Das Kreditneugeschäft deutscher Banken mit Unternehmen ist im zweiten Quartal 2025 laut KfW Research nur moderat gewachsen. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahresquartal betrug lediglich 0,8%, nachdem im ersten Quartal noch ein Zuwachs von 2,9% verzeichnet worden war. Angesichts einer Preissteigerung von 1,9% für Investitionsgüter ergibt sich inflationsbereinigt sogar ein Rückgang der Kreditvergabe. Gründe für diese Entwicklung sieht KfW Research vor allem in der schwachen Konjunktur und den im April verhängten US-Importzöllen. Diese Faktoren belasteten sowohl das Investitionsklima als auch die Kreditnachfrage der Unternehmen. Die nominalen Investitionsausgaben stiegen laut Schätzungen der KfW im zweiten Quartal nur um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal. Die Zurückhaltung spiegelt sich auch in der geringen Dynamik bei Kreditabschlüssen wider. Zwar wurden etwas mehr langfristige Kreditverträge abgeschlossen, kurzfristige Liquiditätsengpässe seien laut KfW Research jedoch kein maßgeblicher Treiber der Kreditaufnahme gewesen. Ein stärkerer Rückgang des Neugeschäfts wurde durch das gesunkene Zinsniveau verhindert.
Zinsen fallen – Nachfrage bleibt verhalten
Zwischen Januar und August 2025 sind die durchschnittlichen Kreditkosten für Unternehmen um rund einen Prozentpunkt auf etwa 3,5 % gesunken. Nach Angaben der EZB und KfW Research resultiert diese Entwicklung aus gesunkenen Refinanzierungskosten der Banken. Eine weitere leichte Entspannung bei den Zinsen erscheint möglich, auch wenn keine Rückkehr zum Vorkrisenniveau erwartet wird. Trotz dieser günstigen Finanzierungskonditionen zeigt sich die Kreditnachfrage der Unternehmen bislang wenig dynamisch. Nach Ergebnissen des Bank Lending Survey der Bundesbank berichten Banken zwar von einem Anstieg der Nachfrage im zweiten Quartal und erwarten eine Fortsetzung dieses Trends im dritten Quartal. Unternehmensbefragungen deuten jedoch weiterhin auf Zurückhaltung bei Kreditaufnahmen hin. Die KfW geht davon aus, dass das gesunkene Zinsniveau in den Herbstmonaten zu einem moderaten Anstieg des Kreditinteresses führen könnte.
Investitionsklima weiterhin gedämpft
Ein wesentlicher Faktor für das Verhalten der Unternehmen ist das schwache gesamtwirtschaftliche Umfeld. Trotz fiskalischer Impulse, wie der Einführung verbesserter Abschreibungsregeln für Unternehmensinvestitionen ab Juli, bleibt der Effekt auf die reale Investitionstätigkeit bislang begrenzt. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) könnten die Maßnahmen die Anlageinvestitionen um rund 0,16% jährlich steigern. KfW Research rechnet mit einer leichten konjunkturellen Aufhellung im vierten Quartal, insbesondere durch geplante Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben. Die konkrete Umsetzung dieser Maßnahmen ist nach Einschätzung der KfW entscheidend dafür, ob Unternehmen wieder mehr Vertrauen in eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung gewinnen. Dieses Vertrauen sei Voraussetzung für eine Belebung der Kreditnachfrage und eine Ausweitung der Investitionstätigkeit.
Restriktive Kreditstandards erschweren Zugang
Die Zurückhaltung auf Unternehmensseite trifft auf ein weiterhin restriktives Verhalten der Banken. Laut dem KfW-ifo-Kredithürde-Bericht für das dritte Quartal 2025 bleibt der Zugang zu Bankkrediten insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) schwierig. Der Anteil der Mittelständler, die das Bankverhalten als restriktiv empfinden, lag bei 33,9 %. Bei Großunternehmen waren es 20,4 %. Damit setzte sich der Trend der vergangenen Quartale nur leicht abgeschwächt fort. Vor allem im Einzelhandel sehen sich viele KMU mit hohen Hürden konfrontiert. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen aus dieser Branche berichtete im dritten Quartal von Schwierigkeiten in Kreditverhandlungen. Ausschlaggebend für die strengen Standards sind laut KfW Research vor allem Risikoüberlegungen. Die Quote notleidender Kredite bei KMU stieg im zweiten Quartal auf über 4 %. Auch die Zahl der Unternehmensinsolvenzen liegt weiterhin auf erhöhtem Niveau.
Rückgang der Kreditgespräche
Ein weiteres Anzeichen für die Zurückhaltung der Unternehmen ist der Rückgang von Kreditgesprächen mit Banken. Laut dem KfW-ifo-Kredithürde-Bericht führten im dritten Quartal nur noch 19,5 % der KMU Kreditverhandlungen – ein Rückgang um 1,4 Prozentpunkte und der niedrigste Wert seit Ende 2023. Bei Großunternehmen sank der Anteil sogar um 3,1 Prozentpunkte auf 27,2 %. Diese Entwicklung ist laut KfW Research umso bemerkenswerter, da Kredite infolge geldpolitischer Lockerungen aktuell wieder deutlich günstiger zu haben sind. Die Datenlage zeigt laut KfW ein uneinheitliches Bild: Während die Banken eine steigende Nachfrage registrieren, zeigen sich die Unternehmen weiterhin abwartend. Der fehlende Aufschwung bei den Kreditgesprächen lässt darauf schließen, dass Investitionsentscheidungen nach wie vor aufgeschoben werden.
Ausblick bleibt vorsichtig optimistisch
Insgesamt deutet vieles darauf hin, dass eine nachhaltige Belebung des Unternehmensfinanzierungsgeschäfts an eine spürbare Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds geknüpft ist. Die Banken sehen sich zwar nicht durch eine unzureichende Kapitalausstattung in ihrer Kreditvergabe eingeschränkt, bleiben jedoch wegen des konjunkturellen Risikos vorsichtig. Eine Lockerung der Kreditstandards wäre laut KfW Research nur bei klaren wirtschaftlichen Erholungssignalen zu erwarten. Für das dritte Quartal rechnet die KfW mit einem Kreditwachstum auf ähnlich niedrigem Niveau wie im Frühjahr. Erst im vierten Quartal könnte das Fiskalpaket neue Impulse liefern. Entscheidend bleibt, ob es der Bundesregierung gelingt, durch schnelle Umsetzung ihrer wirtschaftspolitischen Maßnahmen Vertrauen bei den Unternehmen zu schaffen. Nur dann könnten Investitionen und Kreditnachfrage spürbar anziehen.





