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Management Buyout (Ausgabe 1/2007)

Wird ein Unternehmensteil vom Konzern getrennt, kann dies ungeahnte Kräfte freisetzen. So auch im Fall der Melvo GmbH, eines Spezialisten für Feinschuhpflegemittel, der Produkte der Marken Salamander, Woly und Coxy im In- und Ausland vertreibt. Ende 2003 wurde das Unternehmen in Form eines von Hannover Finanz begleiteten Management Buyouts aus dem Salamander-Konzern herausgelöst. In der Eigenständigkeit konnte sich der schwäbische Mittelständler bisher gut entfalten: Der Umsatz stieg von 25 Mio. Euro im Jahr vor dem MBO auf 36 Mio. Euro 2006.
Wird ein Unternehmensteil vom Konzern getrennt, kann dies ungeahnte Kräfte freisetzen. So auch im Fall der Melvo GmbH, eines Spezialisten für Feinschuhpflegemittel, der Produkte der Marken Salamander, Woly und Coxy im In- und Ausland vertreibt. Ende 2003 wurde das Unternehmen in Form eines von Hannover Finanz begleiteten Management Buyouts aus dem Salamander-Konzern herausgelöst. In der Eigenständigkeit konnte sich der schwäbische Mittelständler bisher gut entfalten: Der Umsatz stieg von 25 Mio. Euro im Jahr vor dem MBO auf 36 Mio. Euro 2006.

Keimzelle im Familienunternehmen Salamander
Die Geschichte der Ludwigsburger Firma ist untrennbar mit dem Familienunternehmen Salamander verbunden. Die Keimzelle von Melvo liegt in den 1920er Jahren, als der traditionsreiche Schuhhersteller mit der Produktion und dem Vertrieb von Schuhpflegemitteln unter der Marke Salamander begann. Beliefert wurden damals eigene und unabhängige Schuhfachgeschäfte in Deutschland und Österreich, die Salamander Schuhe verkauften. In den frühen 1980er Jahren rundeten zusätzliche Artikel wie Einlegesohlen, Schuhsenkel und Schuhspanner das Sortiment der Pflegemittel ab. Wurden bis dahin lediglich die mit Salamander-Schuhen verbundenen Fachgeschäfte mit Zusatzartikeln der Marke Salamander bedient, folgte mit einer Reihe von Akquisitionen die Expansion in neue Märkte. Zunächst wurden in den 80ern mit der Marke Coxy die Exportaktivitäten in weitere Länder ausgebaut. Mit der Akquisition der deutschen Schuhpflegemarke Agal wurde 1987 nun auch der Schuhfachhandel außerhalb des Salamander-Vertriebsweges erschlossen. Gleichzeitig wurde aufgrund des erweiterten Umsatzvolumens der Vertrieb von Schuhpflegemitteln – bis dahin als Abteilung der Salamander AG geführt – an die Tochter Melvo Vertriebsgesellschaft mbH gegeben. Schließlich kam 1993 die Schweizer Traditionsmarke Woly – ausschließlich für das Exportgeschäft – hinzu. Einen weiteren Meilenstein setze das Jahr 2002, als Salamander auch die Pflegemittelproduktion an Melvo übergab, die nun Produktion und Vertrieb von Schuhpflegemitteln innehatte.

Management Buyout nach Strategiewechsel des Eigentümers
Nach mehreren Eigentümerwechseln geriet Salamander um die Jahrtausendwende – das Unternehmen hatte sich inzwischen zu einem Mischkonzern entwickelt – in den Besitz der ENBW Energie Baden-Württemberg AG. Nach einem Strategiewechsel – Konzentration aufs Kerngeschäft Energie – hatte sich der Energiekonzern entschlossen, Randgeschäfte wie den Salamander-Konzern und damit die Melvo GmbH abzustoßen. Nun stellte sich die Frage, wie es weitergeht. “Melvo war ein profitables, schlankes Unternehmen, besaß eine extreme Nähe zu den Vertriebspartnern, hohe Loyalität der Mitarbeiter und verfügte mit Salamander und Woly über zwei internationale Top-Marken im Schuhpflegebereich”, sagt Michael Niks, geschäftsführender Gesellschafter der Melvo GmbH, der bereits seit 1980 in der Firma arbeitet. “Da bot es sich an, das Unternehmen im Rahmen eines Management Buyouts zusammen mit einem Finanzinvestor zu übernehmen und als eigenständige Einheit weiterzuführen.” Die Alternative wäre wohl der Verkauf an einen Konzern gewesen. Auch für Geschäftsführer Reiner Hildbrand, zum damaligen Zeitpunkt erst seit anderthalb Jahren im Unternehmen, hatte der MBO Charme: “Das gab mir die Chance, unternehmerisch tätig zu werden. So eine Chance bietet sich vielleicht nur einmal im Leben”, sagt Hildbrand. So übernahm das Management 15% der Melvo-Anteile und wurde zum Miteigentümer. Der Kontakt zu Hannover Finanz kam über M&A-Berater zustande. Für die Private Equity-Gesellschaft HannoverFinanz sprach, dass deren Evergreen-Fonds eine unbegrenzte Laufzeit besitzen und der Investor nicht schon beim Einstieg über den Exit spricht, sagt Niks. “Außerdem unterstützt uns Hannover Finanz in Finanzierungsfragen und hält sich ansonsten aus dem operativen Geschäft weitgehend heraus”, so der geschäftsführende Gesellschafter.

