäftsbetrieb an allen 50 Standorten von Kenbi uneingeschränkt fortgeführt. „Der Geschäftsbetrieb von Kenbi geht an allen 50 Standorten und Pflege-Stützpunkten in vollem Umfang weiter“, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter in einem Pressestatement. Die Versorgung der rund 2.500 Pflegebedürftigen sei sichergestellt, bestehende Versorgungsverträge blieben gültig. Unmittelbar nach seiner Bestellung informierte der vorläufige Insolvenzverwalter Bräuer die rund 850 Beschäftigten. Die Löhne und Gehälter sind über die Bundesagentur für Arbeit abgesichert. Kunden und Vertragspartner werden derzeit schriftlich über die aktuelle Lage informiert.

Fokus auf Sanierung und Investorensuche

In den kommenden Wochen wird Bräuer gemeinsam mit der Geschäftsführung und den Gläubigern die wirtschaftliche Lage analysieren. Ziel ist es, Sanierungsoptionen zu identifizieren. Möglich sei ein Einstieg von Investoren oder ein Vergleich mit Gläubigern. „Daran können wir anknüpfen und dabei die sehr wirksamen Instrumente des Insolvenzverfahrens nutzen“, betonte Bräuer. Das Verfahren entlaste das Unternehmen für drei Monate von Personalkosten und ermögliche eine flexible Neuverhandlung von Verträgen. Die Geschäftsführung habe bereits Maßnahmen eingeleitet, um sich stärker auf das Kerngeschäft Pflege zu konzentrieren. Die kapitalintensive Entwicklung eigener Softwarelösungen wurde im Januar 2025 eingestellt.

Restrukturierung seit Anfang 2024

Bereits Anfang 2024 hatte Kenbi eine umfassende Restrukturierung gestartet. Dabei wurden Strukturen in der Pflegeorganisation überarbeitet und Prozesse effizienter gestaltet. In Brandenburg sollen Quartierskonzepte ausgebaut, in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ambulante Angebote gezielt optimiert werden. Gegründet 2019, gilt Kenbi als Digitalisierungsvorreiter in der Pflegebranche. Das Unternehmen setzt auf selbstorganisierte Pflegeteams, unterstützt durch digitale Tools. Die wirtschaftliche Lage hatte sich durch gestiegene Kosten und Nachwirkungen der Pandemie verschärft. Zur Vorbereitung des Insolvenzantrags wurde Kenbi von Sanierungsexperte Christian Stunz von der Kanzlei Justask beraten.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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