Autozulieferer Montaplast startet Restrukturierung

Foto: © Parilov _AdobeStock
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Der Automobilzulieferer Montaplast mit Sitz in Morsbach hat ein umfassendes Restrukturierungsprogramm für seine deutschen Standorte angekündigt. Bis Ende 2028 sollen Kapazitäten angepasst, Prozesse optimiert und die Effizienz deutlich gesteigert werden. Laut dem Unternehmen ist auch ein Stellenabbau unvermeidlich. Insgesamt sollen rund 650 Arbeitsplätze wegfallen. Ein großer Teil davon entfällt auf Leiharbeitsverhältnisse, betriebsbedingte Kündigungen sind jedoch nicht ausgeschlossen.

Nach Angaben von CEO Tom Graf wurde die Belegschaft über die Eckpunkte des Programms bereits informiert. Das Konzept sieht eine Konsolidierung der Produktion vor. Statt wie bisher in drei Werken am Standort Morsbach will Montaplast künftig nur noch in zwei Werken fertigen. Werk 1 soll künftig ausschließlich für die Ersatzteilproduktion genutzt werden, während die Serienproduktion auf die beiden verbleibenden Werke verlagert wird. Die Werksschließung erfolgt bis Ende 2026.

Sinkende Auslastung

Die Entscheidung für die Restrukturierung begründet das Unternehmen mit einer seit Jahren sinkenden Auslastung seiner Werke. „Seit 2018 ist die Auslastung kontinuierlich zurückgegangen, ohne dass die Kapazitäten angepasst wurden“, erklärte Graf. Derzeit liege Montaplast deutlich unter dem branchenüblichen Niveau. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf. Die Neuausrichtung betrifft nicht nur die Fertigung, sondern auch die Verwaltung. In beiden Bereichen sollen in mehreren Stufen bis 2028 Stellen abgebaut werden. In welchem Umfang dies erfolgen wird, soll bis Ende September in Abstimmung mit dem Betriebsrat festgelegt werden. Ziel sei es, den Prozess so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. Das Unternehmen kündigte an, mit Interessenausgleich und Sozialplan zu arbeiten.

Parallel zum Stellenabbau will Montaplast gezielt in den Standort Morsbach investieren. Geplant sind unter anderem die Installation von Photovoltaikanlagen zur Senkung der Energiekosten sowie die Einführung einer zentralen Unternehmenssoftware. Weitere Maßnahmen betreffen die Optimierung betrieblicher Prozesse, Verbesserungen in der Logistik und Einsparungen bei allgemeinen Betriebsausgaben. CEO Tom Graf machte deutlich, dass es sich nicht um ein reines Sparprogramm handelt. Vielmehr sei die Neuausrichtung notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu sichern. „Im Markt herrscht ein harter Verdrängungswettbewerb, und wir müssen uns grundlegend neu aufstellen“, so Graf.

Schwieriges Marktumfeld

Nach Angaben des Unternehmens leidet der Automobilzulieferer unter stagnierendem Fahrzeugabsatz in Europa und den USA, gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Energie und Personal sowie geopolitischen Unsicherheiten. Mit Unterstützung einer externen Beratungsgesellschaft wurde ein Konzept entwickelt, das Montaplast bis 2028 wieder wettbewerbsfähig machen soll. Die Finanzierung bis zu diesem Zeitpunkt wurde Anfang Juli durch Banken und Gesellschafter gesichert. Die Montaplast Gruppe zählt mit rund 4.900 Mitarbeitenden weltweit zu den führenden Herstellern von Kunststoffteilen für die Automobilindustrie. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen rund 2.100 Personen. Der Umsatz lag im Jahr 2024 bei rund 860 Mio. EUR.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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