Ausblick
Bisher hat sich der MBO für Management und Finanzinvestor gelohnt, die Geschäftsentwicklung verlief seitdem äußerst positiv. Der Umsatz stieg von 25 Mio. Euro im Jahr vor dem MBO auf 36 Mio. Euro im vergangenen Jahr, ein Plus von immerhin 44%. Getrieben wurde das Wachstum besonders von einer rasanten Entwicklung in Osteuropa und Russland. Heute erwirtschaftet Melvo 75% seines Umsatzes im Ausland. Auch für die Zukunft stünden die Zeichen auf Expansion, sagt Niks: ” Wir wollen weiterhin neue Märkte erschließen, zunächst in Süd- und Mitteleuropa. Weitere Überlegungen gehen in Richtung Asien.”

Markus Hofelich

Kurzprofil:
Melvo
Gründungsjahr: 1988
Branche: Feinschuhpflegemittel
Unternehmenssitz: Ludwigsburg
Mitarbeiter: 110
Umsatz 2006: 36 Mio. Euro

“Konservative Zahlen und sehr klare Zielvorstellungen”
Interview mit Volker Tangemann, Projektleiter, Hannover Finanz

Unternehmeredition: Herr Tangemann, Sie haben den Management Buyout bei Melvo durchgeführt und betreuen das Unternehmen bis heute. Was hat Sie 2004 bewogen, bei Melvo einzusteigen?
Tangemann: Sicherlich in erster Linie das Management. Es arbeitete bereits erfolgreich, plante mit konservativen Zahlen und hatte sehr klare Zielvorstellungen. Mit der Produktion und dem Vertrieb von Feinschuhpflegemitteln erzielte Melvo kontinuierlich schöne Margen, große Wachstumsperspektiven gab es aus damaliger Sicht nicht.

Unternehmeredition: Wie bewerten Sie Ihr Investment aus heutiger Sicht?
Tangemann: Melvo ist mittlerweile ein extrem lohnendes Investment, weil die Entwicklung deutlich positiver verlaufen ist, als es alle Beteiligten erwartet haben. Die Ursache dafür liegt fast ausschließlich in einem außerordentlich erfreulichen Russland-Geschäft, inklusive einiger ehemaliger GUS-Teilstaaten. Im Gegensatz zu Wettbewerbern hat sich Melvo bei der Expansion nicht nur auf die großen Metropolen konzentriert, sondern ist konsequent in die Fläche gegangen. Das hat sich letztendlich ausgezahlt. So werden heute auch in Regionen wie Weißrussland ansehnliche Umsätze erzielt. Wir wären aber auch ohne das überraschende Wachstum mit diesem ertragsstarken, stabilen Unternehmen glücklich gewesen.
Unternehmeredition: Welche Investitionsstrategie verfolgt Hannover Finanz?
Tangemann: Wir investieren in deutlich profitable Mittelständler im deutschsprachigen Raum, die mindestens 20 Mio. Euro Jahresumsatz erzielen sollten. Dann gibt es drei Investitionsanlässe: Konzern-Spin-offs, wie bei Melvo, Nachfolgeregelungen im Mittelstand und den Owner’s Buyout. Bei letzterem schaffen wir mit bestehenden Familiengesellschaftern eine neue, langfristig angelegte Finanzierungsstruktur. Wir machen aber auch klassische Wachstumsfinanzierungen mit Minderheitsbeteiligungen. Ein Vorteil für Unternehmen liegt in unserer Evergreen-Fondsstruktur, bei der die Fonds eine unbegrenzte Laufzeit haben.

Unternehmeredition: Herr Tangemann, danke für das Interview!

Das Interview führte Markus Hofelich.
hofelich@unternehmeredition.de

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