Deutscher Venture-Capital-Markt zeigt sich widerstandsfähig 

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Der deutsche Markt für Venture Capital hat im dritten Quartal des Jahres an Dynamik verloren, bleibt jedoch im Gesamtverlauf des Jahres 2025 auf einem stabilen Kurs. Laut aktuellen Analysen von KfW Research waren die Investitionen in deutsche Start-ups zuletzt rückläufig, nachdem das vorherige Quartal von besonders großen Finanzierungsrunden geprägt war. Die Zahl der Transaktionen blieb dagegen weitgehend konstant, was auf eine anhaltende Investitionsbereitschaft trotz anspruchsvoller Rahmenbedingungen hinweist.

Abkühlung nach starker erster Jahreshälfte

Im Vergleich zur ersten Jahreshälfte war im dritten Quartal ein spürbarer Rückgang bei den Finanzierungsvolumina zu verzeichnen. Maßgeblich dafür war die geringe Zahl großer Anschlussfinanzierungen. Besonders Megadeals spielten eine untergeordnete Rolle, während kleinere und mittlere Transaktionen den Markt bestimmten. Auffällig war dabei ein relativer Zuwachs bei frühen Finanzierungsphasen. Seed-Runden nahmen anteilig zu, was auf eine wieder stärkere Unterstützung junger Start-ups hinweist.

Während das Investitionsvolumen insgesamt nachgab, blieb die Anzahl der abgeschlossenen Deals nahezu unverändert. Auch bei Finanzierungen im mittleren Segment gab es kaum Veränderungen. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass Investoren nach wie vor aktiv sind, jedoch selektiver agieren. Große Runden scheinen derzeit seltener abgeschlossen zu werden, was auf Zurückhaltung bei risikoreicheren oder besonders kapitalintensiven Engagements schließen lässt.

Aus dem Ausland, insbesondere aus den USA, ist bislang keine deutliche Veränderung des Engagements auf dem deutschen Venture-Capital-Markt zu beobachten. Der Anteil internationaler Investoren blieb auf dem bisherigen Niveau. Weder geopolitische Spannungen noch wirtschaftspolitische Maßnahmen zeigten bisher spürbare Auswirkungen auf die Aktivität internationaler Beteiligungsgesellschaften. Besonders US-amerikanische Investoren stellen weiterhin eine stabile Finanzierungsquelle für deutsche Start-ups dar.

Technologiesektor bleibt Triebfeder

Auf Branchenebene war Unternehmenssoftware erneut das am häufigsten unterstützte Segment. Daneben blieben auch die Bereiche Gesundheitstechnologie und Fintech stark nachgefragt. Trotz eines leichten Rückgangs gegenüber den Vorquartalen behauptet sich zudem das Feld der künstlichen Intelligenz als eines der dynamischsten Innovationsfelder. Die Investitionstätigkeit bleibt hier hoch, auch wenn das Finanzierungsvolumen im dritten Quartal unter dem Durchschnitt des ersten Halbjahres lag.

Exits als Schwachpunkt

Ein weiterhin sensibles Thema bleibt die Exit-Seite des Venture-Capital-Markts. Die Zahl erfolgreicher Ausstiege durch Übernahmen oder Börsengänge bewegt sich nach wie vor auf niedrigem Niveau. Zwar war zuletzt eine gewisse Beruhigung an den Kapitalmärkten festzustellen, die grundsätzlich bessere Voraussetzungen für Exits schafft. Dennoch zeigen sich bisher nur vereinzelte positive Signale. Besonders Börsengänge bleiben eine Ausnahmeerscheinung. Angesichts sinkender Finanzierungskosten und eines stabileren makroökonomischen Umfelds könnte jedoch in den kommenden Quartalen eine Belebung erfolgen.

Neben dem klassischen Beteiligungskapital gewinnt auch Venture Debt weiter an Bedeutung. Bereits zum Ende des dritten Quartals zeichnet sich ab, dass der Markt für Fremdkapitalfinanzierungen an junge Unternehmen auf dem besten Weg zu einem neuen Jahresrekord ist. Die Zahl der Transaktionen hat bereits das Niveau des Vorjahres überschritten, was auf eine wachsende Akzeptanz dieser Finanzierungsform im deutschen Start-up-Ökosystem hindeutet.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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