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Eine Branche im Umbruch

Die Automobilzulieferer als Verlierer des Autobooms? Die Branche steht vor großen Veränderungen – trotz starker Marktzuwächse. Für Unternehmen wird das zur Herausforderung. Im schlimmsten Fall droht die Insolvenz.

Die Zahlen aus den Prognosen machen erst einmal Hoffnung: Das Marktvolumen für Fahrzeugkomponenten wird einer Studie von Roland Berger zufolge von rund 700 Mrd. Euro 2015 auf über 850 Mrd. Euro im Jahr 2025 steigen. Eine gute Ausgangsbasis für die Unternehmen. Die Verfasser schränken aber ein: „Dabei ist jedoch mit deutlichen Gewinnverlagerungen zwischen den Segmenten und teilweise auch auf neue Anbieter zu rechnen.“

Der einfache Grund: der technologische Wandel. Dieser wird die Branche tief greifend und dauerhaft verändern. So haben auch kürzlich die Insolvenzverwalter im Deutschen Anwaltverein vor einer Pleitewelle in der Zulieferindustrie gewarnt. Die Experten gehen davon aus, dass mehr als 100.000 Arbeitsplätze bedroht sind.

Fünf Faktoren werden zur Belastungsprobe

Branchenkenner sehen vor allem für spezialisierte Automobilzulieferer enorme Probleme. Die Schwierigkeiten vieler Zulieferer können aus unserer Sicht auf fünf Faktoren zurückgeführt werden. Sie stehen symptomatisch für eine ganze Branche im Umbruch:

  1. Gewicht: Alternative Werkstoffe (spritsparend bzw. weniger Stromverbrauch)
  2. Antriebstechnik: E-Motor
  3. Software: Technik für autonomes Fahren
  4. Technische Veränderungen: Digitalisierung, 3-D-Druck
  5. Verändertes Kundenmodell: Car- und Ridesharing

Leichter und besser

An erster Stelle der bedrohten Unternehmen stehen jene Zulieferer, die vom Thema Gewicht betroffen sind. Der Trend ist eindeutig: Autos müssen immer leichter und damit in Zeiten steigender Energiekosten auch spritsparender werden. Schadstoffgrenzen, wie die Ausstöße von Kohlenstoff- und Stickstoffdioxid, müssen eingehalten und Emissionen deutlich verringert werden. Konkret betrifft das beispielsweise Zulieferer, die Aluminiumbauteile herstellen. Bereits heute gilt es, neue Technologien und alternative Werkstoffe zu entwickeln, die den komplexen Herausforderungen, die sich aus den Ansprüchen der Branche ergeben, gerecht werden. Nur zwei Stichwörter sind hier Carbon oder Verbundfaserstoffe. Zulieferer ohne entsprechende Forschungs- und Entwicklungsressourcen haben auf diesem Markt kaum Chancen.

Die Automobilzulieferer als Verlierer des Autobooms? Die Branche steht vor großen Veränderungen – trotz starker Marktzuwächse. Für Unternehmen wird das zur Herausforderung. Im schlimmsten Fall droht die Insolvenz.

Elektrofahrzeuge auf der Überholspur

Hersteller von herkömmlicher Antriebstechnik stehen an zweiter Stelle der bedrohten Zulieferer. Sie müssen bedingt durch den Trend zum E-Auto ihre Produktion gänzlich neu aufstellen – und das innerhalb nur weniger Jahre.

Diese Zulieferer werden spätestens in den nächsten zwei bis drei Jahren die Folgen spüren. Aktuell verläuft der Umbruch, vor allem in Deutschland, noch relativ langsam. Insgesamt sind im Jahr 2016 weltweit 872.905 Elektrofahrzeuge produziert worden, so das Ergebnis einer Studie von McKinsey. 43 Prozent davon in China, 23 Prozent in Deutschland und 17 Prozent in den USA. In China ist zudem die Angebotspalette an Elektrofahrzeugen aktuell vielfältiger, finanzielle Anreize sind höher und die nötige Infrastruktur ist besser ausgebaut. Doch das soll sich ändern: Es ist davon auszugehen, dass hierzulande ab 2019 mehr Elektroautos produziert werden als in China. Alleine VW will bis zum Jahr 2025 eine Million Elektroautos pro Jahr verkaufen.

Frühzeitige Restrukturierung notwendig

Bereits an diesen zwei Faktoren zeigt sich, dass die Branche vor großen Veränderungen steht, die vor allem spezialisierte Zulieferer vor große Herausforderungen stellt.

Betroffene Unternehmen können hier nur durch sinnvoll geplante, tief greifende Maßnahmen gegensteuern. Mithilfe von Sanierungsspezialisten können frühzeitig langfristig ausgerichtete leistungswirtschaftliche Restrukturierungsmaßnahmen umgesetzt und die betroffenen Unternehmen zukunftsfähig aufgestellt werden. Ohne Veränderungen haben diese Unternehmen kaum eine Chance, vom wachsenden Markt zu profitieren. Sie werden im schlimmsten Fall gänzlich verschwinden.

Fazit

In Deutschland sind derzeit rund drei Millionen Menschen direkt oder indirekt in der Autoindustrie beschäftigt. Sie muss sich insgesamt chancenreich aufstellen, da andernfalls sogar der Verlust von mehr als 100.000 Arbeitsplätzen droht.


Zu den Personen

Dr. Maximilian Pluta ist Geschäftsführer der PLUTA Rechtsanwalts GmbH und der PLUTA Management GmbH. Er ist unter anderem spezialisiert auf die Erstellung und Umsetzung von Restrukturierungsplänen.
Jochen Glück, Diplombetriebswirt (FH), ist Geschäftsführer der PLUTA Management GmbH, die Unternehmen bei der Restrukturierung unterstützt.

www.pluta.net

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