Mit einer gradlinigen Expansionsstrategie ins Ausland hat Michael Nagl die Berliner Luft Unternehmensgruppe als mittelständisches Unternehmen am Markt etabliert. Dabei setzt er vor allem auf eigene Produktionsstätten vor Ort.
Das Thema Luft hatte es dem gebürtigen Bayern Michael Nagl schon immer angetan. Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann bei Siemens wurde er als Sanierer 1978 nach Südamerika geschickt. Nach sechs Jahren als Angestellter zog es ihn in die Selbstständigkeit. Gemeinsam mit einem Freund gründete er 1984 in Brasilien einen Ventilhersteller. Doch dann wollte die Familie ihren acht respektive zehn Jahre alten Kindern das Leben mit Bediensteten, Fahrern und Privatschulen nicht antun, verkaufte das Unternehmen und kehrte 1989 nach Deutschland zurück. Dort fiel die Mauer, wenig später wurde die Treuhandanstalt gegründet, wo Nagl als Interimsmanager Sanierungsaufgaben übernahm. Doch auch in Deutschland wollte er sein eigenes Unternehmen führen und erwarb daher 1994 einen früheren DDR-Kombinatsbetrieb im Bereich der Luft- und Klimatechnik mit Produktionsstätten in Berlin und Dresden. Unter dem Namen Berliner Luft entwickelte er es zu einer Marke. Seither ist das Unternehmen im Besitz der Familie Nagl und der beiden Kinder Michael und Miriam geblieben. Damit ist auch gewährleistet, dass das Unternehmen weiter als Familienunternehmen bestehen bleibt. Bis auf den Schwiegersohn und Michael Nagl selbst arbeitet aber keines der Kinder im Unternehmen.
Kühlung der Neuen Nationalgalerie
Der mittlerweile 68-jährige Michael Nagl wird seit mehreren Jahren bei der Führung des Unternehmens von zwei weiteren Geschäftsführern unterstützt. In fünf Bereichen wie Klimazentralgeräte, Industrieventilatoren, lufttechnische Komponenten oder Prozesslufttechnik behauptet sich das Unternehmen in der mittelständisch geprägten Branche mit über 100 Marktteilnehmern in Deutschland. BerlinerLuft kühlt die Gemälde in der Berliner Neuen Nationalgalerie und sorgt für die richtige Belüftung am Münchner Flughafen. Bei der Kühlung von Rechenzentren für die Deutsche Telekom sowie dem Bau von Kanälen zur Be- und Entlüftung sind die Berliner mit 2 Mio. verbauten Quadratmetern sogar führend in diesem Segment in Deutschland. „Genau hier liegt die Herausforderung für uns“, sagt der Geschäftsführer Andreas von Thun. „Wenn wir diese Kanäle zum Kunden bringen, fahren wir auf den Lkws ziemlich viel Luft umher. Wir planen daher mit möglichst kurzen Wegen.“
Aus diesem Grunde setzte die BerlinerLuft Technik GmbH schon von Beginn an auf eigene Produktionsstätten und ausgewählte Märkte. In Deutschland produziert man an den Standorten Berlin, im saarländischen Bexbach und im sächsischen Ottendorf-Okrilla. Ebenso hat das Unternehmen im Verlauf der vergangenen Jahre eigene Fertigungsstätten in Österreich, Polen, Kroatien, Mexiko und Brasilien aufgebaut. „Das ermöglicht uns in großen Märkten nicht nur kürzere Transportwege, sondern auch individuelle Lösungen in den einzelnen Ländern.“ Inzwischen arbeiten von den 850 Mitarbeitern des Unternehmens 550 im Ausland. Der Auslandsanteil am Umsatz ist auf 45 Prozent gewachsen und soll sich in den kommenden Jahren weiter ausweiten.
Chinesen zahlen Lizenzgebühr
Auch in China ist das Unternehmen aktiv, allerdings mit einem anderen Konzept. Der dortige Kooperationspartner zahlt eine Lizenzgebühr für den Bau der Klimazentralgeräte. Diese Zentralen mit großen Ventilatoren erhitzen und kühlen auf den Dächern von Hotels, Bürogebäuden, Fabriken und Technikzentralen die Luft in den Räumen nach den Anforderungen der Kunden – bis hin zu sensiblen Reinräumen, die für die Herstellung von elektronischen Bauteilen gebraucht werden. Eine spezielle Software regelt die optimalen Temperaturen durch eine angepasste Luftzirkulation. „Hier planen wir mit jährlichen Wachstumsraten von zehn bis 15 Prozent“, rechnet Andreas von Thun vor.