Laut einer aktuellen Untersuchung von Grant Thornton in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) sind 59% der Unternehmen im deutschen Small- und Mid-Cap Private-Equity-Markt aus Sicht potenzieller Käufer kaum auf einen Exit vorbereitet. Die Studie mit dem Titel „Exit Readiness – Too little, too late?“ kommt zu dem Schluss, dass über 400 Private-Equity-Portfolio-Gesellschaften aktuell als „overdue“ gelten. Die Folge sei ein signifikanter Exit-Stau in Deutschland. Demnach zeige sich eine wachsende Relevanz des Themas Exit Readiness. 76% der Verkäufer planen künftig, entsprechende Maßnahmen deutlich früher einzuleiten. 58% wollen dafür mehr personelle Ressourcen einsetzen. Ziel sei es, strukturelle Schwächen in der Exit-Vorbereitung frühzeitig zu beheben, um Kaufinteressenten ein attraktives Gesamtbild zu bieten.
Unstrukturierte Finanzdaten
Nach Angaben der befragten Käufer bestehen wesentliche Mängel insbesondere bei der Aufbereitung der Finanzinformationen. Häufig bemängelt würden unstrukturierte Finanzdaten, eine unklare Equity Story sowie unzureichend ausgearbeitete Business-Pläne. Dies erschwere Investoren eine fundierte Bewertung und erhöhe den Transaktionsaufwand erheblich. „Die Ergebnisse der Erhebung zeigen, dass Exit Readiness nicht mehr nur das Zusammenstellen verschiedener Unterlagen und Dokumente meint – tatsächlich muss Exit Readiness heute als ein Kerninstrument des Portfoliomanagements verstanden und von frühzeitiger Planung, einem soliden Business-Plan sowie einer guten Equity Story begleitet werden“, erläutert Dr. Stephane Müller, Partner im Geschäftsbereich Advisory bei Grant Thornton in Deutschland.
Wertsteigerung als Hauptmotiv
Laut Studie ist die gezielte Wertsteigerung des Portfoliounternehmens das wichtigste Motiv hinter Exit-Readiness-Maßnahmen. 80 % der Befragten nennen Umsatzsteigerung, 73 % Effizienzsteigerung, 65 % die Entwicklung einer M&A-Strategie und 60 % die Optimierung der Finanzierung als zentrale Hebel. Zur Erreichung dieser Ziele setzen Unternehmen unter anderem auf Preismanagement, eine verbesserte Vertriebsstruktur sowie digitale Lösungen zur Prozessoptimierung. Zudem spielt eine klare Darstellung der eigenen M&A-Strategie eine zunehmende Rolle, etwa durch einen belastbaren Business-Plan und eine durchdachte Equity Story.
Stärkere Integration
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass erfolgreiche Exit-Strategien zunehmend auf frühzeitige, kontinuierliche Maßnahmen setzen. Dazu zählen regelmäßige Soll-Ist-Abgleiche, die aktive Einbindung von Management- und Portfolioteams sowie der gezielte Einsatz externer Expertise zur Validierung der Marktposition. „Wer Exit Readiness als laufenden Prozess versteht, führt regelmäßige Soll-Ist-Abgleiche durch, integriert Management und Portfolio-Teams aktiv, nutzt externe Expertise gezielt zur Marktvalidierung und setzt auf klare Vorbereitung aller Verkaufsunterlagen. Ein frühzeitig strukturierter und kompetitiv gestalteter Bieterprozess sowie ergänzende Maßnahmen wie Management-Coaching oder strategische Marktpositionierung schaffen zusätzliches Vertrauen und heben den Unternehmenswert“, sagt Klaus-Martin Haußmann, Partner im Bereich Advisory bei Grant Thornton.
Exit Readiness entwickelt sich zum Vorteil
Auch beim BVK bestätigt man den zunehmenden Stellenwert des Themas unter den Marktteilnehmern. „Früher starten, größere Teams aufstellen – auch im Gespräch mit unseren Verbandsmitgliedern hören wir vermehrt, dass dem Thema Exit Readiness mehr Aufmerksamkeit zuteilwird, da Unternehmen sich der positiven Auswirkungen immer bewusster werden. Exit Readiness wird damit zunehmend vom Nice-to-have zu einem echten strategischen Vorteil“, so Attila Dahmann, Leiter Marktinformation und Forschung beim BVK.
Die Untersuchung basiert auf einer nicht-repräsentativen Online-Befragung, die zwischen dem 25. Juli und dem 8. September 2025 durchgeführt wurde. Befragt wurden 51 Ansprechpartner aus einem gemeinsamen Adresspool von Grant Thornton und dem BVK. Die Umfrage umfasste 20 geschlossene Fragen, ergänzt durch qualitative Interviews zur Validierung der Ergebnisse.





