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Eine Herkulesaufgabe für die Autobranche

Die Automobilindustrie steht vor großen Veränderungen. Die technologische Entwicklung scheint einigermaßen vorhersehbar. Keiner weiß aber, welche Player und Geschäftsmodelle die Zukunft bestimmen. Sicher ist: M&A wird eine Rolle bei der Transformation spielen. Was bedeutet das für mittelständische Automobil-Zulieferer?

Die Automobilindustrie befindet sich in einem gigantischen Veränderungsprozess: Die Konvergenz von klassischer Automobiltechnik und Informations- und Kommunikationstechnologien, etwa bei automobiler Konnektivität und autonomem Fahren, hat ungeahnte Herausforderer mit tiefen Taschen, wie etwa Google und Apple, auf den Plan gerufen. Bei der Entwicklung der Elektromobilität sticht Tesla heraus.

Große Teile der Bevölkerung der westlichen Welt nutzen Sharing-Modelle wie Car2Go oder DriveNow. Auch branchenfremde Unternehmen wie Uber greifen den alteingesessenen Herstellern Kunden ab. Während die Verkaufszahlen in China und anderen asiatischen Ländern von Rekord zu Rekord eilen, erwartet Europa Stagnation. Weitere Herausforderungen sind die digitalisierte und vernetzte Produktion, die Fertigung mittels 3-D-Druck und der Einsatz von neuen Leichtbaumaterialien.

Hierauf müssen sich Hersteller und Automobil-Zulieferer, vom Tier eins bis in das letzte Glied der Kette, einstellen und oft massive Anpassungsmaßnahmen treffen. Naturgemäß folgen daraus auch Impulse für das M&A-Geschäft und die Kooperation von Unternehmen erst kürzlich mit erstaunlichen Ergebnissen.

Die Automobilindustrie steht vor großen Veränderungen. Die technologische Entwicklung scheint einigermaßen vorhersehbar. Keiner weiß aber, welche Player und Geschäftsmodelle die Zukunft bestimmen. Sicher ist: M&A wird eine Rolle bei der Transformation spielen. Was bedeutet das für mittelständische Automobil-Zulieferer?

So haben BMW, Audi und Daimler, eigentlich erbitterte Konkurrenten, im vergangenen Jahr gemeinsam HERE von Nokia erworben. Einen Kartendienst, der zentral für eine Reihe von Mobilitätslösungen steht. Zudem macht BMW auch mit dem amerikanischen Chipkonzern Intel und dem israelischen Roboter-Experten Mobileye gemeinsame Sache, um autonom fahrende Fahrzeuge zur Serienreife zu bringen.

Aufseiten der klassischen Automobil-Zulieferer sind bislang nur begrenzte Aktivitäten zu beobachten. Deutlich wird, dass sich die globalen Zuliefer-Giganten mit voller Energie auf die Zukunft einstellen: Bosch ist im Bereich der Industrie 4.0 aus eigener Kraft führend, ZF hat mit dem Erwerb von TRW einen der größten Megadeals der letzten Jahre aufzuweisen.

Bei den kleineren Zulieferern tut sich – neben üblichen Konsolidierungserscheinungen – bislang nur wenig. Das ist angesichts der Unsicherheit völlig verständlich. Lediglich institutionelle Investoren entfalten in diesem Segment sichtbare, zukunftsweisende Aktivitäten. So hat erst kürzlich die 3i Group 181 Mio. Euro in die Schlemmer GmbH aus Poing investiert, einem führenden Anbieter für Kabelmanagementlösungen für die Automobilindustrie.

Zulieferer müssen sich auf Veränderungen einstellen

Mittelständische Automobil-Zulieferer in Deutschland und ihre Eigentümer sind oft so geprägt, dass sie auf technologische Stärke und Weiterentwicklung ihrer Produkte vertrauen, wie sie es in den letzten Jahrzehnten immer erfolgreich gemacht haben.

Dies greift mittlerweile zu kurz: Es ist dringend erforderlich, sich auf die neue Welt einzustellen.

Die Automobilindustrie steht vor großen Veränderungen. Die technologische Entwicklung scheint einigermaßen vorhersehbar. Keiner weiß aber, welche Player und Geschäftsmodelle die Zukunft bestimmen. Sicher ist: M&A wird eine Rolle bei der Transformation spielen. Was bedeutet das für mittelständische Automobil-Zulieferer?

