Die sanften Angreifer

Fond of Bags gilt mit seiner ungezwungenen und idealistischen Außendarstellung als Musterschüler einer neuen Unternehmergeneration. Das Start-up von 2010 hat sich mit innovativen Schulrucksäcken in einen besetzten Markt eingenistet. Mit einer anspruchsvollen Wachstumsstrategie wollen die Gründer nun zeigen, dass sie zu Unternehmern gereift sind.

Fond of Bags wollte sich von Beginn an nicht nur als innovativer Rucksack-Hersteller positionieren, sondern ebenso als unternehmerischer Pionier wahrgenommen werden. Die Rucksäcke sind deshalb aus gebrauchten PET-Flaschen. Im Büro von Geschäftsführer Pink sitzt mit Michael Damm ein Mitarbeiter für Corporate Responsibility. Die Nähereien in China und Vietnam werden regelmäßig einer Revision unterzogen. Geschäftsführer Pink geht es dabei aber nicht um den Status quo, sondern den Veränderungsprozess: „Einige Nachhaltigkeitsziele konnten wir dieses Jahr erreichen, bei anderen sind wir gescheitert.“

Produktion in Ho-Chi-Minh Stadt: Hier werden Rucksäcke von Ergobag und Co. zusammengenäht.
Produktion in Ho-Chi-Minh Stadt: Hier werden Rucksäcke von Ergobag und Co. zusammengenäht.

Die ethischen Ansprüche entsprechen vor allem den privaten Wertvorstellungen der Mitarbeiter. Bis heute wird Fond of Bags maßgeblich von Freunden, Geschwistern und Ehepartnern beeinflusst. Aus diesem freundschaftlichen Verhältnis leitet sich auch der Anspruch ab, so beteuert es Geschäftsführer Pink, alle Stakeholder des Unternehmens glücklich zu machen, vom Lieferanten über die Mitarbeiter bis zur Geschäftsführung. Auf einschlägigen Bewertungsportalen bekommt Fond of Bags überdurchschnittlich gute Kritiken für den Umgang mit Mitarbeitern.

Großer Hebel für weiteres Wachstum

Vor zwei Jahren haben die Gründer das Unternehmen zum Verkauf angeboten. Der Verkaufspreis lag über den Erwartungen. Schließlich entschieden sie sich doch, Eigentümer zu bleiben und stellten die Weichen auf Wachstum. Seit 2014 wurde aus der Gründungsmarke Ergobag der Konzernname Fond of Bags. In der Zwischenzeit kamen sechs neue Marken hinzu mit Rucksäcken für die weiterführende Schule, den Kindergarten und Berufstätige. „Von Baby bis Business“ ist der eingängige Claim, mit dem sich Fond of Bags als Komplettanbieter im Taschenmarkt positionieren möchte. Die Diversifizierung ist auch wichtig, um die Umsätze vom saisonalen Geschäft mit Schulrucksäcken besser über das Jahr zu verteilen.

Die Belegschaft hat sich im Laufe eines Jahres von 80 auf 180 erhöht, um die neuen Produktlinien voranzutreiben. In Köln-Ehrenfeld wird bis Ende nächsten Jahres ein 10.000 Quadratmeter großer Campus gebaut: „Wir säen im Moment viel und wollen in vier, fünf Jahren ernten“, sagt Geschäftsführer Pink. Das wird eine neue Herausforderung. Bislang konnte Fond of Bags mit den Cashcows Ergobag und Satch gute Bilanzen vorweisen. Das reicht künftig nicht mehr.


Zu den Personen

Personenfoto größer © F.O. BAGS GmbHIm Jahr 2010 gründet Sven-Oliver Pink zusammen mit Florian Michajlezko und Oliver Steinki (v.l.n.r.) in Köln den Rucksackhersteller Ergobag, heute F.O. Bags. Die Gründer sind auch alleinige Gesellschafter. Pink ist in der Geschäftsführung für Strategie, Organisation und Marketing verantwortlich. Im vergangenen Jahr erhielt F.O. Bags den deutschen Nachhaltigkeitspreis für seine Ambitionen, möglichst ökologisch zu produzieren sowie auf soziale Standards in den Zulieferbetrieben hinzuwirken. Die GmbH erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 46 Mio. Euro und gilt als Innovationsführer.

www.fondofbags.com

Autorenprofil

Als Redakteur bei der Unternehmeredition leitet Volker Haaß die Online-Aktivitäten sowie die Sonderpublikationen der Plattform. Dazu gehört unter anderem die FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie.

1
2
3
Vorheriger ArtikelNah an den Bedürfnissen
Nächster ArtikelUnternehmer der Zukunft