Der Hemden- und Blusenhersteller Eterna hat beim Amtsgericht Passau ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das 1863 gegründete Unternehmen möchte auf diesem Weg seine laufende Restrukturierung fortsetzen. Nach Angaben des Unternehmens unterstützen wesentliche Finanzierer, Kunden, Lieferanten und Partner das Verfahren. Das bestehende Management mit Vertriebsgeschäftsführer Dirk Hesper und Finanzgeschäftsführer Herbert Oelke bleibt im Amt. Ergänzt wird das Team durch den Sanierungsexperten Georg Bernsau von der Kanzlei KL Gates LLP. Eterna betont, dass das Verfahren notwendig sei, um zentrale Maßnahmen der Transformation umzusetzen. Dazu zählt das vollständige Outsourcing der Logistik sowie der Verkauf und die Rückmietung des Betriebsgrundstücks in Form eines sogenannten „Sale & Lease Back“-Modells. Ziel ist laut dem Unternehmen, Liquidität zu generieren, die Bilanzstruktur zu verbessern und steuerliche Vorteile zu nutzen.
Hintergrund der Antragstellung ist nach Angaben von Eterna die fehlende Zustimmung einzelner Finanzgläubiger, die auf dem Betriebsgrundstück Sicherheiten halten. Diese hätten das angestrebte Sale-&-Lease-Back-Modell blockiert. Durch das Insolvenzverfahren erhält Eterna nun Sonderkündigungsrechte und kann bestehende Verträge neu verhandeln. Auch zur Umsetzung der Wachstumsstrategie, der Modernisierung der Kollektion sowie dem Ausbau der Internationalisierung sei das Verfahren erforderlich, so das Unternehmen.
Sanierungsmaßnahmen ohne Wirkung
Bereits 2021 hatte Eterna ein Sanierungsverfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) genutzt. Im Zuge dessen kam es zu einem Schuldenschnitt bei einer Mittelstandsanleihe über 25 Mio. EUR. Die Maßnahme reichte jedoch nicht aus, um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten dauerhaft zu überwinden. Laut Unternehmensangaben war insbesondere die Corona-Pandemie ein wesentlicher Belastungsfaktor, da der Bedarf an Businessmode stark zurückging. Auch an der Unternehmensspitze kam es zuletzt zu Unruhe. Der Anfang 2025 berufene CEO Christian Bregovac verließ das Unternehmen nach weniger als vier Monaten wieder. Seitdem liegt die operative Verantwortung bei Dirk Hesper und Herbert Oelke.
Modemarkt weiter unter Druck
Nach Einschätzung von Branchenkennern leidet Eterna wie viele andere Markenhersteller unter der anhaltenden Krise des stationären Modehandels. Die Kombination aus Nachfrageschwäche, steigendem Preisdruck durch Onlineanbieter und höheren Produktionskosten setzt der Branche zu. Bekannte Beispiele für vergleichbare Insolvenzen sind Esprit, Gerry Weber und Closed.
Anstieg der Insolvenzen in Deutschland
Nach Angaben der Auskunftei Creditreform ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2025 auf knapp 24.000 gestiegen, ein Anstieg um 8,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Gesamtverband der Versicherer (GDV) sieht die deutsche Wirtschaft in einem kritischen Zustand. Besonders betroffen seien die Automobilindustrie, energieintensive Branchen sowie das Gesundheitswesen. Die Warenkreditversicherer rechnen mit weiter steigenden Zahlungsausfällen und berichten von zunehmenden Liquiditätsengpässen bei Unternehmen. Eterna beschäftigt rund 900 Mitarbeitende, betreibt etwa 50 eigene Läden und beliefert weltweit rund 5.500 Einzelhändler. Im vergangenen Jahr verkaufte das Unternehmen rund 3,5 Millionen Hemden und Blusen und erzielte dabei einen Umsatz von rund 100 Mio. EUR.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.





