BayWa-Konzern will sich gesundschrumpfen

© BayWa AG Enno Kapitza
© BayWa AG Enno Kapitza

Der hoch verschuldete Münchner Agrar- und Baustoffkonzern BayWa AG strebt eine umfangreiche Restrukturierung an, um seine finanzielle Stabilität wiederzuerlangen. Ein aktuelles Sanierungsgutachten bestätigt laut einer AdHoc-Mitteilunge die Überlebensfähigkeit des Unternehmens, sofern umfangreiche Maßnahmen umgesetzt werden. Kern des Sanierungsplans ist die Konzentration auf die vier Hauptgeschäftsbereiche Agrar, Baustoffe, Energie und Technik.

Zusätzlich sollen bestimmte Auslandsbeteiligungen abgestoßen werden. Als beschlossene Sache gilt, dass die Tochtergesellschaft BayWa r.e., die auf Wind- und Solarprojekte spezialisiert ist, verkauft werden soll. Ziel ist es, durch den Verkauf finanzielle Mittel freizusetzen und Schulden abzubauen. Neben dem Verkauf von Firmenteilen seien organisatorische Verschlankungen und operative Einsparungen geplant, die auch zu Stellenstreichungen führen könnten. Zudem benötigt die BayWa frisches Kapital. Bereits 2025 soll laut dem Konzept eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht erfolgen. Die Hauptaktionäre, die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs AG und die Raiffeisen Agrar Invest aus Österreich, dürften dabei eine tragende Rolle spielen.

Ziel: Sanierung bis Ende 2027

Der Sanierungszeitraum sei auf Ende 2027 festgelegt. Bis dahin wolle die BayWa eine deutlich verbesserte Eigenkapitalquote erreichen und wieder marktübliche Erträge erwirtschaften. Voraussetzung hierfür sei, dass die laufenden Verhandlungen mit den Gläubigern und weiteren Stakeholdern erfolgreich abgeschlossen werden. Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens bleibt angespannt. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 verzeichnete die BayWa einen Nettoverlust von 641 Millionen Euro. Verschärft wird die Krise durch eine schwächelnde Weltkonjunktur, die insbesondere das Agrargeschäft und die erneuerbaren Energien belastet. Lediglich im Obst- und Gemüsehandel sowie im Vertrieb von Landmaschinen wurden leichte Zuwächse verzeichnet. Der Konzernumsatz lag im dritten Quartal bei 16 Mrd. EUR und zwei Milliarden unter dem Wert des Vorjahres. Auch aufgrund von Wertberichtigungen lag das EBIT bei minus 299,8 Mio. EUR.

Börsenwert auf Tiefpunkt

Mit mehr als fünf Milliarden Euro Schulden sind die Banken zentrale Partner in der Restrukturierung. Bereits im September stellten die wichtigsten Kreditgeber 500 Mio. EUR als Überbrückungskredit bereit. Gleichzeitig sagten sie zu, bestehende Kredite bis Ende Dezember 2024 nicht fällig zu stellen. Die angespannte finanzielle Situation spiegelt sich auch im Börsenwert des Unternehmens wider. Dieser beträgt aktuell nur noch etwa 300 Mio. EUR.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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