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„Die Zentralbanken zwingen Anleger ins Risiko“

Die Aktienmärkte jagen von einem Hoch zum Nächsten. Warum immer noch Luft nach oben ist, was die Märkte bewegt und wie die DWS die Titel für ihr Fondsschwergewicht Top Dividende auswählt, erklärt die Expertin Denise Kissner.

Unternehmeredition: Frau Kissner, warum sollten Investoren derzeit auf Dividendentitel setzen?

Kissner: Reinvestierte Dividenden machen das Gros der langfristigen Aktienmarktrendite aus, somit sind defensive Dividendenstrategien für uns ein klassisches Basisinvestment und sollten unabhängig vom Timing in jeder Asset-Allokation zu finden sein. Darüber hinaus sollten risikobewusste Anleger berücksichtigen, dass die Aktienmärkte, vor allem in den USA, bereits stark gestiegen sind. Daher sollten sie wieder vermehrt auf ein vernünftiges Verhältnis von Rendite und Risiko achten und sich somit mit qualitativ hochwertigen Dividendentiteln beschäftigen.

Sind die Märkte bereits heiß gelaufen oder gibt es für DAX und DOW noch Luft nach oben?

Wir haben zwar in diesem Jahr neue Höchststände in den USA und Deutschland gesehen, dennoch gibt es Unterschiede. Während die US-Indizes auf der reinen Kursentwicklung basieren, ist der DAX ein Performanceindex, das heißt die gezahlten Dividenden werden wieder reinvestiert. Betrachten wir den reinen DAX-Kursindex, sind wir erst bei einem Stand von 4.800 Punkten angekommen. Das ist von einem neuen Allzeithoch ein ganzes Stück entfernt, das der DAX-Kursindex im März 2000 mit 6.266 Punkten erreicht hatte. Trotzdem erwarten wir für das kommende Jahr ein volatileres Marktumfeld mit positiven Aktienmarktrenditen im hohen einstelligen Bereich.

Sind niedrige Zinsen ein gutes Argument, um Anlegern Ihren Fonds ans Herz zu legen?

Absolut. In Zeiten finanzieller Repression haben Anleger, die den wesentlichen Teil ihres Vermögens in konservativen Anlageformen wie vermeintlich „sicheren“ Staatsanleihen halten, große Schwierigkeiten, eine positive reale Rendite zu erzielen. Eine aktive Asset Allokation und breite Diversifikation sind im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld daher wichtiger denn je. Besonders risikobewusste Anleger sollten vor diesem Hintergrund eine höhere Aktienquote in Betracht ziehen.

Wie wählen Sie Ihre Titel aus?

Das Fondsmanagement von DWS Top Dividende verfolgt einen zweistufigen Investmentprozess. Im ersten, quantitativen Schritt filtert es dabei aus dem globalen Anlageuniversum Unternehmen mit einer hohen, nachhaltigen Dividendenrendite und niedrigen Ausschüttungsquote heraus, die über ein attraktives Dividendenwachstum verfügen. Aus dieser Liste werden in einem zweiten Schritt die Fundamentaldaten, die Ertragsaussichten sowie die Stabilität der Ausschüttungen der Unternehmen analysiert. Ebenso wird die Qualität des Managements und Dividendenpolitik des Unternehmens bewertet.Welche Branchen sind unter Dividendengesichtspunkten momentan besonders interessant?

Vor allem in den Bereichen Gesundheit, Konsumgüter und IT gibt es nach den Kriterien Dividendenrendite und Wachstumsaussichten attraktive Unternehmen. Fünf Jahre nach der Finanzkrise rücken auch Finanztitel wieder mehr in den Vordergrund.

Ihr Fonds hat mittlerweile ein Volumen von mehr als 10 Mrd. Euro. Ist das eher ein Fluch oder ein Segen?

Die hohen Zuflüsse in den vergangenen Jahren zeigen, dass die Strategie genau den Nerv der Anleger trifft. Vor allem deutsche Anleger möchten gerne, wenn sie in Aktienfonds investieren, ein defensives Basisinvestment. Aufgrund unseres globalen Aktienuniversums und Fokus auf großkapitalisierte, liquide Unternehmen spielt die Größe von mittlerweile 10 Mrd. Euro eine eher untergeordnete Rolle.

