Das NESTOR Bildungsinstitut hat das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zum 31. Juli 2025 erfolgreich abgeschlossen. Wie das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg mitteilte, wurde das Verfahren planmäßig aufgehoben. Im Zuge der Sanierung konnten 68 der bisherigen 71 Standorte sowie mehr als 480 Arbeitsplätze gesichert werden. Das Unternehmen bleibt in seiner bisherigen Eigentümerstruktur bestehen und verfügt weiterhin über alle relevanten Zulassungen als Bildungsträger.
Nestor zählt zu den großen Anbietern von Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in Deutschland. Neben Arbeitsvermittlung, Coaching und Beschäftigungsmaßnahmen gehören auch Integrations- und Berufssprachkurse zum Angebot, die über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert werden. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Unternehmens waren laut Geschäftsführung auf ausbleibende Zahlungen des BAMF zurückzuführen. Bereits im Oktober 2024 hatte das Bundesamt – wie im Vorjahr – das Budget für Sprachkurse vorzeitig ausgeschöpft und Zahlungen eingestellt. Dies führte zu erheblichen Vorleistungen seitens des Unternehmens und in der Folge zu einem Liquiditätsengpass.
Sanierung mit externer Unterstützung
Das Eigenverwaltungsverfahren wurde am 1. Januar 2025 eröffnet. Die operative Geschäftsführung – bestehend aus Oliver Chrz, Bastian Ubben und Torsten Wolf – wurde dabei von einem Team der Kanzlei Schultze & Braun unterstützt. Die insolvenzrechtliche Begleitung übernahm Rechtsanwalt Dr. Christoph von Wilcken, während der betriebswirtschaftliche Sanierungsplan von Guido Koch, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, erstellt wurde. Für arbeitsrechtliche Fragen war Rechtsanwalt Alexander von Saenger eingebunden. Zum Sachwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Sven Kirchner von Münzel & Böhm bestellt. Der Geschäftsbetrieb von Nestor lief während der gesamten Dauer des Verfahrens ohne Einschränkungen weiter. Ziel war der Erhalt des bestehenden Rechtsträgers, da die Finanzierungszulassungen des BAMF daran gebunden sind. Eine übertragende Sanierung wurde daher ausgeschlossen. Das Verfahren ermöglichte es, nicht rentable Standorte aufzugeben und die Kostenstruktur nachhaltig anzupassen.
Zukunftsperspektive nach der Restrukturierung
„Unser Geschäftsmodell ist grundsätzlich intakt“, erklärt Geschäftsführer Bastian Ubben. Die Nachfrage nach Bildungsangeboten sei weiterhin hoch. Mit angepasster Kostenstruktur und neuer strategischer Ausrichtung sehe man optimistisch in die Zukunft. Auch Dr. Christoph von Wilcken zieht ein positives Fazit: „Das Unternehmen ist nun zukunftsfähig aufgestellt und kann wieder Fahrt aufnehmen.“
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.