Wirtschaftsprognosen: Ukraine-Krieg bringt Preissteigerung

Stimmungshoch in der deutschen Wirtschaft: Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Mai auf 99,2 Punkte gestiegen und das ist der höchste Wert seit Mai 2019.
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In der Dienstleistungsbranche verbessert sich die Lage gerade etwas. Dies dürfte auf die Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie liegen. Aus diesem Grund stieg IHS Markit S&P-Index für Dienstleistungsbranche weiter an. Mit dieser erfreulichen Nachricht beginnen wir die Übersicht über aktuelle Wirtschaftsprognosen.

Wie das Forschungsinstitut IHS Markit mitteilte, verbesserte sich die Inlandsnachfrage und ließ die Neuaufträge ebenfalls ansteigen. Dieser Anstieg hält bereit seit drei Monaten an. Auch der Auftragsbestand in der Branche nahm zu, allerdings nicht mehr so stark wie in den vergangenen Monaten. Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global, kommentiert: “Im Dienstleistungssektor ging es auch im März weiter bergauf. Dass die Zuwächse bei der Geschäftstätigkeit so groß ausfielen wie zuletzt im September 2021, ist dabei auf die jüngsten Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen zurückzuführen. Der Servicesektor spielte damit eine Schlüsselrolle als Wachstumsmotor für die deutsche Privatwirtschaft“. Die massive Verteuerung der Rohstoffpreise in den letzten Wochen habe den bereits bestehenden Kostendruck nochmals verschärft und führe zum kräftigsten Anstieg der Betriebsausgaben im Servicesektor seit Beginn der Datenerhebung vor knapp 25 Jahren.

Inflation steigt auf über 7 Prozent

Die Inflationsrate in Deutschland lag im März 2022 bei +7,3 %. Das hat das Statistische Bundesamt (Destatis) heute bekannt gegeben. Dieser Wert ist ein neuer Höchststand seit der Deutschen Vereinigung. Im Februar 2022 hatte der Wert noch bei +5,1 % gelegen. Im früheren BRD-Bundesgebiet hatte es nach Angaben von Destatis ähnlich hohe Inflationsraten zuletzt im Herbst 1981 gegeben, als infolge des Ersten Golfkrieges zwischen dem Irak und dem Iran die Mineralölpreise deutlich gestiegen waren.

„Neben der Corona-Pandemie wirkt sich nun der Krieg Russlands gegen die Ukraine deutlich auf die Teuerung in Deutschland aus, insbesondere bei Heizöl, Kraftstoffen und Erdgas sowie einzelnen Nahrungsmitteln“, sagt Dr. Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes. Die Preise für Waren insgesamt erhöhten innerhalb eines Jahres um 12,3%. Mit +144,0% haben sich die Preise für leichtes Heizöl mehr als verdoppelt.

Kurzarbeit etwas gesunken

Die Zahl der Kurzarbeitenden ist im März etwas gesunken. 620.000 Menschen waren in Kurzarbeit, rund 60.000 weniger als im Februar. Das schätzt das Münchner ifo Institut aufgrund seiner Umfragen und der Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. „Die Entwicklung war nicht überall gleich. In der Industrie stiegen die Zahlen, im Handel und im Gastgewerbe sanken sie“, sagt ifo-Experte Stefan Sauer. In der Industrie ging es dagegen gibt es nach ifo-Schätzung 122.000 Kurzarbeitende – davon 43.000 in der Automobilindustrie. Vor Corona hatte die Zahl der Kurzarbeitenden im Februar 2020 bei 134.000 gelegen, im April 2020 hatte sie den Rekordwert von 6 Millionen erreicht. Der vorherige Höchstwert während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise lag im Frühjahr 2009 bei 1,5 Mio. Kurzarbeitenden.

Materialmangel verschärft sich

Der Materialmangel in der deutschen Industrie hat sich weiter verschärft. Nach einer aktuellen Befragung des Münchener ifo-Instituts beklagen sich über 80% der Firmen in Deutschland über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen. Im Februar waren es noch rund 5% weniger. „Die Attacke auf die Ukraine hat die Lage für viele Unternehmen nochmals verschlechtert. Zu den bestehenden sind nun neue Probleme in den Lieferketten hinzugekommen. 17% der Industriefirmen importieren zum Beispiel aus Russland“, sagt der Leiter der ifo Umfragen, Klaus Wohlrabe. Rund 90% der Unternehmen aus der Automobilindustrie, dem Maschinenbau und der Elektroindustrie von berichten von Lieferproblemen. In der Chemischen Industrie liegt der Anteil bei rund 70%.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist die Produktion im Produzierenden Gewerbe im Februar 2022 leicht gegenüber dem Vormonat gestiegen. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, aber um 3,8% niedriger. Diese Produktionslücke sei vermutlich auf die anhaltende Knappheit an Vorprodukten zurückzuführen.

 

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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