Chinesische M&A in Deutschland

Bis vor kurzem waren Maschinenbau und die Automobilindustrie die beliebtesten Zielbranchen für chinesische M&A in Deutschland. Doch sie differenzieren sich immer mehr: Im Rekordjahr 2015 jedoch entwickelten sich die Life Sciences zum zweit wichtigsten Sektor.

Auch der Konsum hat an Gewicht gewonnen. Zusammen mit dem Automobilbereich lag dieser Bereich vergangenes Jahr auf Platz drei. Das ist das Ergebnis einer Auswertung aller Transaktionen chinesischer Investoren 2015 durch die Plattform M&A-China/Deutschland. Mit 46 Deals wurden im Jahr 2015 so viele chinesische M&A in Deutschland gezählt wie noch nie zuvor. Dies entspricht einem Plus von 28 Prozent gegenüber 2014 (36 Deals). Damit hält das Wachstum der Outbound M&A aus dem Reich der Mitte in das Herz Europas an. Von den 46 Investitionen waren 34 vollständige Übernahmen oder Mehrheitsbeteiligungen (darunter eine Erhöhung einer Mehrheitsbeteiligung) und zwölf Minderheitsbeteiligungen (darunter zwei Erhöhungen einer Minderheitsbeteiligung).

Gesundheitssektor boomt

Im Gegensatz zu früheren Jahren, als Maschinenbau und Automotive zusammen jeweils deutlich mehr als die Hälfte der Übernahmen und Beteiligungen aus

Chinesische M&A 2015 in Deutschland (© dealogic/Zephyr-Datenbank)
(© dealogic/Zephyr-Datenbank)

China ausmachten, ging die Bedeutung dieser beiden klassischen deutschen Industriezweige 2015 deutlich zurück. Nur etwas über ein Drittel der Deals konzentrierte sich auf diese traditionellen Bereiche. Neue Branchen stehen im Fokus: So ist die Sogwirkung des chinesischen Gesundheitsmarktes nun deutlich zu spüren. Hier hat China aktuell noch großen Nachholbedarf. Gleichzeitig steigt die Belastung des Gesundheitswesens durch die alternde Bevölkerung in den kommenden Jahren. So plant die chinesische Regierung, dass bis 2020 die Gesundheitsausgaben auf acht Bio. RMB (1,1 Bio. Euro) steigen sollen. Das wäre das Dreifache der Aufwendungen aus dem Jahr 2012. Dementsprechend machen sich immer mehr Unternehmen aus diesem Sektor im Ausland auf der Suche nach Technologie und Know-how. 2015 wurden acht Übernahmen und Beteiligungen  im Bereich von Krankenhäusern, Medizintechnik, Biotechnologie und Pharma verzeichnet. Die Anzahl der Transaktionen im Sektor Life Sciences hat sich damit gegenüber 2014 vervierfacht.

Marken aus dem Konsumbereich attraktiv

Auch im Konsumsektor haben sich mit sechs Deals chinesische M&A in Deutschland verdreifacht. Hochwertige Marken wie der Küchenspezialist Alno,  der Besteckhersteller Carl Mertens oder das Unterwäschelabel Dorina werden für chinesische M&A immer attraktiver. Sie nutzen die deutschen Marken vor allem, um sich im härter gewordenen Wettbewerb auf dem Heimatmarkt zu differenzieren.

Ausblick

Deutschland wird für Chinas M&A-Aktivitäten ein immer wichtigerer Zielmarkt. Mit der steigenden Zahl der Deals ist auch ein zunehmender Grad an Branchendifferenzierung zu beobachten. Während die Transaktionen mit den höheren Volumina weiterhin im Maschinenbau und im Automobilsektor zu beobachten sein dürften, steht auf Grund des zunehmenden Drucks im chinesischen Heimatmarkt ein weiter wachsender Deal-Flow für chinesische M&A in den Sektoren Gesundheit und Konsum zu erwarten.

Die komplette Deal-Liste finden Sie in der aktuellen Ausgabe 1/2016 unseres Schwestermagazins M&A-China/Deutschland.

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