Bewahren und Erneuern

Beim 12. Internationalen Markenkolloquium im Kloster Seeon am Chiemsee trafen sich Unternehmer und Markenexperten, um sich über Marken auszutauschen. Gewinner des vierten Marken-Awards ist Carl Elsener, CEO von Victorinox.

Dass Unternehmer vor Unternehmern sprechen, ist nicht ungewöhnlich. Dass sie jedoch zwei Tage lang die Brille des anderen aufsetzen und das Tagesgeschäft weit hinter sich lassen, schon. Im Kloster Seeon am Chiemsee trafen sich Unternehmer aller Couleur, um darüber zu sprechen, wie sie Marken bewahren und erneuern. Unter ihnen Johannes Gutmann, Chef der Kräutermarke Sonnentor, Daniel Sennheiser, CEO des gleichnamigen Herstellers von Kopfhörern und Audiosystemen, Mymuesli-Gründer Max Wittrock oder Olaf Manninger von der Stiftung Berliner Philharmoniker.

Daniel Senneheiser (© Mandat GmbH)
Erklärte seine Markenstrategie: Daniel Sennheiser. (© Mandat GmbH)

Es ist diese Mischung aus unterschiedlichsten Unternehmern, die diese Veranstaltung reizvoll macht. Etwa die eingängige Geschichte von Johannes Gutmann von Sonnentor. Sein Markenzeichen ist die Lederhose des Großvaters und die rote, runde Brille. Vom Bauernsohn zum Businessman beschreibt er seine Geschichte.

Johannes Gutmann/Sonnentor Kräuterhandels GmbH (© Mandat GmbH)
Baute eine Kräutermarke auf: Johannes Gutmann, Gründer von Sonenntor. (© Mandat GmbH)

Mit vier Geschwistern wuchs er im niederösterreichischen Waldviertel auf. Anfangs belächelt, entwickelte er Verpackungen für Bio-Kräuter-Produkte und zog von Markt zu Markt. Der „Spinner“, wie er sich selbst bezeichnet, war bald in der Region bekannt. DerTrend zu regionalen Produkten half ihm, traditionelle Kräuter neu zu verpacken und mit den Bauern aus der Umgebung, unter einem gemeinsamen Logo, zu vermarkten. Mittlerweile exportiert Gutmann seine Produkte in mehr als 50 Länder und schuf in der EU 600 Arbeitsplätze. Für ihn ist es wichtig, die Authentizität zu bewahren und vor allem zu lernen, nein zu sagen. Etwa zu den Discountern, die seine Produkte gerne im Sortiment hätten.

Nicht einführen, sondern Marke bewahren und in die Zukunft führen. Das ist der Auftrag des Gewinners des Markenawards, den Prof. Guido Quelle, Geschäftsführender Gesellschafter von Mandat Management, zum vierten Mal verlieh. Entgegengenommen hat ihn der Enkel des Gründers und CEO von Victorinox, Carl Elsener. Mit einer Markendehnung – mittlerweile gibt es vom Unternehmen neben dem „Schweizer Messer“ auch Bekleidung, Parfüms, Uhren und Koffer – will Elsener gesund wachsen, ohne auf traditionelle Werte zu verzichten. Diese zu wahren, technologisch führend zu bleiben, jedoch auch neue Strukturen einzuziehen, hat sich Daniel Sennheiser zur Aufgabe gemacht. Auch für ihn gilt es, höchste Ansprüche an die Qualität seiner Produkte zu wahren, ohne den Kunden auf dem Weg zum perfekten Klang aus den Augen zu verlieren.

12. Internationales Marken-Kolloquium (© Mandat GmbH)
Thomas de Buhr, Deutschland-Chef von Twitter (M.), mit Linda Vollberg und Prof. Dr. Guido Quelle. (© Mandat GmbH)

Wie Markenunternehmen künftig erfolgreich sein können, zeigte Twitter-Deutschland-Chef Thomas de Buhr auf. Werbebotschaften genau in dem Augenblick abzugeben, in dem der Kunde dafür empfänglich ist. Darin sieht er eine Chance für den Werbe- und Markenerfolg von Unternehmen. Gut gelänge dies natürlich über den Kurznachrichtendienst, so der Managing Director. Seit einem Jahr ist er im Unternehmen. Noch liegen die Nutzerzahlen hier zu Lande weit hinter denen in anderen Ländern wie den USA oder Großbritannien. Dass Big Data künftig eine immense Rolle spielen, zeigte der Chef der Digital-Agentur „Torben, Lucie und die gelbe Gefahr“, Christoph Bornschein, eindringlich auf. Weniger das Bauchgefühl, viel mehr die Auswertung von Daten, die in Unternehmen ohnehin vorhanden sind, würden künftig für den Unternehmenserfolg ausschlaggebend sein. www.mandat.de

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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