Lindner-Hotelgruppe meldet Insolvenz an

(c) murattellioglu_adobe_stock
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Die traditionsreiche Düsseldorfer Lindner Hotels AG hat Insolvenz angemeldet. Betroffen sind 13 Standorte in Deutschland sowie rund 850 Mitarbeiter. Ziel ist eine Restrukturierung im Rahmen eines Eigenverwaltungsverfahrens, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und die langfristige Zukunft des Unternehmens zu sichern. Die Lindner Hotels AG, gegründet 1973 von Architekt Otto Lindner, entwickelte sich von einem Einzelbetrieb in Düsseldorf zu einer der führenden Hotelgruppen in Europa. Derzeit umfasst das Portfolio der Unternehmensgruppe 41 Hotels, darunter die Marken „Me and all“ sowie die Luxuslinie „7Pines“. Die Insolvenz betrifft nach Angaben des Unernehmens jedoch ausschließlich die 13 deutschen Standorte der Kernmarke Lindner, darunter Häuser in Berlin, Hamburg, Köln und Sylt.

Verpflichtungen aus der Vergangenheit

In den letzten Jahren kämpfte die Hotelgruppe mit den Folgen der Corona-Pandemie, gestiegenen Energie- und Mietkosten sowie rückläufigen Buchungszahlen im Geschäftsreisemarkt. Besonders die langfristigen Pachtverträge erwiesen sich als wirtschaftliche Belastung. Laut Sanierungsexperte Frank Kebekus, der die Geschäftsführung im Eigenverwaltungsverfahren unterstützt, waren die „Verpflichtungen aus der Vergangenheit“ ein zentraler Grund für die Zahlungsunfähigkeit. Das Amtsgericht Düsseldorf hat den Sanierungsanwalt Dirk Andres zum vorläufigen Sachverwalter bestellt. Ziel des Verfahrens ist es, den Geschäftsbetrieb ohne größere Einschränkungen fortzuführen. Die Mitarbeiter sollen durch das Insolvenzgeld abgesichert werden, während die Verpächter zu Verhandlungen über günstigere Vertragskonditionen bewegt werden sollen.

Die Geschäftsführung um Frank Lindner hofft, durch die Maßnahmen eine tragfähige Basis für die Zukunft zu schaffen. Laut Kebekus soll bis zum Sommer 2025 ein Insolvenzplan ausgearbeitet werden, über den die Gläubiger abstimmen. Ein Hoffnungsschimmer für Hotelgruppe war 2022 die Partnerschaft mit der amerikanischen Hyatt Hotels Corporation. Diese sollte internationale Gäste durch die Vermarktung der Lindner-Häuser unter der Marke „Joie de Vivre“ anziehen. Hyatt übernahm in diesem Jahr die jüngere Lindner-Markenlinie „Me and all“. Doch diese Zusammenarbeit konnte die wirtschaftlichen Probleme der Kernmarke nicht entscheidend lindern. Hinzu kamen personelle Veränderungen: Der ehemalige CEO Arno Schwalie und Vorständin Stefanie Brandes verließen das Unternehmen im Jahr 2024, um zu anderen Hotelketten zu wechseln.

Herausforderungen der Branche

Die Insolvenz der Lindner-Gruppe reiht sich ein in eine Serie von Schwierigkeiten in der deutschen Hotellerie. Zuletzt meldeten auch die Achat-Hotels Insolvenz an, während Unternehmen wie Novum Hospitality und Dertour Umstrukturierungen einleiteten. Laut dem Branchenverband Dehoga bleibt die Erholung nach der Pandemie schwierig: Trotz steigender Übernachtungszahlen belaste eine „Kostenexplosion“ bei Energie und Lebensmitteln sowie der Fachkräftemangel viele Betriebe.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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