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„Aktives Portfoliomanagement wird immer wichtiger“

Im Interview erläutert Dr. Tobias Spies von Huber, Reuss & Kollegen, wie Unternehmen notwendige Liquidität und das Betriebsvermögen sinnvoll einsetzen, Risiken beherrschen und dennoch eine Rendite erwirtschaften können.

Herr Dr. Spies, haben Mittelständler zu viel Liquidität im Unternehmen?

Viele Mittelständler haben häufig mehr Geld auf ihren Firmenkonten liegen, als sie benötigen. Im Schnitt verfügen sie über 4,7 Mio. Euro, die gut verzinst angelegt werden müssen. Viele Unternehmen benötigen eine attraktive Verzinsung, um ihre Pensionsverpflichtungen erfüllen zu können. Als Faustregel gilt: Mehr als die benötigte Summe für die täglichen Geschäfte plus ein Sicherheitspuffer von maximal 50 Prozent sollte auf dem Firmenkonto nicht liegen. Zudem kann dieses Guthaben auf mehrere Banken verteilt werden, um Strafzinsen zu vermeiden und die Einlagensicherung zu nutzen.

Wie sollten Mittelständler ihre Liquidität und das Betriebsvermögen konkret managen – und wo besteht Optimierungsbedarf?

Geld, das der Betrieb in sechs Monaten oder einem Jahr benötigt, muss so risikoarm wie irgend möglich angelegt werden. Dafür kommen ausschließlich Schuldtitel bester Bonität infrage. In Krisen flüchtet das Kapital in Sicherheit und treibt dort die Kurse nach oben. Ein etwas renditeorientierterer Akzent ist beim Management des mittelfristigen Finanzbedarfs zu setzen. Mehr Risiko können Mittelständler mit Rücklagen eingehen, die über mehrere Jahre für keinen bestimmten unternehmerischen Zweck benötigt werden. Diese Gelder bieten sich für einen vermögensverwaltenden Ansatz an.

Im Interview erläutert Dr. Tobias Spies von Huber, Reuss & Kollegen, wie Unternehmen notwendige Liquidität und das Betriebsvermögen sinnvoll einsetzen, Risiken beherrschen und dennoch eine Rendite erwirtschaften können.

Sollten Unternehmer sich auch für Beteiligung am Produktivkapital begeistern lassen?

Aktien können eine Schlüsselrolle spielen. So dürfte eine Beteiligung an einem bilanzstarken Weltmarktführer, dessen Produkte auch in Zukunft gefragt sein werden, ihren Wert über Jahre hinaus bewahren. Ein weiteres Argument für Aktien ist die Dividende, wobei die aktuelle Dividendenrendite nicht das entscheidende Kriterium ist. Viel wichtiger ist die Dividendenhistorie. So gibt es etliche Unternehmen, die seit Jahrzehnten die jährliche Dividende stabil halten oder sogar steigern. Der berühmteste Konzern ist in dieser Hinsicht Procter & Gamble: Das US-Unternehmen zahlt seit 125 Jahren Dividenden, seit 59 Jahren hat es sie durchgehend erhöht. Auch Coca-Cola und Johnson & Johnson schütten seit mehr als einem halben Jahrhundert regelmäßig mehr Geld an ihre Anteilseigner aus. Klar ist allerdings: Ein aktives Portfoliomanagement wird immer wichtiger. Nur so lassen sich plötzlich aufkeimende Risiken gut beherrschen und Chancen nutzen.

Ihr Unternehmen bietet mit dem Arbor Invest einen Spezialrentenfonds an – ist dies eine interessante Beimischung für den vermögensverwaltenden Ansatz?

Unter Spezialrenten versteht man unter oder fehl bewertete Anleihen, die meist in Marktsegmenten auftreten, die entweder noch relativ jung sind oder die durch Vorgaben der Aufsichtsbehörden oder durch Ratingagenturen deutlich verändert werden. Als wesentliche Entscheidungsgrundlage für die Auswahl der einzelnen Anleihen dienen die gründliche Bonitätsanalyse der Emittenten und der entsprechenden Anleihebedingungen sowie Relative-Value-Analysen. Spezialrenten bieten überdurchschnittliche Renditechancen bei kalkulierbaren Risiken. Vor allem die geringe Korrelation zu den Entwicklungen am Kapitalmarkt macht den Fonds hochinteressant.

 


 Zur Person

 

Dr. Tobias Spies ist Leiter für Fixed Income bei Huber, Reuss & Kollegen.

info@hrkvv.de

 

 

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