Vom 10. bis 12. September 2025 kamen rund 80 Führungskräfte und Vordenker von Unternehmen im Kloster Seeon zusammen, um über Marken, Wachstum und Zukunft zu sprechen. Vom ersten Moment an war spürbar: Dieses 22. Internationale Marken-Kolloquium wird mehr als nur ein Gedankenaustausch – es wurde zu einem Fest der Inspiration, der Begegnung und der gemeinsamen Vision, Wachstum neu zu denken.
Schon der Vorabend setzte Maßstäbe: Inga Bauer, Geschäftsführerin von Bauer & Böcker, nahm die Teilnehmenden mit auf ihre persönliche Reise des Wandels. Offen sprach sie über Krisen, Umbrüche und den Mut, das eigene Unternehmen neu auszurichten. „Das Glück war von meiner Seite gewichen – und ich wollte es unbedingt zurückhaben. Also habe ich mich gefragt: Was will ich eigentlich wirklich?“ Ihr Turnaround gelang durch fünf radikale Schritte – von der Trennung alter Geschäftsfelder bis zur klaren Vision, aus einer „Werkzeugbude“ ein modernes Technologieunternehmen zu machen. Besonders eindrucksvoll: die Art, wie sie ihre Belegschaft mitnahm – spielerisch, geduldig, und doch entschlossen. „Es gibt kein Zurück. Der Weg geht nur nach vorne.“ Dieses Zitat hallte auch am nächsten Tag in vielen Gesprächen nach.
Vom inneren Kompass bis zur großen Bühne
Mit herzlichen Worten eröffneten Linda und Fabian Vollberg gemeinsam mit Prof. Dr. Guido Quelle das Kolloquium. Linda Vollberg erinnerte an die Anfänge und an den Vorabend, der längst zu einem festen Ritual geworden sei: „Viele sagen, das sei das Beste am ganzen Kolloquium – und es zeigt, wie wichtig Begegnung ist, bevor wir in die Inhalte einsteigen.“ Fabian Vollberg ergänzte: „Dieses Format lebt davon, dass wir alle uns öffnen – mit unseren Fragen, unseren Erfolgen und unseren Zweifeln.“
Nachhaltigkeit als Wachstumschance
Den ersten Impuls setzte Dr. Patrick Niehr, CFO der WILO SE. Unter dem Titel „Nachhaltige Marktchancen nutzen“ machte er klar, dass ökologisches Handeln längst nicht mehr Pflicht, sondern Erfolgsfaktor ist. Seine Kernaussage: „Nachhaltigkeit ist kein Kostenblock, sondern die Voraussetzung für künftiges Wachstum.“ Er betonte außerdem: „Die Unternehmen, die heute in grüne Innovation investieren, sind die Marktführer von morgen.“
Mut säen, Vertrauen pflegen
Mit Humor und überraschenden Bildern sprach Richard von Herman, Geschäftsführer von Neudorff, über Pflanzenschutz, Schnecken – und Wachstum. „Wachstum beginnt im Kopf. Nur das Neue führt nach oben.“ Er schilderte, wie er als erster familienfremder Geschäftsführer einen Traditionsbetrieb in drei Jahren auf fast 200 Millionen Umsatz führte – gegen Widerstände, mit E-Commerce, neuen Strukturen und einer klaren Vision. „Große Ziele sind einfacher zu treffen – weil sie die Fantasie beflügeln und Menschen mitreißen“, scherzte er.
