Asset schlägt Bonität

Assets entscheiden: Mittelständische Produktinsunternehmen verfügen in der Regel über wertvolle Maschinen und weitere Substanzwerte. © Roman - stock.adobe.com
Assets entscheiden: Mittelständische Produktinsunternehmen verfügen in der Regel über wertvolle Maschinen und weitere Substanzwerte. © Roman - stock.adobe.com

Egal, aus welchem Grund neue Investitionen anstehen, eine schnelle und unkomplizierte Liquiditätsbeschaffung ist für viele Unternehmen existenziell – doch im klassischen Bankgeschäft zählt oft die Kennziffer mehr als die aufgebaute Substanz. In solchen Fällen kann Sale & Lease Back eine Alternative sein, weil es die stillen Reserven in den Fokus nimmt.

Die Neuinvestitionen hatten ein stetiges Wachstum in den vergangenen Jahren, zeigt etwa das aktuelle KfW-Mittelstandspanel. Der Trend der Vorjahre setzt sich entsprechend 2019 fort. Die größten Herausforderungen sieht der Mittelstand in Themen wie Digitalisierung, Wettbewerbsfähigkeit und Innovationen; viele Unternehmen haben eine positive Umsatzentwicklung erlebt und investieren in die weitere Ausdehnung des Absatzgebietes.

Die Mehrheit der Mittelständler greift bei einer Finanzierung weiter auf das klassische Bankdarlehen zurück. Dies bedeutet auch, dass es sich einer umfassenden Prüfung unterziehen muss: Es wird in die aktuelle Ertragslage, Vermögens- und Finanzsituation des Unternehmens hineingeschaut, die Bonität wird also auf Herz und Nieren geprüft. Das Bankdarlehen ist für eine langfristige Periode vorgesehen, sodass auch die Planzahlen der nächsten Jahre eine große Rolle bei der Kreditvergabe spielen.

Es ist mittlerweile gängige Praxis, dass Hausbanken eine Risikoreduzierung oder -begrenzung durch zusätzliche Sicherheiten vornehmen. Somit muss ein Unternehmen auch für relativ kleine Finanzierungsvolumina einen Großteil seiner bestehenden Vermögenswerte (Rechte, Sachanlagen, Vorräte, Forderungen und Beteiligungen) als Sicherheit zur Verfügung stellen, um seine Kreditwürdigkeit beibehalten zu können. Daraus ergibt sich als Konsequenz für einige Mittelständler, dass Investitionen, auch wenn diese unausweichlich für die Entwicklung und Erweiterung eines Unternehmens sind, ohne gute Bonität nicht realisierbar werden.

Produktionsunternehmen schauen auf die Substanz

In den vergangenen Jahren hat sich vermehrt die Frage gestellt, ob sich ein Unternehmen über seine Kennzahlen oder über seinen Substanzwert definiert. Mittelständische Produktionsunternehmen verfügen in der Regel über wertvolle Maschinen oder maschinelle Anlagen, die als stille Reserven fungieren. Diese können im Bedarfsfall kurzfristig aktiviert werden, etwa wenn es um die Generierung zusätzlicher Liquidität geht.

Das Finanzierungsverhalten hat sich bereits in den vergangenen Jahren sehr verändert und wird dies in Zukunft noch stärker tun, damit keine zu große Abhängigkeit von einzelnen Geldgebern entsteht. Durch den erheblichen Kapitaleinsatz ist gerade für produzierende und produktionsnahe Unternehmen die Notwendigkeit einer breit gefächerten Finanzierung besonders hoch. Die Verschärfung des Eigenkapitalstandards durch Basel III erschwert nicht nur die Kreditfinanzierung, sondern verteuert diese auch. Das Erschließen von alternativen Geldquellen wird daher immer wichtiger.

Deshalb suchen mittelständische produzierende Unternehmen zunehmend nach Finanzierungsangeboten, welche die Unternehmenssubstanz berücksichtigen. Eine Verbreiterung der Finanzierungsbasis steht dabei ganz oben auf der Agenda.

Typisches Beispiel: Ein Automobilzulieferer möchte eine neue Investition umsetzen und parallel dazu flexibler mit seinen Lieferanten verhandeln, um gewährte Skonti nutzen zu können. Dafür fehlt ihm zunächst das Geld, die Bank gewährt neue Mittel nur gegen Sicherheiten.

Bei einer Sale & Lease Back-Finanzierung – oder der Mietkaufvariante Sale & Rent Back – kommt es allein auf die Werthaltigkeit der im Unternehmen vorhandenen Maschinen und Anlagen an. Ein ganz wesentlicher Faktor einer Sale & Lease Back-Transaktion ist die fachmännische Bewertung dieser Maschinenparks. Erfolgreiche und seriöse Anbieter arbeiten mit erfahrenen Experten zusammen, die den Zeitwert der Maschinen des Unternehmens ermitteln. Der Zeitwert ist der Wert abzüglich Abbau, Transport und Ingangsetzungsaufwendungen eines Investors und dient gleichzeitig als Kaufpreis.

