Deutscher NPL-Markt zeigt gemischte Signale

© eskystudio – stock.adobe.com
© eskystudio – stock.adobe.com

Das aktuelle EBA Risk Dashboard für das dritte Quartal 2025 zeigt für den deutschen Bankensektor ein differenziertes Bild. Während sich einzelne Frühindikatoren leicht entspannen, bleiben strukturelle Risiken im Kreditbestand und in der Ertragskraft bestehen. Insbesondere die Situation im Gewerbeimmobiliensektor verschärft sich weiter und belastet die Risikolage spürbar.

Rückgang bei Stage-2-Krediten

Nach Angaben der European Banking Authority (EBA) ist der Anteil der Stage-2-Kredite im deutschen Bankensektor von 15,4 % auf 14,8 % gesunken. Diese Entwicklung gilt als positives Signal, da sie auf eine vorübergehende Entspannung in der Risikofrüherkennung hinweist. Dennoch liegt Deutschland mit dieser Quote weiterhin deutlich über dem EU-Durchschnitt von 9,2 %, was auf latente Risiken im Kreditbuch hindeutet.

Gleichzeitig steigt die NPL-Quote in Deutschland weiter an. Laut dem Dashboard erhöhte sich diese leicht 1,6%, was einem NPL-Volumen von 46,9 Mrd. EUR entspricht. Als Haupttreiber dieses Anstiegs gilt der Sektor für Gewerbeimmobilien. Dort kletterte die NPL-Quote im dritten Quartal auf 6,6 %, nachdem sie im Vorquartal noch bei 6,2% lag. Im Vergleich zum EU-Durchschnitt von 4,2 % zeigt sich hier eine überproportionale Belastung im deutschen Markt.

Coverage Ratio bleibt strukturelles Risiko

Besonders im Fokus steht die sogenannte Coverage Ratio, also das Verhältnis zwischen Risikovorsorge und notleidenden Krediten. Diese liegt in Deutschland bei 34,4% und damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 41,9%. Laut EBA ist diese Diskrepanz auf die in Deutschland übliche Praxis der Besicherung zurückzuführen. Diese setzt jedoch stabile Marktwerte der zugrunde liegenden Sicherheiten voraus. Sollten die Preise für Gewerbeimmobilien weiter unter Druck geraten, könnte dies zu einem sprunghaften Anstieg der Risikovorsorge führen.

Schwache Ertragslage begrenzt Risikotragfähigkeit

Neben der angespannten Risikolage zeigt sich auch die Ertragskraft der deutschen Banken weiterhin schwach. Die Eigenkapitalrendite (RoE) beträgt laut EBA lediglich 7,3 % und liegt damit deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 10,7 %. Diese geringe Profitabilität schränkt die Fähigkeit der Institute ein, potenzielle Verluste aus dem Kreditbuch durch laufende Erträge zu kompensieren. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit zu einer fortgesetzt konservativen Risikoselektion bei der Kreditvergabe.

Gesamtbild im EU-Vergleich stabil

Im gesamteuropäischen Kontext bleibt die Lage im Bankensektor trotz geopolitischer und makroökonomischer Unsicherheiten stabil. Die CET1-Quote liegt unverändert bei 16,3 %, das NPL-Volumen in der EU beträgt laut EBA rund 373 Mrd. EUR bei einer stabilen Quote von 1,8 %. Die Stage-2-Kredite gingen EU-weit auf 9,3 % zurück. Die durchschnittliche Eigenkapitalrendite blieb im Quartalsvergleich konstant bei 10,7 %. Erstmals wurde das Risk Dashboard im neuen European Data Access Portal (EDAP) veröffentlicht. Dieses Portal soll die Zugänglichkeit und Transparenz von aufsichtsrechtlichen Bankdaten innerhalb der EU weiter verbessern. Laut EBA markiert dies einen wichtigen Schritt zur besseren Nutzbarkeit der Daten durch Marktteilnehmer und Öffentlichkeit.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

Vorheriger Artikel„Buy and Build bleibt ein zentrales Instrument“
Nächster ArtikelBikeleasing-Gruppe erhält neuen Mehrheitsgesellschafter