Kooperationen zwischen Start-ups und Mittelstand

Foto: © AkuAku_AdobeStock

Laut einem aktuellen Report des Startup-Verbands und der Unternehmensberatung Accenture erkennen 90% der etablierten Unternehmen in Deutschland das Potenzial von Start-ups als Innovationspartner. Trotzdem berichten nur 11% der Start-ups von einer hohen Kooperationsbereitschaft der Wirtschaft, besonders im derzeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Die Studie basiert auf einer Befragung von über 500 Start-ups und etablierten Unternehmen im ersten Quartal 2025. Diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit birgt laut den Studienautoren gerade für mittelständische Unternehmen Risiken. Der internationale Innovationswettbewerb nimmt zu, und besonders die USA setzen Maßstäbe: Dort sei das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in den vergangenen zehn Jahren um 17% gestiegen, in Deutschland nur um 4%. Bei Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz werde in den USA zudem zehnmal so viel investiert wie in Europa.

Zusammenarbeit bietet Innovationschancen

Start-ups bringen Geschwindigkeit, Kreativität und Innovationsgeist ein. Für den Mittelstand können Kooperationen mit diesen jungen Unternehmen Zugang zu neuen Technologien und Märkten bedeuten. Gleichzeitig profitieren Start-ups von den Ressourcen und der Markterfahrung etablierter Partner. Der Report sieht hierin eine strategische Chance, insbesondere für mittelständische Unternehmen, die auf Innovationsdruck reagieren müssen. Drei von vier befragten Scale-ups berichten, dass der Wunsch nach schnellen Ergebnissen deutlich zugenommen hat. Dies erhöht auch für mittelständische Betriebe den Handlungsdruck, wenn sie ihre Innovationsfähigkeit verbessern und wettbewerbsfähig bleiben wollen. Laut Accenture-Experte Sebastian Günther reichen Visionen allein nicht mehr aus. Gefragt seien greifbare Ergebnisse, klare Erfolgskriterien und der Mut, neue Wege zu gehen.

Effizienz der Kooperationen bleibe ausbaufähig

Lediglich 28 % der befragten etablierten Unternehmen sehen derzeit einen hohen Ertrag aus ihren Kooperationsprojekten. Innovationspotenziale werden demnach häufig nicht ausgeschöpft. Für mittelständische Firmen bedeutet das, dass eine effizientere Zusammenarbeit notwendig ist. Die Auswahl der passenden Partner ist dabei ein zentraler Hebel. Rund 59 % der etablierten Unternehmen geben an, Schwierigkeiten zu haben, geeignete Kooperationspartner unter den etwa 23.000 Start-ups in Deutschland zu identifizieren. Diese Unsicherheit hemmt nicht nur den Fortschritt, sondern auch den Zugang zu zukunftsweisenden Technologien.

Matching bleibt zentrale Herausforderung

Die wichtigste Maßnahme zur Verbesserung der Partnerwahl ist laut Report der persönliche Austausch. 80 % der Unternehmen bevorzugen direkte Begegnungen auf Veranstaltungen oder Konferenzen. Zudem greifen drei Viertel der Befragten auf externe Vermittler wie Beratungen, Investoren oder Hochschulen zurück. Für mittelständische Unternehmen ergibt sich daraus die Möglichkeit, gezielt Matching-Plattformen oder Netzwerke zu nutzen, um ihre Innovationsvorhaben voranzutreiben. Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands, betont die Dringlichkeit: „Wenn sich die richtigen Partner finden und gut zusammenarbeiten, lassen sich die größten Herausforderungen anpacken. Wenn wir aber weiter auf der Stelle treten, verspielen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit.“ Für mittelständische Unternehmen heißt das: Kooperationsbereitschaft, klare Zielsetzung und strukturiertes Partnermanagement sind heute entscheidender denn je.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

Vorheriger ArtikelFrienton digitalisiert Finanzprozesse für Unternehmen
Nächster ArtikelPFISTERER steigert Ergebnis im ersten Halbjahr 2025 deutlich