Beim Sale & Lease Back sind Sicherheiten oder eine Bürgschaft nicht nötig. So erhält der Automobilzulieferer für seine Maschinen, die er als Leasingnehmer weiter nutzt, die notwendigen Mittel. Mit diesem Geld treibt er nun seine Investition voran. Ein wichtiger Aspekt für den Mittelständler ist auch, dass er keine Gesellschaftsanteile abgeben muss und der Leasinggeber somit keinen Einfluss auf die Unternehmensführung  ausübt. Mit Sale & Lease Back überbrücken Unternehmen Liquiditätsengpässe und eröffnen sich neue Wachstumschancen. Und nicht zuletzt verbessert die Kapitalzufuhr auch noch ihr Rating. Durch die Erhöhung der Liquidität und die damit einhergehende Rating- beziehungsweise Bonitätsverbesserung sind für Unternehmen weitere Finanzierungsmodelle wieder realisierbar.

Wie Sale & Lease Back funktioniert

Beim Sale & Lease Back kauft der Leasinggeber die gebrauchten Maschinen und maschinellen Anlagen des Unternehmens, die von diesem dann wieder zurückgeleast werden. Die Nutzung wird dabei zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt. Besonders für das produzierende Gewerbe ist dies eine interessante Möglichkeit, mit der frischen Liquidität den Handlungsspielraum zu erweitern.

Von der Prüfung bis zur Genehmigung und schließlich der Auszahlung des Kaufbetrages vergeht bei erfahrenen Spezialisten meist nur wenig Zeit. Somit kann die Liquidität schnell zur Verfügung gestellt werden. Binnen weniger Wochen wird der Antrag geprüft, genehmigt, umgesetzt und ausgezahlt. Der Unternehmer, der die Maschinen zurückleast, zahlt monatliche Raten, die sich aus den erwirtschafteten Umsätzen finanzieren und die ergebniswirksam in die Gewinn-und-Verlustrechnung des Unternehmens einfließen.

Neuausrichtung des Unternehmens

Wenn Unternehmen aus bestimmten Gründen eine Umsteuerung vornehmen müssen, ist es ein großer Vorteil, mehrere unterschiedliche Finanzierungspartner an Bord zu haben, um die Abhängigkeiten zu reduzieren und gerade die notwendigen Investitionen für die Neuausrichtung durchzuführen.

Weitere Nebeneffekte sind die Verbesserung der Eigenkapitalquote durch das Herauslösen der finanzierten Maschinen aus der Bilanz sowie das Generieren von Buchgewinnen durch das Heben stiller Reserven. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass bankenunabhängige Leasinggeber nicht an die Vorgaben von Basel III gebunden sind.

FAZIT

Gerade für mittelständische Produktionsunternehmen lohnt es sich, einen Blick auch auf den Substanzwert des Unternehmens zu werfen. Sie verfügen über maschinelle Anlagen, die als Basis für anstehende Investitionen genutzt werden können, indem sie an den Sale & Lease Back-Anbieter verkauft werden und der generierte Erlös in Form von zusätzlicher Liquidität für das geplante Vorhaben verwendet wird. Dadurch, dass diese Unternehmen nicht nur auf übliche Finanzierungsmodelle zurückgreifen, erweitern sie ihren Finanzierungsmix intelligent und eröffnen eine Vielzahl von Chancen.


ZUR PERSON

Thomas Vinnen/Nordleasing GmbH (© privat)
Thomas Vinnen

Thomas Vinnen ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Nord Leasing GmbH. Davor war der Bank- und Diplom-Kaufmann unter anderem in leitender Funktion bei der DaimlerChrysler AG sowie Alleinvorstand eines Wareneinkaufsfinanzierers. Neben seiner Geschäftsführertätigkeit bei Nord Leasing hat er 2016 die Deutsche Einkaufsfinanzierer GmbH gegründet. Sie versteht sich als der neue Partner für den Mittelstand bei der Wareneinkaufsfinanzierung.

www.nordleasing.com

 

Autorenprofil

Thomas Vinnen hat 2010 die Gründung der Nord Leasing GmbH unter dem Dach der Angermann-Gruppe federführend gestaltet und fungiert seitdem als Geschäftsführer. Das Unternehmen ist eine bankenunabhängige Finanzierungsgesellschaft, die sich an mittelständische Unternehmen mit Liquiditätsherausforderungen wendet.

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