BayWa-Gläubiger stimmen Sanierungsplan zu

© BayWa AG Enno Kapitza
© BayWa AG Enno Kapitza

Die BayWa AG hat gestern einen entscheidenden Meilenstein in ihrem Restrukturierungsprozess erreicht. Bei einem gerichtlichen Erörterungs- und Abstimmungstermin in München stimmten die Gläubiger mehrheitlich dem Sanierungsplan zu. Damit ist der Weg frei für eine umfassende finanzielle Neuausrichtung des angeschlagenen Agrarkonzerns. Ohne diese Zustimmung hätte BayWa möglicherweise bereits im Juni 2025 zahlungsunfähig sein können.

Schuldenabbau durch Verkäufe und Personalabbau

Basis der nun beschlossenen Sanierung ist das sogenannte StaRUG-Verfahren, das Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten erlaubt, unter bestimmten Bedingungen Sanierungsmaßnahmen auch gegen den Willen einzelner Gläubiger umzusetzen. In jeder Gläubigergruppe musste dafür eine 75-Prozent-Mehrheit erreicht werden. Laut Informationen verschiedener Medien hatten bislang mehrere Gläubiger ihre Zustimmung verweigert. Mit dem Mehrheitsvotum wurden diese jedoch überstimmt. Kern des Sanierungsplans ist eine spätere Rückzahlung von Krediten im Umfang von rund 1,4 Mrd. EUR. Die Hauptgläubiger hatten auf der Zustimmung aller Parteien bestanden, da sie sonst fristgerechte Rückzahlungen verlangt hätten.

Zur Reduzierung der Verschuldung, die derzeit bei etwa 7,4 Milliarden Euro liegt, sind umfangreiche Maßnahmen vorgesehen. Die BayWa hat bereits ihre Beteiligung an der österreichischen Raiffeisen Ware Austria AG verkauft und plant, weitere Töchter wie Turners & Growers, Cefetra und Teile der BayWa r.e. zu veräußern. Allein diese Verkäufe sollen rund 2,2 Mrd. EUR einbringen. Parallel dazu will BayWa bis Ende 2028 rund 1.600 Stellen im Mutterkonzern abbauen und 26 Standorte schließen. Gleichzeitig investiert das Unternehmen in verbleibende Standorte, etwa in Burgkunstadt und Markt Indersdorf, um die Versorgung regional zu sichern.

Die künftige BayWa soll sich nach eigenen Angaben auf ihre Kernbereiche Agrar, Technik, Bau und Energie konzentrieren. Laut Sanierungsgutachten der Beratung Roland Berger haben diese Sparten langfristig gute Perspektiven. Der Umsatz soll bis 2028 auf rund 12 Milliarden Euro sinken, die Rendite jedoch auf nahezu fünf Prozent steigen. Der geplante Verzicht auf Tariferhöhungen sorgt bereits für Widerstand. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert, dass die Sanierung nicht zulasten der Belegschaft erfolgen dürfe. Der Konzern hingegen verweist auf notwendige Einsparungen von jährlich rund 350 Mio. EUR, um langfristig wieder profitabel zu werden.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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