Mit Fleiß, Geduld und dem Glauben an sich selbst

In gewisser Weise war das, was Dr. Helmut Schreiner bei Industry Insights zu erzählen hatte, typisch für viele Familien in Deutschland: Das Unternehmen in bitterer Armut nach dem Krieg aufgebaut, aus dem wenig Vorhandenen das Nötigste gemacht. Dennoch unterscheidet sich die Schreiner Gruppe heute von vielen anderen Unternehmen: Wenige haben es zu so viel Erfolg gebracht.

„Als zweite Generation übernehmen, an die dritte Generation übergeben“ lautete das Motto bei Industry Insights am 3. Juli im Bayerischen Hof in München. Ein Thema, das genau auf Helmut Schreiner, den ehemaligen Geschäftsführer des gleichnamigen Etikettenspezialisten, zugeschnitten ist. 2012 übergab er den Stab an seinen Sohn Roland, die dritte Generation. Doch einfach war der Prozess nicht, auch wenn der Sohnemann eigentlich schon immer als Nachfolger feststand.  „Während der Übergabe haben wir uns beide nochmal auf ganz neue Art und Weise kennengelernt.“ Dazu gehörten auch schmerzliche Erfahrungen. Zum Beispiel, als der Junior als Sinnbild für den Stand der Übergabe eine zerklüftete und wenig stabile Hängebrücke auswählte. Doch mithilfe einer Mediatorin konnte der Prozess abgeschlossen werden, am 1.9.2012 ging die Leitung an den Junior über.

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Langjähriger Chef des Etikettenherstellers: Helmut Schreiner

Es waren persönliche und private Eindrücke wie diese, die den Abend zu einem besonderen Erlebnis machten. Dabei wurde schnell klar, dass die „Meisterprüfung Unternehmensnachfolge“, wie sie Helmut Schreiner selbst nannte, nicht die einzige Herausforderung war, der sich die Schreiner Gruppe zu stellen hatte. Nach dem Krieg musste improvisiert werden, in Garage, Küche und Badewanne stellte die Firma geprägte Siegelmarken und Etiketten her. Helmut Schreiner war von vornherein eingespannt, musste Kalk löschen, Schubkarren fahren und als Handlanger zur Seite stehen. Geschlafen haben er und seine Geschwistern in der Küche auf Feldbetten. Naturgemäß ist die Bindung zur Firma sehr hoch. „Etwas Anderes als sie einmal zu übernehmen kam gar nicht in Frage.“ Es erklärt vielleicht auch, warum er den Betrieb über all die Jahre wie einen Organismus gesehen hat, den es zu pflegen galt, mitsamt seinen Mitarbeitern. Der Erfolg gibt der Philosophie von Schreiner recht: Heute ist das Unternehmen in sechs Geschäftsbereiche aufgestellt, 750 Mitarbeiter erwirtschaften knapp 150 Mio. Euro Umsatz. Einen Prozess vor dem Arbeitsgericht musste es noch nie bestehen.

Bereut er, so viel gearbeitet zu haben? „Ganz klar nein“, stellte Schreiner bei der anschließenden Fragerunde fest. Er sei vielmehr froh, so viel geschaffen zu haben, auch dank der Unterstützung seiner Familie und einer tiefen spirituellen Verbundenheit. Die Arbeit und der Fleiß sind für Helmut Schreiner Sinn und Erfüllung zugleich. So sehr, dass er nach dem Ausscheiden aus dem operativen Geschäft eine neue Firma gegründet hat, die Schreiner Innovation GmbH & Co. KG. Mit ihr fördert der Senior junge Unternehmen und innovative Produktentwicklungen. Denn auch wenn er lernen musste, an einer Stelle loszulassen, heißt das nicht, woanders nicht weitermachen zu können.

Industry Insights ist eine Veranstaltungreihe der Liebe-Sutor-Gawlowski Personalberatung in Partnerschaft mit Seibold & Cie und findet in regelmäßigen Abständen im Bayerischen Hof in München statt. Die Unternehmeredition begleitet die Veranstaltungsreihe als exklusiver Medienpartner. www.industry-insights.de 

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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