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Heimat-Erfolg öffnet internationale Märkte

Mit innovativer Medizintechnik hat sich die Firma Getemed in Deutschland eine solide Geschäftsbasis erarbeitet. Früh hatte das Unternehmen aus Teltow nahe Berlin aber auch die Expansion ins Ausland im Blick. Ein Eigentümerwechsel ermöglichte eine stärkere Fokussierung auf dieses Ziel.

Das Jahr 2013 stellte eine Zäsur in der Entwicklung von Getemed dar. Die beiden langjährigen Vorstände Michael Scherf und Robert Downes übernahmen gemeinsam die Mehrheit an der Aktiengesellschaft und konnten mit ihrer neuen Verantwortung die Internationalisierung des Unternehmens beschleunigen. „Unsere Internationalisierungsstory ist schon relativ lang, aber 2013 war ein Meilenstein, um diesen Weg noch konsequenter weiterzugehen.“ Beiden war klar, dass sich das Unternehmen nur weiterentwickeln konnte, wenn es in andere Märkte geht.

Firmensitz in Brandenburg: Von hier aus steuert Getemed die Geschäfte.

Einen großen Internationalisierungserfolg verzeichnet Getemed bereits seit 2002. Damals hatte GE Healthcare, ein Global Player in der Medizintechnik, eine Vertriebskooperation für die Getemed-Produkte der kardiologischen Funktionsdiagnostik angeboten. Seither vertreibt GE diese Langzeit-EKG-Recorder und Analysesoftware in vielen Ländern der Welt. „Es ist eine Kooperation auf Augenhöhe“, sagt Scherf. Man gibt also nicht einfach den Vertrieb in andere Hände, sondern arbeitet selber mit. Das ist gerade im Gesundheitswesen mit seinen von Land zu Land unterschiedlichen Regularien, Zulassungsbedingungen und Vorschriften für Design und Produktkennzeichnung kaum anders möglich. „In diese Zusammenarbeit sind bei uns viele Ressourcen hineingeflossen und auch viel Zeit, weil etwa Länder wie China oder Japan extrem lange Zeit für die Zulassung brauchen“, sagt Scherf.

Finanzierung mit stiller Beteiligung   

Erste internationale Erfahrung hatte die Firma schon früher gesammelt. In der Schweiz konnten beispielsweise schon vor der Kooperation mit GE Healthcare einige Universitätskliniken für die Kardio-Produkte gewonnen werden. Im Geschäftsfeld Monitoring hat sich im Laufe der Zeit ein Vertriebsnetzwerk mit 66 Partnern entwickelt, die die Produkte in Europa vermarkten.


„Die ganze Story hat gestimmt. Wir waren von den Produkten und vor allem von den handelnden Personen überzeugt“

Michael Maurer, MBG Berlin-Brandenburg


Scherf und Downes halten inzwischen 52 Prozent der Anteile an Getemed. Zur Aufstockung ihrer Aktienbeteiligung von zuvor jeweils acht Prozent auf die Mehrheit hatten sie die Getemed Invest GmbH gegründet. Die MBG Berlin-Brandenburg gab dieser Gesellschaft eine stille Beteiligung, und die Bürgschaftsbank Berlin-Brandenburg sicherte ein Darlehen der Hausbank ab. Zusammen mit weiterem Eigenkapital waren damit die Mittel zum Erwerb der Mehrheit verfügbar. Michael Maurer von der MBG war die Entscheidung, die Transaktion zu unterstützen, seinerzeit leichtgefallen. „Die ganze Story hat gestimmt. Wir waren von den Produkten und vor allem von den handelnden Personen überzeugt“, sagt er. Diese seien immer das Wichtigste, weil sie letztlich darüber entschieden, ob etwas ein Erfolg werde oder nicht. „Mit diesem Eigentümerübergang hat sich die AG so aufgestellt, dass sie noch besser ins Ausland expandieren kann“, sagt Maurer.