Manches wird sich so ändern, dass es mit technologischer Fortentwicklung nicht getan ist: Ein Bremsenhersteller kann womöglich mit neuem Design und anderen Materialien neue, leichtere Bremsscheiben entwickeln. Aus tiefgezogenen Blechen lassen sich aber nun einmal keine Karbonbauteile machen. Insofern müssen sich die Eigner und Manager grundsätzliche Fragen stellen. Auch die nach der Existenzberechtigung eines Unternehmens in seiner bisherigen Form.

Daran führt kein Weg vorbei, selbst wenn man nicht nur auf die Automobilindustrie fokussiert sein sollte. Auch in Industrien wie dem Maschinenbau finden ganz ähnliche Entwicklungen statt.

Für das Dilemma gibt es Lösungen, aber radikale Veränderungen sind bekanntlich mit Risiko verbunden und wollen wohlüberlegt sein: Joint Ventures und M&A-Transaktionen bis hin zum Verkauf des eigenen Unternehmens können ein Weg sein, gehören aber nicht zum bevorzugten strategischen Instrumentarium im Mittelstand. Die Herausforderungen sind jedoch derart groß, dass es keine Scheuklappen geben darf.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt

Nichtstun wird oft noch eine Zeit lang gut gehen. Aber möglicherweise vergibt man dabei Chancen: Es gibt ausreichend Interessenten für Unternehmen mit erprobten Technologien, auch wenn deren Halbwertszeit absehbar ist. China etwa will vor dem Hintergrund der Strategie „Made in China 2025“ einen gewaltigen Sprung schaffen, für den oft Zwischenschritte erforderlich sind.

Die Automobilindustrie steht vor großen Veränderungen. Die technologische Entwicklung scheint einigermaßen vorhersehbar. Keiner weiß aber, welche Player und Geschäftsmodelle die Zukunft bestimmen. Sicher ist: M&A wird eine Rolle bei der Transformation spielen. Was bedeutet das für mittelständische Automobil-Zulieferer?

Wie etwa der Erwerb der Waldaschaff Automotive durch Lingyun Industrial. Aller Aufmerksamkeit für die Megatrends zum Trotz: Noch rollen nur wenige autonom fahrende PKWs über die Straßen. Konsolidierung ist wie schon in den letzten Jahren noch immer einer der Haupttreiber für M&A.

Geld für Investitionen ist in der Branche vorhanden; die vergangenen Jahre waren gut. Die Bewertungen sind ordentlich. Die Treibstoffpreise sind noch niedrig und schrecken Kunden nicht vom Kauf ab. Einziges Wölkchen am Horizont ist der Brexit, und selbst der mag noch ein verstärktes Interesse der britischen Automobilindustrie an deutschen Partnern oder Produktionsstandorten zur Folge haben. Die Rahmenbedingungen für strategisch denkende Unternehmer sind fraglos gut.

Technologie-M&A ist anders

Die erforderlichen Entscheidungen bestmöglich zu treffen, erfordert ein umfassendes Verständnis des eigenen Unternehmens und der Märkte, auf denen es in Zukunft agiert. Diese sind fast überall von der Digitalisierung bestimmt. M&A im Tech-Umfeld unterscheidet sich von M&A in klassischen Industrien in einer Reihe von Faktoren.

Die Automobilindustrie steht vor großen Veränderungen. Die technologische Entwicklung scheint einigermaßen vorhersehbar. Keiner weiß aber, welche Player und Geschäftsmodelle die Zukunft bestimmen. Sicher ist: M&A wird eine Rolle bei der Transformation spielen. Was bedeutet das für mittelständische Automobil-Zulieferer?

Transaktionen haben eine größere Geschwindigkeit, es gibt Venture-Capital-Finanzierungsstrukturen und Mitarbeiterbeteiligungs­programme. Man arbeitet tendenziell mit höheren Bewertungen und berücksichtigt andere Bewertungsansätze. Insbesondere geht man anders mit zukunftsgerichteten Annahmen und innovativen Geschäftsmodellen um. Es agieren hier und dort andere Persönlichkeitsprofile. Wer kennt sie nicht, den mittelständischen Unternehmer in der dritten Generation und den Start-up-Gründer aus dem Münchener Glockenbach-Viertel. Das Wissen darum und die Erfahrungen mit Technologie-M&A in die eigenen Entscheidungen einzubinden, erhöht die Erfolgschancen erheblich.


Zur Person

© Privat

Eike Fietz ist Rechtsanwalt und Partner bei Pinsent Masons in München. Er berät M&A-Transaktionen mit Technologiebezug, vornehmlich in der Automobilindustrie sowie in den Sektoren Advanced Manufacturing und IT.

 

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