Die Auftragslage im deutschen Maschinen- und Anlagenbau hat sich im September 2025 erneut deutlich verschlechtert. Nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) lagen die realen Auftragseingänge um 19% unter dem Wert des Vorjahresmonats. Zwar habe der Vorjahresmonat durch Großaufträge einen Sondereffekt dargestellt, doch dieser Basiseffekt könne laut dem Chefvolkswirt des VDMA, Johannes Gernandt, nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Sektor weiterhin in einer strukturellen Schwächephase befindet.
Insbesondere die Auslandsnachfrage entwickelte sich rückläufig: Während die Bestellungen aus dem Inland um 5% sanken, brachen die Aufträge aus dem Ausland sogar um 24% ein. Dabei lag das Minus aus den Euro-Partnerländern bei 13%, aus den Nicht-Euro-Ländern gingen die Orders um 27% zurück. Im gesamten dritten Quartal 2025 fiel der Auftragseingang im Maschinenbau laut VDMA um 6% niedriger aus als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Inlandsbestellungen lagen 3 % unter dem Vorjahreswert, bei den Auslandsaufträgen betrug der Rückgang 7%. Während aus den Euro-Ländern in den ersten neun Monaten des Jahres noch ein Zuwachs von 10% registriert wurde, lagen die Bestellungen aus den Nicht-Euro-Ländern 5% unter dem Vorjahresniveau. Insgesamt ergibt sich für Januar bis September ein Rückgang der Bestellungen von 1%.
Produktionsrückgang erwartet
Trotz der aktuellen Schwäche bleibt die Lage aus Sicht des VDMA nicht ausweglos. Der Verband geht weiterhin von einem Produktionsrückgang von 5% im laufenden Jahr aus. Gernandt betont, dass sich die Lage im Maschinen- und Anlagenbau erst dann grundsätzlich verbessern könne, wenn strukturelle Reformen in Deutschland und Europa greifen und internationale Handelskonflikte entschärft werden. Er verweist dabei insbesondere auf die Unsicherheiten rund um die US-Strafzölle.
Stellenabbau bei Unternehmen erwartet
Die wirtschaftliche Schwäche schlägt sich zunehmend auch auf dem Arbeitsmarkt nieder. Laut einer im Oktober veröffentlichten Umfrage des VDMA unter 877 Mitgliedsunternehmen gaben 55% der Betriebe an, ihre Belegschaft in den kommenden sechs Monaten halten zu wollen. Gleichzeitig rechnen 26% der Unternehmen mit einem Personalabbau. Zum Stichtag 30. Juni 2025 waren laut VDMA bundesweit rund 1,01 Mio. Menschen in Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten tätig. Einschließlich kleinerer Betriebe geht der Verband von mehr als 1,2 Mio. Beschäftigten im Maschinen- und Anlagenbau aus.
Einkaufsmanagerindex bestätigt schwieriges Umfeld
Auch aktuelle Zahlen zum HCOB-Einkaufsmanagerindex Deutschland zeichnen ein verhaltenes Bild für die Industrie. Der Index lag im Oktober bei 49,6 Punkten und damit erneut unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Zwar konnte die Produktion den achten Monat in Folge gesteigert werden, der Zuwachs fiel jedoch schwächer aus als im Vormonat. Die Auftragseingänge stiegen laut HCOB nur leicht, während die Exportbestellungen weiter zurückgingen. Als Gründe nannten die befragten Unternehmen unter anderem die schwache Nachfrage aus Asien und den USA, vorsichtiges Kundenverhalten sowie die anhaltende Baukonjunkturschwäche.
Die Auftragsbestände sanken weiter, wenn auch moderat. Gleichzeitig wurde die Beschäftigung erneut reduziert. Der Stellenabbau setzte sich damit den 28. Monat in Folge fort. Die Einkaufsmenge schrumpfte zum dritten Mal in Folge. Viele Unternehmen reduzierten gezielt ihre Lagerbestände. Auch die Fertigwarenlager wurden stärker als zuletzt abgebaut. Die Lieferzeiten verlängerten sich zum zweiten Mal in Folge. Während die Einkaufspreise erneut zurückgingen, stiegen die Verkaufspreise erstmals seit sechs Monaten wieder an.
Industrie bleibt unter Druck
Der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Nils Müller, sieht in der aktuellen Lage eine Fortsetzung der industriellen Schwäche. Die deutsche Industrie trete auf der Stelle, kommentierte Müller. Die Wachstumsimpulse aus dem Investitionsgüterbereich reichten nicht aus, um den gesamten Sektor zu stabilisieren. Die schwache Nachfrage und anhaltende Unsicherheiten im globalen Umfeld belasteten die Branche weiterhin.