Mit innovativer Medizintechnik hat sich die Firma Getemed in Deutschland eine solide Geschäftsbasis erarbeitet. Früh hatte das Unternehmen aus Teltow nahe Berlin aber auch die Expansion ins Ausland im Blick. Ein Eigentümerwechsel ermöglichte eine stärkere Fokussierung auf dieses Ziel.

Gründer legte die Basis

Getemed wurde 1984 von Dr. Herwig Freiherr von Nettelhorst gegründet. Der Ingenieur mit viel Erfahrung in der Medizintechnik hatte von Ärzten immer wieder gehört, wie wichtig es sei, dass auch schwerkranke Neugeborene möglichst früh zu Hause betreut werden. Also entwickelte er in seiner neuen Firma ein Überwachungsgerät für Risikoneugeborene, das Vitalparameter wie beispielsweise die Atmungstätigkeit kontinuierlich überwacht. 1987 erhielt Getemed für dieses erste Monitoring-Produkt den Innovationspreis Berlin-Brandenburg. Es bildete den Grundstein für die Produktsparte Überwachung von Risikopatienten im häuslichen Bereich. 2010 zog sich von Nettelhorst aus Altersgründen aus dem operativen Geschäfts zurück und überließ die Geschäftsführung seinen langjährigen, jüngeren Vorstandskollegen Scherf und Downes. Seit ein paar Jahren bauen sie die Geschäftssparte Telemonitoring auf. Hier steht der Schritt über die Grenzen aber noch bevor.


“Im deutschen Gesundheitssystem gibt es einen Innovationsstau”

Interview mit Michael Scherf, Vorstandsvorsitzender der Getemed

Unternehmeredition: Welche strategischen Ziele verfolgt Getemed?

Michael Scherf


Scherf:
Wir verfolgen im Wesentlichen zwei große Strategien. Zum einen wollen wir unsere Kooperation mit GE Healthcare auf weitere Kardio-Produkte ausweiten. Zudem wollen wir in unserem Monitoring-Geschäft das Distributionsnetz erweitern und künftig auch Regionen außerhalb Europas erreichen. Darüber hinaus haben wir vor, mit innovativen Produkten neue Märkte zu erobern und etwa im Bereich der Telemedizin Produkte zu entwickeln, die die Systeme der Gesundheitsversorgung deutlich verbessern. Diese Produkte werden wir zuerst auf dem Heimatmarkt anbieten und dann international vermarkten.

Wo sehen Sie denn für den Bereich Telemonitoring Ihre Chancen?


Die Telemedizin ist ja seit einiger Zeit in aller Munde. Viele sehen in ihr die Zukunft der Gesundheitsversorgung. Patienten sollen künftig aufmerksamer gegenüber ihrer Gesundheit sein. Sie sollen selbst Daten aufnehmen und den Ärzten zur Verfügung stellen. Wir haben etwa 2013 den deutschen Innovationspreis für ein System bekommen, das im häuslichen Bereich bei schwer herzkranken Patienten eingesetzt wird.

Wie wichtig ist der Heimatmarkt bei der Vermarktung neuer Produkte?
Der deutsche Markt ist dabei sehr wichtig. Wenn wir in der Medizintechnik international auftreten wollen, dann brauchen wir hier Erfolge im Land. Das ist eine Grundvoraussetzung. Die Diskussionen um das Gesundheitssystem sind in den letzten Jahren ja positiv gewesen. Studien zufolge ist es ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, vor allem mit Blick in die Zukunft. In konkreten Zahlen zeigt sich das noch nicht. Nach wie vor gibt es im deutschen Gesundheitswesen einen Investitionsstau mit schweren Zugängen für innovative Produkte. Man muss jetzt aufpassen, dass die Internationalisierung nicht dazu führt, dass die heimischen Firmen ins Ausland gehen, weil dort die Märkte interessanter sind.


 Kurzprofil GETEMED Medizin- und Informationstechnik AG

Gründungsjahr 1984
Branche Medizintechnik
Unternehmenssitz Teltow in Brandenburg
Umsatz 2015
niedriger zweistelliger Millionenbetrag
Mitarbeiterzahl 68

www.getemed.net

 

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