„Flottweg gehört den Familienstiftungen“

Der Zentrifugenhersteller Flottweg hat prominente Wurzeln: Gründer war der Sohn des Ottomotor-Erfinders. Für die Nachfolge beschritt der Hidden Champion unkonventionelle Wege. Der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Bruckmayer erklärt, warum.

Aber die internationale Expansion wird dadurch erschwert. Wie sind Sie vorgegangen?

Begonnen haben wir mit ausländischen Partnern als Repräsentanten. Dann haben wir Schritt für Schritt Schwerpunkte gesetzt. China, USA und Russland sind heute unsere wichtigsten Auslandsmärkte. Dort haben wir eigene Firmen aufgebaut. Es war uns wichtig, vor Ort den Service und Vertrieb selbst bieten zu können. Produzieren und entwickeln tun wir aber nur hier in Deutschland, das ist unsere Philosophie. Wenn wir aufgrund politischer Situationen einmal nicht mehr in diese Länder exportieren können sollten, werden wir in den jeweiligen Zielländern produzieren, aber nur in eigenen Niederlassungen.

Flottweg-Motoren-Werke: Die Wurzeln reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert (© Flottweg SE)
Flottweg-Motoren-Werke: Die Wurzeln reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert. (© Flottweg SE)

Der Münchner Maschinenbaukonzern Krauss Maffei war von 1988 bis 2002 Mehrheitseigner von Flottweg. 2002 wagten Sie den Buy-out. Wieso?

Mannesmann – der damalige Eigentümer von Krauss Maffei – wollte unser Unternehmen meistbietend an einen Konkurrenten verkaufen. Ich hatte mit meiner Minderheitsbeteiligung noch gewisse Einspruchsrechte beim Verkauf, und diese Option kam für uns nicht infrage. Dass sich der Verkaufsprozess äußerst schwierig gestaltete, war jedem klar, aber die Belegschaft stand voll hinter dem Management. Dazu kam noch, dass keine deutsche Bank bereit war, den MBO mitzufinanzieren. Durch Zufall haben wir dann die oberösterreichische Raiffeisen-Landesbank gefunden. Innerhalb weniger Wochen haben wir einen erfolgreichen MBO realisiert. Innerhalb von vier Jahren hatten wir die Bank ausbezahlt und sind seitdem selbstständig.

Seit 2012 firmiert Flottweg als SE. Welche Vorteile bringt Ihnen das?

Hier sind wir vor allem unserem vorausschauenden Gedanken gefolgt. Wir wollen in keinem Fall unseren Stammsitz verlagern oder Ähnliches. Wir glauben, dass es im Laufe der Jahre mehr SEs geben wird. Das ist nur eine Frage der Zeit. Der einzige Knackpunkt bei einer SE ist, dass es keine freigestellten Betriebsräte gibt. Wir überzeugten die Mitarbeiter, dass ihre Interessenvertretung nicht darunter leiden würde.


Zur Person

Peter Bruckmayer/Flottweg SE (© privat)
(© privat)

Peter Bruckmayer ist Aufsichtsratsvorsitzender der Flottweg SE. Übernommen hatte er das Unternehmen 1976 von seinem Vater. Das Unternehmen hat prominente Wurzeln: Gegründet wurde es 1918 von Gustav Otto, dem Sohn des Ottomotor-Erfinders. Flottweg ist heute weltweit führender Anbieter für Trenntechnik. Rund 750 Mitarbeiter erwirtschafteten 2014 152 Mio. Euro Umsatz weltweit. www.flottweg.com

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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