„Gold bleibt ein psychologischer Anker“

Interview mit Dominik Lochmann, Geschäftsführer der ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG

Gold bleibt ein psychologischer Anker, Steigende Preise, geopolitische Unsicherheiten und wachsendes Interesse an EdelmetallInvestments
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Steigende Preise, geopolitische Unsicherheiten und wachsendes Interesse an Edelmetall-Investments: Der Markt für Gold und Silber erlebt eine spannende Phase. Dominik Lochmann, Geschäftsführer der ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG, spricht im Interview über aktuelle Entwicklungen, Preisprognosen und gibt praktische Tipps zum Kauf von Münzen.

Unternehmeredition: Herr Lochmann, wie hat sich der Markt für Edelmetalle im vergangenen Jahr entwickelt?

Dominik Lochmann: Entscheidend ist hier, ob man von Umsätzen in Euro oder den tatsächlich gehandelten Mengen spricht. Zwar waren die Umsätze durch die gestiegenen Preise auf Rekordniveau, aber die verkauften Mengen lagen 2023 und 2024 unter denen der Vorjahre – vor allem aufgrund der Zinswende. In den Jahren 2020 bis 2022 hatten wir wegen Corona und des Ukrainekriegs Absatzmengen von bis zu 180 Tonnen Gold pro Jahr in Deutschland. Im Vergleich dazu sank der Absatz zuletzt wieder, da es auch bei Banken wieder attraktivere Anlageformen gab.

Gibt es bereits Hinweise auf eine erneute Trendwende?

Ja, wenn wir uns das erste Quartal 2025 ansehen, sehen wir bereits eine Entwicklung zurück zu den Rekordwerten. Die Unsicherheit am Markt – auch durch geopolitische Themen wie die erneute Wahl von Donald Trump – führt wieder zu einem stärkeren Rückgriff auf Gold als „sicheren Hafen“.

Sehen Sie besondere Unterschiede im Verhalten deutscher Anleger?

Absolut. Die Deutschen sind in Europa nach wie vor die größten Käufer von Investmentgold. Das zeigt ein tiefsitzendes, massenpsychologisches Unsicherheitsgefühl gegenüber der wirtschaftlichen Zukunft. Gold bleibt für viele ein psychologischer Anker – gerade in instabilen Zeiten.

Welche Preisentwicklung erwarten Sie in den kommenden Monaten?

Prognosen sind aktuell schwierig. Grundsätzlich spricht die politische und wirtschaftliche Unsicherheit eher für steigende Goldpreise. Allerdings ist zu bedenken, dass speziell die US-Regierung wenig Interesse an einem zu starken Anstieg hat – Gold wird oft als Gegenspieler zum Vertrauen in den Dollar gesehen. Kurzfristige Rücksetzer durch Leerverkäufe großer US-Banken sind also möglich. Ich würde diese aber als Kaufchance werten, denn mittel- und langfristig bleibe ich beim Goldpreis sehr optimistisch.

Viele Anleger interessieren sich speziell für Gold- und Silbermünzen. Was ist hier aktuell gefragt?

Das Angebot ist groß – von klassischen Anlagemünzen wie dem Krügerrand oder Maple Leaf bis hin zu Münzen mit jährlich wechselnden Motiven wie dem China Panda oder australischen Kookaburra. Besonders beliebt sind auch alte Umlaufgoldmünzen wie die preußischen Reichsgoldmünzen oder englischen Sovereigns. Manche wählen Münzen als Investment, andere wegen des Designs oder historischen Bezugs – oft ist es eine Mischung aus beidem.

Worauf sollten Käufer beim Münzerwerb achten?

Zuerst sollte man sich überlegen, ob man lieber größere oder kleinere Münzen will. Große Münzen haben geringere Aufgelder, aber kleine bieten mehr Flexibilität beim späteren Verkauf. Und man sollte auf den Feingehalt achten: 99,99 % Gold ist sehr rein, aber auch weich – solche Münzen sollten nicht aus der Kapsel genommen werden. Robuster sind zum Beispiel die Krügerrand-Münzen, die man auch mal in die Hand nehmen kann.

Ab wann gilt eine Münze als Sammlerstück – und ist das ein lohnendes Investment?

Eine Münze wird zum Sammlerstück, wenn der Besitzer gezielt nach Jahrgängen sucht – etwa beim Panda, der Lunar-Serie oder deutschen Euro-Goldmünzen. Der Sammlerwert hängt dann stark von Angebot und Nachfrage ab. Wer einfach nur unkompliziert in Edelmetall investieren will, ist mit klassischen Anlagemünzen besser beraten. Der Wiederverkauf ist leichter und man ist nicht auf einen speziellen Interessenten angewiesen.

Und für wen lohnen sich Sammlermünzen trotzdem?

Für alle, die Freude am Sammeln haben, vielleicht über ein Geschenk zur Münze gekommen sind und nun weitere Jahrgänge suchen. Hier kommt dann oft auch ein emotionaler oder geschichtlicher Aspekt hinzu – zum Beispiel bei alten Umlaufmünzen, die tatsächlich einmal im täglichen Zahlungsverkehr genutzt wurden. Aber für den klassischen Privatanleger sind Anlageprodukte meist die bessere Wahl.

Herr Lochmann, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Eva Rathgeber.


Gold bleibt ein psychologischer Anker, Steigende Preise, geopolitische Unsicherheiten und wachsendes Interesse an EdelmetallInvestments
Foto: © ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG

ZUM INTERVIEWPARTNER

Dominik Lochmann ist Geschäftsführer der ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG. Das Unternehmen recycelt europaweit edelmetallhaltiges Scheidgut und zählt zu den größten Edelmetallhändlern Deutschlands.

Website: www.edelmetall-handel.de

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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