Blue Cap: Verkauf von em-tec an Dover vollzogen

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Die börsennotierte Münchner Technologieholding Blue Cap AG hat 100% der Anteile am Medizintechnikhersteller em-tec Verwaltungsgesellschaft mbH an die zur Dover Corporation gehörende Dover Germany GmbH veräußert.

Damit wurde der am 17. März zwischen den Vertragsparteien geschlossene Verkauf mit Wirkung zum 30. April vollzogen. Die em-tec aus Finning, westlich von München, gehörte fünf  Jahre zum Blue Cap-Konzern.

Die Dover Corporation ist mit rund 24.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über 7 Mrd. USD  ein diversifizierter globaler Hersteller von innovativen Geräten, Komponenten, Spezialsystemen, Verbrauchsmaterialien, Software und digitalen Lösungen sowie Unterstützungsdiensten für eine Vielzahl von Endmärkten, einschließlich medizinischer und biopharmazeutischer Flusskontrollanwendungen.

„Die Integration in die Dover Corporation sehen wir als Partnerschaft mit hohem strategischem Potenzial. Insbesondere im Hinblick auf den Markt für Sensoren und Systeme für die nicht-invasive Flussmessung für Biopharmaprodukte sehen wir deutliche Synergien in der Entwicklung, Produktion sowie im Absatzmarkt“, betont Markus Traxler CEO der em-tec GmbH bei der Bekanntgabe der Transaktion im März. Em-tec ist seit der Gründung im Jahr 1989 Experte für Sensoren in der Medizintechnik und für andere industrielle Anwendungen. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Marktführer im Bereich der nicht-invasiven Messung von Flüssigkeiten und expandiert auf dem schnell wachsenden Markt der Bioprozesstechnik.

„Wir wollen unser Beteiligungsportfolio künftig stärker als bisher aktiv managen und neue Beteiligungen mit Umsätzen im mittleren zweistelligen Millionenbereich und klaren Wachstums- sowie Verbesserungspotentialen akquirieren“, erklärt der für Investitionen und Kapitalmarkt zuständige Vorstand Tobias Hoffmann-Becking im Zuge des Vollzugs der Transaktion.

Mit einem Zufluss von liquiden Mittel nach Abzug der Nettoverschuldung von rund 25 Mio. EUR kann die Konzernbilanz der Blue Cap durch die Transaktion deutlich gestärkt werden. „Der profitable Verkauf von em-tec bestätigt dabei nicht nur das erfolgreiche Geschäftsmodell von Blue Cap, sondern ist auch ein wichtiges Element der neuen Strategie. Mit der bestehenden Erfahrung und den zur Verfügung stehenden freien Mitteln ist die Blue Cap bereit, auch in unruhigen Zeiten strategisch attraktive Investments zu tätigen“, so Hofmann-Becking weiter.

Interview mit Tobias Hoffmann-Becking, Vorstand Blue Cap AG

Tobias Hoffmann-Becking, Verantwortlicher Ressort Investment im Vorstand der Blue Cap AG

Unternehmeredition: Sie haben den Verkauf vom em-tec an Dover am 17. März bekannt gegeben und am 4. Mai Vollzug gemeldet. Wie schwierig war es, während des Lock-down eine Transaktion zu vollenden?

Hoffmann-Becking: Es war natürlich alles unter erschwerten Bedingungen, deutlich weniger Treffen in Person und mehr per Telefon oder Video. Trotzdem haben alle Beteiligten sehr gut zusammengearbeitet. Der Vorteil hier war, dass em-tec ein sehr wachstumsstarkes Unternehmen ist und sich auch in der Krise weiter positiv entwickelt hat. Insofern waren immer beide Seiten an einem erfolgreichen Abschluss interessiert.

Was waren die größten Hindernisse?

Ganz allgemein die Unsicherheit. Was passiert mit dem Unternehmen, was sind die Gedanken der Gegenseite, welche Prozessschritte muss man anpassen, wie kann man das machen damit es noch den gewünschten Effekt hat usw.? Es wurde daher ein Prozess und eine Verhandlung die nicht dem üblichen Schema entsprach. Wir haben aber immer flexible und pragmatische Lösungen finden können, damit beide Seiten ihr Ziele erreichen können.

Mit welchen Maßnahmen haben Sie Blue Cap und Ihre Portfolio-Unternehmen auf die sicherlich nicht ganz einfachen nächsten Monate vorbereitet?

Das ist im ersten Schritt das übliche breite Maßnahmenpaket was man für Krisen kennt. Verstärkter Fokus auf Liquidität und Kosten, Nutzung von Erleichterungsmaßnahmen wie Kurzarbeit und sehr enge Betreuung der Unternehmen. Der schwierigste Teil dabei ist es die kommenden Monate einschätzen zu können. Wie tief geht die Krise, wie lange dauert sie und wann kann man wieder das alte Niveau erreichen? Dazu entwickeln wir verschiedene Szenarien mit den Unternehmen, um zumindest schnell auf gegebene Umstände reagieren zu können. Gleichzeitig verlieren wir unsere langfristigen Ziele nicht aus den Augen. Als börsennotierte Beteiligungsholding unterliegen wir nicht den kürzeren Zyklen der Private Equity Fonds, sondern können auch jetzt gezielt Maßnahmen für das langfristige Wachstum umsetzen. So haben wir zumindest die Chance gestärkt aus dieser Krise heraus zu kommen.

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