Firmeninsolvenzen auf Höchststand

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Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland hat im April 2025 einen neuen Höchststand erreicht. Das geht aus dem aktuellen Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervor. Insgesamt wurden 1.626 Insolvenzen registriert – 11% mehr als im März und 21% mehr als im April 2024. Damit liegt der Wert 67% über dem Durchschnittsniveau der Vor-Corona-Jahre 2016 bis 2019. Die April-Zahlen übersteigen laut IWH sogar die Werte der Finanzkrise 2008/2009. Einen ähnlich hohen Stand hatte es zuletzt im Juli 2005 gegeben.

Weiter hohe Fallzahlen erwartet

Trotz der steigenden Zahl an Unternehmensinsolvenzen ging die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze zurück. Nach Angaben des IWH waren im April in den größten zehn Prozent der insolventen Unternehmen rund 14.000 Arbeitsplätze betroffen. Das entspricht einem Rückgang um 14% gegenüber dem Vormonat und 53 % gegenüber April 2024. Verglichen mit dem April-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 liegt der aktuelle Wert allerdings knapp 50 % höher. Ein Grund für den starken Anstieg der Insolvenzzahlen sei laut dem IWH der ungewöhnlich hohe Anteil kleiner Insolvenzverfahren in den Monaten März und April. Frühindikatoren des Instituts, die üblicherweise das Insolvenzgeschehen zwei bis drei Monate im Voraus abbilden, hatten zuletzt mit stabilen oder leicht rückläufigen Zahlen gerechnet. Diese Prognose wurde nun durch die Entwicklung kleinerer Verfahren übertroffen.

Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung, erklärt: „Sofern der Anteil an  kleineren Insolvenzverfahren sich wieder dem langjährigen Durchschnitt annähert, rechne ich für die kommenden Monate mit sinkenden Insolvenzzahlen. Dennoch werden wir auf absehbare Zeit mehr Firmenpleiten erleben als im vorigen Jahr.“ Der IWH-Insolvenztrend gilt als verlässlicher Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Er basiert auf der Auswertung aktueller Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte und deren Verknüpfung mit Bilanzkennzahlen der betroffenen Unternehmen. Die Abweichung zu den amtlichen Statistiken, die mit etwa zwei Monaten Verzögerung erscheinen, ist erfahrungsgemäß gering. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle gehört mit seiner Insolvenzforschung bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Gebiet. Das Institut liefert frühzeitige und belastbare Einschätzungen zum Insolvenzgeschehen in Deutschland.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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