Nachfolger bleibt in der Premiumklasse

Vorgänger Ralf Lüdke (links) und Nachfolger Ralf Klemens (rechts)
Vorgänger Ralf Lüdke (links) und Nachfolger Ralf Klemens (rechts); Foto: Ralf Lüdke Bau- und Möbeltischlerei GmbH

Der frühere Daimler-Ingenieur Klemens Hantsch hat sich einen Lebenstraum erfüllt und eine Tischlerei in Berlin-Kreuzberg übernommen. So konnte gleichzeitig die Nachfolge geregelt werden.

Der frühere Daimler-Ingenieur Klemens Hantsch hat sich als Nachfolger einer Tischlerei in Berlin-Kreuzberg einen Lebenstraum erfüllt.
Foto: © Ralf Lüdke Bau- und Möbeltischlerei GmbH

Nachgedacht hatten beide Seiten schon länger über das Thema. Hier Ralf Lüdke, Gesellschafter der gleichnamigen Bau- und Möbeltischlerei aus Berlin, der nach eigenen Aussagen schon vor zehn Jahren begonnen hatte, über seine Nachfolge nachzudenken: „Damals wollte ich aber die Tischlerei verschenken, und nicht verkaufen.“ Dort Klemens Hantsch, gelernter Handwerker, der nach seiner Lehre und einem Ingenieursstudium in Berlin erst im Motorenwerk von Daimler-Benz und dann später im Markenvertrieb arbeitete und in seiner Freizeit seinen Handwerkerfähigkeiten treu blieb. „Ich bin ein Do-it-yourself-Typ“, sagt Hantsch von sich selbst. „Und nach 15 Jahren in einem Konzern wollte ich etwas Eigenes machen.“ Er stöberte in Nachfolgebörsen, es gab einige Gespräche, ohne Erfolg. Dann entdeckte er in der Nachbarschaft die Tischlerei Lüdke.

Namhafte Kunden ordern in Kreuzberg

Foto: © Ralf Lüdke Bau- und Möbeltischlerei GmbH

Ralf Lüdke hatte sich in den 35 Jahren seines Bestehens einen guten Namen gemacht. Industriellenfamilien aus Paris, London und Moskau ließen sich Türen, Fenster und Inneneinrichtungen von ihm bauen, vor allem, wenn sie in der deutschen Hauptstadt ansässig wurden. So orderte Louis Vuitton das Interieur für seine Filiale am Kurfürstendamm, aber auch Altbauten von Schinkel oder Scharun erhielten die orginalgetreuen Restaurierungen der Holzelemente an ihren Bauten von der Bau- und Möbeltischlerei. Mehr als 100 Azubis bildete Ralf Lüdke in der gesamten Zeit aus. „Für die Kunden ist nicht nur der Name wichtig, den wir uns durch höchste Qualität und Logistik erarbeitet haben. Deshalb wollte ich nicht nur den reinen Namen verkaufen. Das Unternehmen sollte als Ganzes übernommen werden“, so Lüdke. Interessenten, die nur den Namen der Tischlerei kaufen wollten, gab es einige.

Kompromissfindung bei den Nachfolgeverhandlungen

Unterstützt wurde der Unternehmer dabei von der Sozietät bdp Bormann Demant und Partner, mit der er gemeinsam den Verkaufsprozess vorbereitete. Deren Gründungspartner Dr. Michael Bormann  riet ihm, noch mindestens drei Jahre nach dem Verkauf als Berater in seinem Unternehmen zu bleiben. „Im Vergleich zu klassischen Existenzgründungen wird bei der Übernahme im Rahmen einer Nachfolge viel mehr Kapital benötigt. Da ist es auch für die Bank sicherer, zu wissen, dass der Vorgänger noch einige Zeit unterstützend zur Verfügung steht.“ Auch mussten Kompromisse zwischen beiden Seiten moderiert werden. „Rolf Lüdke musste seinem Nachfolger bei den Beraterhonoraren entgegenkommen“, sagt Bormann. „Ein weiteres Kriterium ist die Ermittlung eines für beide Seiten passenden Kaufpreises. Hierbei sollten rein wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt werden. Auf keinen Fall sollen emotionale Faktoren dort eine Rolle spielen.“

Seinem Nachfolger gelang es nicht zuletzt mit dieser Strategie, Gründerkredite und Gewerbekredite zur Finanzierung des Kaufpreises von den regionalen Banken zu bekommen. Innerhalb von drei Monaten stand die Finanzierung. „Die Herausforderung war, dass ich meinen Konzernjob in dieser Phase noch nicht gekündigt hatte und nebenher die Businesspläne erstellt und auch schon in der Tischlerei mitgearbeitet habe, um ein Gefühl für die Arbeitsweise des Inhabers und seiner Mitarbeiter zu bekommen“, so Klemens Hantsch. So lautet auch sein nächstes Ziel: „Erst einmal gut reinkommen in die Materie.“


KURZPROFIL Lüdke Bau- und Möbeltischlerei GmbH

Branche: Bau

Gründungsjahr: 1986

Firmensitz: Berlin-Kreuzberg

Mitarbeiter: 18

Umsatz 2020: 1,7 Mio. EUR

www.luedke.de

Autorenprofil
Torsten Holler

Der Wirtschaftsjournalist Torsten Holler schreibt seit 1987 regelmäßig für renommierte Wirtschaftsmedien über verschiedenste Themen.

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