Langfristig gehört Ihr Fonds zu den Top-Performern. Kurzfristig zählt er nicht zu den Allerbesten. Warum nicht?

Der defensive Charakter und das asymmetrische Chance-Risiko-Profil von DWS Top Dividende kann vor allem in stark steigenden Märkten zu einer zeitweise relativ schwächeren Wertentwicklung im Vergleich mit Wettbewerbern und dem Gesamtmarkt führen. Darüber hinaus ist das aktuelle Marktumfeld für defensive Dividendenfonds eine Herausforderung. Vor allem im vergangenen Quartal waren defensive Titel nicht gefragt. Vielmehr stürzten sich die Anleger wieder auf zyklischere Werte.

Was bewegt die Aktienmärkte momentan?

Getrieben wird diese Aktienmarktrally nicht von der Erwartung auf steigende Gewinne, sondern vom Mangel an Alternativen. Die Zentralbanken zwingen die Investoren ja geradezu ins Risiko. Der europäische Aktienmarkt ist unserer Meinung nach noch nicht heiß gelaufen, die USA dagegen werten wir schon kritischer. Die Margen der dortigen Unternehmen sind sehr hoch, auf diesem Niveau werden sie sich nicht ewig halten können.

Welchen Anlagehorizont sollten Investoren haben, die in einen Dividendenfonds investieren?

Der Fonds ist für Kunden gedacht, die am Wachstum der Märkte teilhaben möchten, ohne den kompletten Marktrisiken ausgesetzt sein zu wollen. Dennoch handelt es sich bei DWS Top Dividende um einen, wenn auch defensiven, Aktienfonds. Anleger sollten deshalb einen Anlagehorizont von rund fünf Jahren einplanen.Im Jahr der Lehman-Pleite 2008 wurden Dividenden teilweise radikal gestutzt. Vor allem die Finanzbranche fiel mit Zahlungen aus. Kann so etwas wieder passieren?

Klar, es sind nun einmal Unternehmen aus bestimmten Sektoren, die regelmäßig hohe Dividenden zahlen, etwa Konsum, Pharma, Telekom oder Versorger. Bislang zählte auch die Finanzbranche dazu. Allerdings haben wir nach der Lehman-Pleite gelernt, dass der Finanzsektor kein defensiver Sektor ist, sondern ein sehr zyklischer. Dass ein oder zwei Unternehmen im Portfolio die Dividende kürzen, kommt quasi jedes Jahr vor, das wirft sie aber nicht aus der Bahn. In der Finanzkrise hat es allerdings eine gesamte Branche getroffen. Das war für die Dividendenstrategien ohne Frage von sehr großer Bedeutung. Zuvor zählten die Banken zu den besten Dividendenzahlern, einige Fonds hatten den Sektor daher mit 30 oder mehr Prozent gewichtet. Diese Konzentration kam sie teuer zu stehen.

Sollten Unternehmen ihre Gewinne nicht lieber reinvestieren – oder ist das ein branchenspezifisches Thema?

Natürlich ist es wichtig, dass Unternehmen einen Teil ihrer Gewinne wieder reinvestieren. Denn nur Unternehmen, die nachhaltig investieren, können langfristig wachsen und nachhaltig ihre Dividende steigern. Zu hohe Investitionstätigkeit beziehungsweise Liquidität kann aber durchaus dazu führen, dass Kapital falsch eingesetzt wird, das führt zu niedrigeren Gewinnrenditen.


Zur Person
Denise Kissner ist seit August 2008 verantwortlich für Equity-Income-Strategien bei der DWS. Zuvor arbeitete sie als Produktmanagerin bei der Deutschen Bank. Sie absolvierte sowohl die Studiengänge Bankfachwirt und Bankbetriebswirt an der Frankfurt School als auch die Studiengänge CEFA und CIIA an der DVFA. www.dws.de


Kurzprofil DWS Top Dividende

Anlage: Aktien

ISIN: DE0009848119

Auflegung: 28.04.2003

Performance 3 Jahre: 33,6%

Fondsvolumen: 10,4 Mrd. EUR

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