Die Deutsche Beteiligungs AG ist eine börsennotierte deutsche Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie initiiert geschlossene Private-Equity-Fonds und investiert in gut positionierte mittelständische Unternehmen mit Potenzial. Wir sprachen mit Thomas Weber, Mitglied der Geschäftsleitung, über die Auswirkungen des Investitionsprogramms der Bundesregierung auf den Mittelstand, die aktuelle Lage am M&A-Markt sowie die Rolle und strategische Ausrichtung der DBAG.
Unternehmeredition: Die neue Bundesregierung hat ein gewaltiges Investitionsprogramm aufgelegt. Rechnen Sie hier mit positiven Auswirkungen auf den deutschen Mittelstand und damit auch den Bedarf für Wachstumsinvestitionen?
Thomas Weber: Der aktuelle M&A-Gesamtmarkt befindet sich in einem perfekten Sturm. Die makroökonomische Lage ist nach wie vor geprägt von Herausforderungen, und geo- sowie wirtschaftspolitische Umstände trüben die konjunkturelle Entwicklung zusätzlich. Insbesondere die globale handelspolitische Lage und deren Volatilität schüren zusätzliche Unsicherheiten. Dies spiegelt sich auch in den Marktzahlen wider. So verzeichnet der HCOB Purchasing Manager Index nach wie vor schwache Exportverkäufe. Nichtsdestoweniger zeichnen sich positive Entwicklungen ab. So erreichte der PMI im März 2025 von 46,5 Punkten im Februar auf 48,3 und erreichte damit den höchsten Stand seit August 2022.
Die Produktion stieg erstmals seit fast zwei Jahren, angetrieben durch stärkere Neuaufträge, vornehmlich bei Vorleistungsgütern. Diese Entwicklung wird durch die anberaumten Investitionen des Bundes in die Infrastruktur massiv gestärkt. Zudem schafft diese Initiative finanziellen Spielraum für öffentliche Auftraggeber und sorgt für eine klare Budgetplanung in Kommunen und Ministerien, was die Investitionsbereitschaft des Mittelstands beflügelt.
Besonders Projekte zur Digitalisierung von IT-Infrastruktur und Softwareentwicklung werden profitieren, da die Unsicherheit über künftige Etats bei vielen Unternehmen nun einer konkreten Perspektive weicht. Experten erwarten dadurch mittelfristig ein Wachstum in Richtung 1,5%, sofern die Mittel zielgerichtet und zügig fließen. Diese Entwicklungen werden durch die anberaumten Investitionen in die Infrastruktur gestützt. Es ist auch sehr zu begrüßen, wie sich die designierte Bundesregierung ministeriell aufstellt und dass es fortan ein dezidiertes Ministerium für Infrastruktur geben wird.
Welchen Beitrag kann die DBAG dabei leisten, den deutschen Mittelstand weiter zu stärken? In welchen Bereichen sehen Sie hier einen hohen Handlungs-/Nachholbedarf in den Unternehmen?
Die DBAG bringt drei zentrale Hebel ein. Smartes Kapital: Wir investieren flexibel in Eigenkapital, eigenkapitalähnliche und hybride Finanzierungsinstrumente und können so gezielt Entwicklungs- und Wachstumsprojekte unterstützen. Nachfolge- und Buy-and-Build-Expertise: Rund ein Drittel aller Mittelständler steht vor dem Generationswechsel; wir managen diesen Prozess und heben Potenziale durch gezielte Zukäufe und Komplementierungen. Branchenspezifische Wachstumsstrategien: Unsere Portfoliounternehmen profitieren von Best Practices in Automatisierung, Robotik, Digitalisierung und Industrieanwendungen, da wir uns traditionell auf wachstumsstarke, weniger zyklische Geschäftsmodelle in DACH und Norditalien fokussieren.
Was sind für die DBAG aktuell die wichtigsten Sektoren mit Blick auf Investments? Und haben Sie in der Zukunft dafür ausreichende Mittel?
Die DBAG investiert vorrangig in die Industrie und Industrietechnologie, industrielle Dienstleistungen, Umwelt/Energie/Infrastruktur, IT-Services und Software sowie Healthcare. Mit unserem Flaggschifffonds DBAG Fund VIII sowie unserer Small-Cap-Strategie in Form des DBAG ECF IV und einer starken Liquiditätssituation auf Konzernebene verfügen wir über ausreichende Mittel, um die attraktiven Chancen am Markt zu nutzen.
Wie schätzen Sie den Stand im Private-Equity-Sektor ein?
Die Marktbedingungen bleiben herausfordernd: Höhere Kapitalkosten, restriktivere Finanzierungsbedingungen und geopolitische Unsicherheiten verlangsamen Transaktionsprozesse und erfordern selektive Investmentansätze. Gleichzeitig zeichnet sich ein klarer Stimmungsumschwung ab: Die Zahl der Private-Equity-Deals im Mid-Market-Segment stieg von 34 Transaktionen im Jahr 2023 auf 42 Transaktionen im Jahr 2024 und befindet sich damit auf Wachstumskurs.
Ähnlich verhält es sich mit dem Transaktionsvolumen, das mit 4,8 Mrd. EUR gegenüber 3,9 Mrd. EUR im Vorjahr substanziell anstieg. Die großvolumigen öffentlichen Investitionen der Bundesregierung setzen nun einen neuen, starken Impuls für Unternehmensnachfolgen und Wachstumsfinanzierungen. Wir erwarten, dass diese Dynamik die Erholung im Mid-Market-Segment 2025 weiter beschleunigt.
Lieber Herr Weber, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Interview führte Alexander Görbing.
👉 Dieses Interview erscheint auch in unserem Spezial “Investoren im Mittelstand” 2025.
ZUM INTERVIEWPARTNER
Thomas Weber,
Mitglied der Geschäftsleitung,
Deutsche Beteiligungs AG