Herausforderung Vermögenssicherung

Der Weg zur Vermögenssicherung ist voller Unwägbarkeiten. Doch es lohnt, sich den Herausforderungen zu stellen. Mag Vermögenserhalt in guten Zeiten als triviales Minimalziel erscheinen, so zeigt sich unter schwierigen Rahmenbedingungen, wer sein Exposure kennt und so zu steuern vermag, dass künftige Generationen eine Erfolgsgeschichte fortsetzen können. 

Familiäres Selbstverständnis

Gegeben den Wunsch nach einer gemeinsamen Lösung besteht die erste Aufgabe darin, Einvernehmen über familiäre Identität und Ziele zu erreichen und die Interessen aller Familienmitglieder angemessen zu berücksichtigen. Wofür steht die Familie? Welche Vermögenswerte sind für ihr Selbstverständnis von Bedeutung? Welchen Lebenswandel definiert sie für sich als angemessen? Die Antworten auf diese und weitere Fragen bilden die Basis, um Gestaltungsanforderungen und mit diesen verbundene Risiken zu identifizieren, und tragen über den zu ihrer Findung erforderlichen Prozess zur Sicherung des familiären Zusammenhalts bei. Als verbindliches Fundament in einer Familiencharta niedergelegt sind sie jederzeit einsehbar.

Strategie und konsequente Umsetzung

Ist die normative Basis fixiert, kann aus ihr eine Gesamtvermögensstrategie entwickelt werden. Der Markowitz’sche Portfolioansatz, im Anlagebereich noch immer Maß der Dinge, muss hierfür auf alle Anlageformen erweitert werden. Politische Risiken und Fungibilitätsbeschränkungen sind ebenso zu berücksichtigen wie Transaktionskosten, Interessenkonfliktpotenziale und Informationsgefälle. Angesichts der Vielzahl relevanter Faktoren ist eine Rückkehr zur Einfachheit zu beobachten: Nachvollziehbare Strategien, die Transparenz und Möglichkeit zur aktiven Einflussnahme bieten, gelten als attraktiv. Sachwertinvestments gewinnen in verschiedenster Ausgestaltung an Gewicht. Erst im letzten Schritt geht es um die organisatorische Gestaltung, Auswahl konkreter Partner und Selektion von Investmentvehikeln. Auch hier sind sämtliche Risikoquellen zu berücksichtigen, um ein tatsächliches Exposure sicherzustellen, das dem gewünschten entspricht. Gegeben das Bestreben, schwierig aufzudeckende und zu quantifizierende Risiken zu vermeiden, setzt sich der Trend zur Einfachheit fort: Strukturierte Produkte verlieren an Akzeptanz, während Direktanlagen erkennbar auf dem Vormarsch sind. Wo Volumina für ein alleiniges Engagement zu groß sind, nutzt man sich bietende Chancen mittels Club Deals.

Fazit

Ein den beschriebenen Schritten folgendes Vorgehen scheint mit erheblichem Aufwand verbunden. Und in der Tat: Der Prozess erfordert neben der Bereitschaft zu offenem Dialog und Veränderung auch einiges an zeitlichen Ressourcen. Doch letztlich lohnt die Mühe aus vielerlei Gründen. So erlaubt die gezielte Gestaltung gemäß individueller Gegebenheiten, elementare Wertrisiken in den Fokus zu stellen und effektiv zu managen – temporäre Marktpreisrisiken verlieren an Bedeutung. Zusätzlich resultiert aus dem Aufbau von Strukturen und Leitlinien eine solide Basis für spätere Veränderungen: Der Generationenübergang oder ein eventueller Verkauf des Unternehmens kann wesentlich einfacher bewältigt werden – ein wichtiger Beitrag zur Kontinuität.


Zur Person 

Prof. Dr. Yvonne BrücknerProf. Dr. Yvonne Brückner ist Initiatorin des Family Office-Panels und Professorin am Centre of Finance der DHBW Stuttgart. Vormals selbst unternehmerisch tätig, forscht sie seit 2009 im Themenfeld familiäre Vermögensstrategien und leistet Pionierarbeit in der Schaffung von Transparenz betreffend Dienstleistungsangebote zur ganzheitlichen Vermögensentwicklung. Sie steht im regelmäßigen Austausch mit über 60 Family Offices im deutschsprachigen Raum. Informationen zur Initiative unter www.fo-panel.de.

Autorenprofil

Prof. Dr. Yvonne Brückner ist Initiatorin des Family Office-Panels und Professorin am Centre of Finance der DHBW Stuttgart. Vormals selbst unternehmerisch tätig, forscht sie seit 2009 im Themenfeld familiäre Vermögensstrategien und leistet Pionierarbeit in der Schaffung von Transparenz betreffend Dienstleistungsangebote zur ganzheitlichen Vermögensentwicklung. Sie steht im regelmäßigen Austausch mit über 60 Family Offices im deutschsprachigen Raum. Informationen zur Initiative unter www.fo-panel.de

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