Notärzte für Unternehmen

Existenzbedrohende Krise: Was bleibt an Möglichkeiten, um den Konkurs zu vermeiden? Immer noch zu wenige Unternehmer kennen das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung.

Das lange Zögern von Gesellschaftern und Geschäftsführern, ein Insolvenzverfahren als Sanierungsoption zu erwägen, liegt noch immer am Stigma der Insolvenz als Scheitern. Stattdessen suchen angeschlagene Unternehmen häufig ihr Heil in Sanierungsversuchen außerhalb der Insolvenz. Die Krux daran: Diese sind meist deutlich teurer als ein Eigenverwaltungsverfahren und bieten nicht die gleichen Möglichkeiten. Und wichtig, aber wenig bekannt: Anders als im klassischen Insolvenzverfahren bietet die Eigenverwaltung Instrumente, mit denen den Gesellschaftern ihre Anteile verbleiben.

Das Beispiel Entner

So war das auch bei der regionalen Bäckereikette Entner mit mehr als 30 Filialen im Großraum Nürnberg und 250 Mitarbeitern. Auch hier blieb am Ende des nur wenige Monate langen Verfahrens die Gesellschaft in den Händen der Familie – ohne Altschulden, mit neuem Konzept und den ersten runderneuerten Filialen. Noch während des Verfahrens eröffnete die Bäckerei an zentraler Stelle in Nürnberg eine neue Filiale, trennte sich von unrentablen Standorten und ordnete den Einsatz des Personals neu. Mit Erfolg: Entlassungen gab es keine, durch die verbesserte Personalplanung konnten einige Filialen sogar länger öffnen.

Kommunikation ist entscheidend

Entscheidend war in beiden Fällen die Kommunikation mit Lieferanten, Kreditgebern und Kunden. Schon vor Beginn sollte sich die Geschäftsführung mit ihnen über die Eigenverwaltung abstimmen. Zugleich können die eigenen Mitarbeiter eng in das Verfahren eingebunden werden. Bei der Maria Soell GmbH erarbeiteten die Mitarbeiter zusammen mit dem CRO in Workshops konkrete Verbesserungsvorschläge, die in die Tat umgesetzt wurden. Das schuf Vertrauen – in die Berater, die Geschäftsführung und in die Ernsthaftigkeit der Sanierungsbemühungen.

Fazit

Das Eigenverwaltungsverfahren ist also eine Sanierungsoption, die bei richtiger Anwendung schneller Erfolge aufweisen kann als andere. Sie ist einem klassischen Insolvenzverfahren in vielen Punkten überlegen – insbesondere aus Sicht der Gesellschafter. Sie haben die Chance, ihr Unternehmen zu behalten.


Zu den Personen

Detlef Specovius und Andreas Elsßer/Schultze & Braun (© privat)
(© privat)

Detlef Specovius und Andreas Elsäßer sind Partner und Experten für Sanierung und Restrukturierung bei Schultze & Braun. Als CRO übernehmen sie regelmäßig Verantwortung in der Krise mittelständischer Unternehmen. www.schubra.de/unternehmer

Autorenprofil

Detlef Specovius und Andreas Elsäßer sind Partner und Experten für Sanierung und Restrukturierung bei Schultze & Braun. Als CRO übernehmen sie regelmäßig Verantwortung in der Krise mittelständischer Unternehmen.

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