Next Level Logistics
Die Unternehmerin Christina Thurner (Loxxess AG) sprach leidenschaftlich über die Transformation eines Familienunternehmens. Mit praxisnahen Beispielen zeigte sie, wie Automatisierung, KI und externe Managerstrukturen die Logistik revolutionieren. „Wenn alles unter Kontrolle scheint, dann fahren wir nicht schnell genug.“ Ihre Botschaft: Familienunternehmen brauchen Mut zur Professionalisierung, ohne ihre Seele zu verlieren. „Innovation darf nicht warten, bis Fachkräftemangel uns zwingt – wir müssen jetzt gestalten.“
Renaissance einer Weinmarke
Ein emotionaler Höhepunkt war der Vortrag von Roman Niewodniczanski, Inhaber von Van Volxem. Er schilderte, wie er eine alte Weinmarke in eine internationale Premiummarke verwandelte. Seine Begeisterung für Terroir, Tradition und Qualität war ansteckend und brachte das Publikum zum Schmunzeln wie zum Staunen. Besonders eindrücklich war sein leidenschaftliches Plädoyer für den deutschen Wein: „Deutschland hat mit der Mosel eines der großartigsten Terroirs der Welt – wir müssen nur selbstbewusst genug sein, diese Qualität wieder sichtbar zu machen.“ Und er ergänzte: „Wein erzählt Geschichten – wer diese Geschichten glaubwürdig lebt, schafft eine Marke, die Herzen gewinnt.“
Unternehmertum als Lebensform
Am Nachmittag dann ein Publikumsmagnet: Dr. Georg Kofler, Medienunternehmer und bekannter Investor aus „Die Höhle der Löwen“. Im Gespräch am Klostersee erzählte er von den frühen Jahren bei ProSieben, von Teleshopping und von Mut. „Ich war 31, ohne Führungserfahrung – und doch überzeugt, dass ich es kann. Unternehmertum bedeutet, Chancen zu packen, bevor andere sie erkennen.“ Er ergänzte: „Wer immer nur auf Sicherheit setzt, wird nie erfahren, wie weit man wirklich kommen kann.“
„Almdudler“ gewinnt 14. Award des Internationalen Marken-Kolloquiums
Am Abend wurde der 14. Award des Internationalen Marken-Kolloquiums in festlichem Rahmen verliehen. Für seine außergewöhnliche Markenführung wurde Gerhard Schilling, Geschäftsführer von Almdudler, als Gewinner ausgezeichnet. Laudator Mag. Georg Thumser, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands der Markenartikelindustrie, hob dessen mutige Entscheidung hervor, die Zusammenarbeit mit Coca-Cola zu beenden, um die Eigenständigkeit von Almdudler zu sichern: „Konsequent inkonsequent – das ist die Kontinuität einer Marke, die anders ist.“ Doch auch die Zweit- und Drittplatzierten machten deutlich, wie unterschiedlich Wege zum Erfolg aussehen können: Platz zwei ging an Florian Zech mit seiner Initiative Amandla, die soziales Engagement, Bildung und Sport verbindet und so demonstriert, dass Marken auch jenseits von Produkten nachhaltige Strahlkraft entwickeln können.Platz drei erreichte Peter Räuber mit den Maloja Pushbikers, die beweisen, wie sich Leidenschaft für Sport, Lifestyle und Authentizität zu einer einzigartigen Markenwelt verweben lässt.
Vom Dodo-Vogel bis zur E-Bike-Revolution
Mit Witz und Energie führten die Gastgeber in den zweiten Tag ein – und nahmen den Faden der Vortage auf: Wachstum sei nicht nur eine Frage von Zahlen, sondern vor allem von Haltung. „Am Ende entscheidet nicht die Bilanz über unsere Zukunft, sondern unsere Fähigkeit, uns immer wieder neu zu erfinden.“
Lebensfreude in Flaschen
Früh am Morgen sprach Gerhard Schilling selbst. Er zeigte, wie Almdudler zur Love Brand wurde, die in Österreich fast jeder mit Urlaub und Lebensfreude verbindet. Sein Credo: „Man muss Tradition respektieren, aber Trends antizipieren – sonst bleibt man in den Bergen stecken“, und weiter: „Wir wollen Menschen nicht nur erfrischen, wir wollen Lebensfreude in Flaschen füllen.“
Höhen und Tiefen eines Start-ups
Dann wurde es persönlich: Andreas „Andi“ Weinzierl, Gründer von SUSHI Bikes, erzählte offen von den Höhen und Tiefen seines Start-ups. „Es geht nicht nur bergauf, manchmal geht es auch steil bergab – wichtig ist, den Mut zum Turnaround zu behalten.“ Seine Authentizität, kombiniert mit Visionen für nachhaltige Mobilität, rührte und begeisterte zugleich. „Am Ende sind es nicht die Investoren oder Märkte, die dich tragen – sondern dein unerschütterlicher Glaube an die Idee.“
Innovation im Zeitalter der KI
Den Schlusspunkt setzte Prof. Dr. Frank Piller (RWTH Aachen). Mit analytischer Brillanz zeigte er, wie Unternehmen strategische Positionierung und Wachstum durch Innovation jenseits des Kerngeschäfts erreichen können. „KI ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, um neue Märkte zu erschließen.“ „Das wahre Risiko liegt darin, nicht zu experimentieren.“
Fazit
Ob Familienunternehmerin, Start-up-Gründer oder Medienpionier: Alle Referenten verband der Mut, neue Wege zu gehen. Das Kolloquium 2025 hat gezeigt, dass Wachstum mehr ist als eine Zahl – es ist Haltung, Leidenschaft und Gestaltungswille. Die Teilnehmenden nahmen nicht nur Impulse mit, sondern auch das Gefühl einer starken Gemeinschaft.