Glasmanufaktur Brandenburg wird saniert

Foto: © SABCDstock_AdobeStock
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Die Krise der deutschen Solarindustrie verschärft sich weiter. Die Glasmanufaktur Brandenburg (GMB) mit Sitz im brandenburgischen Tschernitz hat Insolvenz angemeldet.  Geschäftsführer Nico Succolowsky hat den Antrag beim Cottbuser Amtsgericht eingereicht. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Knut Rebholz, Partner bei Mönning Feser Partner Insolvenzverwalter bestellt. Nach Angaben des Unternehmens sind 243 Mitarbeiter betroffen. Diese befanden sich bereits seit Monaten in Kurzarbeit. GMB stellt seit rund 15 Jahren Solarglas her. Nach Unternehmensangaben sollte die Produktion einen wichtigen Beitrag zur heimischen Wertschöpfungskette leisten. Doch die Marktbedingungen haben sich zunehmend verschlechtert.

Nach Aussage von Geschäftsführer Succolowksy habe die schwierige wirtschaftliche Lage in der europäischen Solarindustrie trotz intensiver Bemühungen und Investitionen des Unternehmens Restrukturierungslösung verhindert. Besonders problematisch seien die stark subventionierten Importe aus China. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes kamen 2024 fast 86% der nach Deutschland importierten Solaranlagen aus China. Der Importwert war mehr als dreimal so hoch wie die deutschen Exporte. Diese brachen im vergangenen Jahr um mehr als die Hälfte auf 510 Mio. EUR ein. Die Produktion von Solarmodulen in Deutschland ging 2024 um gut 56 % auf rund 1,5 Mio. zurück. Im ersten Quartal setzte sich dieser Trend fort.

Schwierige Marktbedingungen

Der Brandenburger Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) äußerte sich gegenüber verschiedenen Medien enttäuscht und nannte die Rahmenbedingungen in Europa als wesentliche Ursache für die Krise bei GMB. Nach seinen Angaben führe die EU damit „sehenden Auges“ die Solarindustrie in eine Abhängigkeit von China.  Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums seien in den vergangenen Monaten verschiedene Unterstützungsangebote geprüft worden. Doch weder auf EU- noch auf Bundesebene konnten nach seiner Aussage verbindliche Lösungen gefunden werden. Laut dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hatte Deutschland in den frühen 2000er-Jahren noch eine führende Rolle in der Solarindustrie. Eine gezielte chinesische Industriepolitik habe jedoch dazu geführt, dass deutsche Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette Marktanteile verloren haben.

Die GMB will die Restrukturierung nach eigenen Angaben nun in Zusammenarbeit mit einem Insolvenzverwalter fortsetzen. Ob eine Rettung des Standortes noch möglich ist, bleibe unklar. Für die Region Spree-Neiße bedeutet die Insolvenz einen weiteren Rückschlag. Die energieintensive Glasproduktion gilt als wichtiger Arbeitgeber in einer strukturschwachen Region.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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