Einer besitzt, einer bestimmt

Michael Hetzer hat vor einem Jahr seine Anteile am Sensorhersteller Elobau auf eine Doppelstiftung übertragen. Damit fördert er Integration, Bildung und Umweltschutz. Das Unternehmen bleibt dadurch eigenständig, aber nicht familiengebunden.

Ein Prozent hält 99 Prozent der Stimmanteile

Der Unternehmer hat sich für eine Doppelstiftung entschieden – ein Modell, das sich so umreißen lässt: Einer besitzt, einer bestimmt. Denn das Konstrukt besteht zum einen aus der Elobau Stiftung, einer gemeinnützigen Beteiligungsträgerstiftung, die steuerlich privilegiert ist. Als Stiftungskapital gehören ihr 99 Prozent der Anteile an der Elobau GmbH & Co. KG. Das restliche Prozent am Sensorhersteller hält die Hetzer Familienstiftung. Diese wiederum verfügt über 99 Prozent der Stimmanteile und gibt somit die Strategie des Unternehmens vor. Weil beide Stiftungen einem Verkauf zustimmen müssten, ist es dem Stifter zufolge höchst unwahrscheinlich, dass Elobau irgendwann einmal kein eigenständiges Unternehmen mehr sein wird.

Nicht jeder Berater und Weggefährte, mit dem Hetzer in den vergangenen acht Jahren über seine Pläne gesprochen hat, hielt das Stiftungsmodell für eine gute Idee. Am häufigsten habe er das Gegenargument gehört, dass einem Unternehmen die nötige Leitfigur fehle, wenn es nicht mehr der Familie, sondern einer Stiftung gehört. „Aber wer sagt, dass die Kinder und Enkel des Gründers Leitfiguren sind und sein wollen?“, findet Hetzer. Er bezweifelt, dass es in einer modernen Organisation überhaupt noch einen Patriarchen braucht. Schließlich habe man es sich bei Elobau zum Ziel gesetzt, den Mitarbeitern „noch mehr Verantwortung zu übertragen“, betont Hetzer.

Das Stiftungsmodell beruhigt die Mitarbeiter

Für die gut 800 Beschäftigten bei Elobau habe sich durch die neue Besitzstruktur nichts geändert, sagt der Geschäftsführer und Stifter. Bei einer Beteiligungsträgerstiftung wie der Elobau Stiftung tritt das Unternehmen weiter unter seiner gesellschaftsrechtlichen Rechtsform auf – im Fall von Elobau als GmbH & Co. KG. In einem Punkt seien die Mitarbeiter heute noch ein bisschen beruhigter als vorher: Das Unternehmen kann nicht mehr an Investoren verkauft werden.

Und die beiden Söhne, heute 16 und 19? Wenn es nach ihrem Vater geht, können sie später einmal gerne im Unternehmen arbeiten, „in welcher Funktion auch immer“. Aber sie müssen eben nicht – sondern sollen sich über ihre Aufgabe statt über Besitz definieren. „Wenn ich das hinkriege, schaffen die Kinder das auch.“

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