Notleidende Kredite nehmen zu

© fizkes – stock.adobe.com
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Der deutsche Markt für notleidende Kredite bleibt trotz einer leichten Abschwächung der Dynamik weiterhin auf einem hohen Niveau. Das geht aus dem NPL-Barometer Frühjahr 2025 der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V. (BKS) hervor. Laut der Erhebung erwarten Fachleute für die Jahre 2025 und 2026 ein weiter wachsendes Volumen notleidender Kredite. „Besonders starke Stresssignale zeigt die Befragung derzeit bei gewerblichen Immobilienkrediten“, sagt Jürgen Sonder, Präsident der BKS. Nach Angaben der BKS gehen 72% der befragten Bankenvertreter davon aus, dass das NPL-Volumen bis Ende 2025 zwischen 40 und 50 Mrd. EUR erreichen werde. Für das Jahr 2026 prognostizieren 44% der Manager einen Anstieg auf 50 bis 60 Mrd. EUR. Weitere 11 % rechnen sogar mit einem Volumen von über 60 Mrd. EUR.

Gewerbliche Immobilienkredite betroffen

Das NPL-Barometer zeige einen leichten Rückgang des sogenannten Klimawerts von 0,45 im Sommer 2024 auf 0,31 im Frühjahr 2025. „Dennoch befinden wir uns im zehnjährigen Jahresvergleich weiter auf hohem Niveau, was sich vor allem mit der wirtschaftlichen Lage erklären lässt“, sagt Sonder. Besonders deutlich zeigt sich der Trend bei gewerblichen Immobilienkrediten. Nach Angaben der BKS ist die NPL-Quote hier von 4,8 % im Vorjahr auf aktuell 5,9 % gestiegen. 64% der befragten Banken berichten von steigenden Beständen in diesem Segment. 50% der Institute rechnen mit einer weiteren Verschlechterung. „Die strukturellen Herausforderungen wie zurückgehende Flächennachfrage bei Büroimmobilien, Transformation im Einzelhandel und höhere Finanzierungskosten belasten sowohl die Kreditperformance als auch die Verwertungsperspektiven“, erklärt Sonder.

KMU-Finanzierungen unter Druck

Bei unbesicherten Konsumentenkrediten erwarten zwei Drittel der Befragten im kommenden Jahr eine Zunahme der notleidenden Kredite. Die Kreditqualität im KMU-Segment zeige ebenfalls Belastungsanzeichen. Die NPL-Quote liegt laut BKS aktuell bei 3,9% und könnte bis Ende 2025 auf vier bis sechs Prozent steigen. Stabil bleibe hingegen die Wohnimmobilienfinanzierung mit einer Quote von knapp einem Prozent. „Nach einer längeren Korrekturphase erwarten die Marktteilnehmer mehrheitlich eine Stabilisierung bis leichte Erholung der Immobilienpreise“, so Sonder. Das Kreditzweitmarktgesetz, das Ende 2023 in Kraft trat, wirke aktuell als dämpfender Faktor für Transaktionsvolumina. Deutschland habe die entsprechende EU-Richtlinie fristgerecht umgesetzt und gemeinsam mit Griechenland eine Vorreiterrolle eingenommen. Laut Daten der European Banking Authority (EBA) seien die NPL-Bestände deutscher Banken von 38 Mrd. EUR Ende 2023 auf 46,6 Mrd. EUR Ende 2024 gestiegen. Das entspreche einem Plus von 23%. „Besonders erfolgreich sind dabei Banken, die eine integrierte Strategie aus traditionellem Work-out, digitalen Lösungen und strategischer Portfoliooptimierung durch selektive Verkäufe verfolgen“, sagt Sonder.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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