Förderkredite sind nicht leicht zu bekommen

In einem beispiellosen Kraftakt haben Bundesregierung und die Länder umfangreiche Hilfsprogramme für Freiberufler und Unternehmen entwickelt und die Antragstellung über Online-Portale möglich gemacht. An einigen Stellen gab es dabei Probleme, aber angesichts der Kürze der Zeit war dies eine beachtliche Leistung aller Beteiligten.

Anträge im Volumen von 11 Mrd. EUR

Günther Bräunig, Vorstandschef der staatlichen Förderbank KfW, rechnet mit mindestens 50 Mrd. EUR an Krediten aus den Corona-Programmen. „100 Milliarden Euro kann ich mir derzeit nicht vorstellen, aber ich will das auch nicht ausschließen“, sagte Bräunig am Donnerstag. Bislang habe die KfW fast elf Milliarden Euro ausgezahlt, unter anderem auch an ein Großunternehmen.

Kann die Abwicklung funktionieren?

Der große Andrang und der Zeitdruck stellen das gesamte System vor große Aufgaben. Die kommenden Tage und Wochen werden zeigen, ob die Abwicklung der Kreditanfragen zeitnah und zugleich ausreichend detailliert erfolgen kann. Als weiteres Problem zeigt sich, dass Banken trotz der verbesserten Risikoabsicherung durch die KfW private Bürgschaften der Unternehmensinhaber fordern. Die Unternehmeredition hat mit zwei Praktikern gesprochen, die täglich mit der Abwicklung zu tun haben.

Die Telefone stehen nicht mehr still

Joachim Gottwald, Geschäftsführer der xGAP Unternehmens-beratung

„Bei mir stehen die Telefone nicht mehr still. Wir haben eine Menge Anfragen wegen der neuen Förderprogramme und möglicher Kredite. Es gibt viel Unsicherheiten und die Anrufer haben eine Menge Fragen wegen der Abwicklung“, erklärt Joachim Gottwald, Geschäftsführer von der xGAP Unternehmensberatung. Seit mehr als zehn Jahren hilft der Münchener Unternehmensberater Firmen und Freiberuflern bei der Existenzgründung und Beantragung von. Die Themen der Anfragen in seinem Büro änderten sich seit dem Beginn der Corona-Krise in Deutschland stark. Ging es vorher um Existenzgründungen oder Wachstumsfinanzierungen, dann beschäftigt sich Gottwald seit Mitte März vordringlich mit der Hilfe bei Rettungsaktionen für Unternehmen.

Hausbanken werden zum Flaschenhals in der Abwicklung

Als schwierigen Engpass sieht Gottwald die Hausbanken als Abwickler der Kreditfinanzierung. „Die Hausbanken bekommen nun eine Vielzahl von Anfragen – viel mehr als sonst üblich. Und gleichzeitig haben die Institute wegen der Corona-Krise weniger Ressourcen. Mitarbeiter sind krank oder im Home-Office, das erschwert die Abläufe“, sagt Gottwald. Für Unternehmer sei es deswegen noch schwieriger, um in den Banken die richtigen Ansprechpartner zu finden. Für Gottwald zeichnet sich ab, dass sich die Abwicklung der Förderprogramme auf dem klassischen Weg mittels der Hausbanken zu einem gefährlichen Flaschenhals entwickeln wird. Wie recht er damit hat, zeigt aktuell das Beispiel Karstadt Kaufhof. Hier scheiterte der Versuch zur Erlangung von Förderkrediten schlicht am Faktor Zeit. Das Unternehmen hat nun Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet.

Der „Faktor Zeit“ ist entscheidend

Andreas Becker, Geschäftsführer der Unternehmerlotsen Bayern

Auch bei Andreas Becker stehen die Fragenden gerade sprichwörtlich Schlange. Der Geschäftsführer des Beratungs-Unternehmens „Unternehmerlotsen Bayern“ rechnet auch mit Problemen bei der zeitnahen Prüfung und Abwicklung von Kreditverträgen durch die Banken: „Mir ist nicht klar, wie dieser Run auf die Banken zeitnah abgewickelt werden kann. Gerade bei Unternehmen, die nun in Probleme stecken, ist eigentlich eine gründliche Prüfung angezeigt“, lautet die Einschätzung von Becker. In der aktuellen Krisensituation sieht er den „Faktor Zeit“ als entscheidend zur Verhinderung von weiteren Unternehmenskrisen und Pleiten an. Gleichzeitig macht sich Becker aber auch Gedanken, ob aktuell vielleicht gerade durch die Förderprogramme zu viele Firmen über Wasser gehalten werden. „Wenn Unternehmen nun in der Krise weiter Aufträge vergeben und später ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, werden auch kerngesunde Unternehmen in Mitleidenschaft gezogen“, sagt Becker.

Beratung kann bis zu 100% gefördert werden

Für Unternehmer deren Unternehmen durch die Krise in Schwierigkeiten kommen gibt es jetzt brandaktuell eine Beratungsförderung von 100%. Die Unternehmer sollten also unbedingt professionelle Beratung in Anspruch nehmen, um zum einen die nötigen Kredite zu bekommen oder auch um sich für die Zeit nach Corona neu aufzustellen. Viele Unternehmen haben es in den letzten Jahren versäumt in professionelle Abläufe, guten Service und in die Digitalisierung zu investieren. Mit dieser neuen Förderung wird dies nach Aussage von Becker nun leichter.

 

Wir informieren Sie auf unserer Seite www.unternehmeredition.de/corona kontinuierlich über neue Entwicklungen und Möglichkeiten zur Förderung.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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