60 Jahre DBAG: Finanzierungspartner für den Mittelstand

DBAG investiert in akquinet
Foto: @ DBAG

Die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) blickt in diesen Tagen auf 60 Jahre Unternehmensgeschichte zurück. Die börsennotierte Beteiligungsgesellschaft gehört zu den wenigen Vertretern ihrer Branche, die sowohl institutionellen als auch privaten Anlegern zugänglich ist.

Nicht erst seit dem Börsengang im Jahr 1985 verfolgt die DBAG das Ziel, mittelständische Unternehmen in ihrer Entwicklung zu begleiten. Im Zentrum der Investitionstätigkeit steht der deutsche und inzwischen zunehmend auch der italienische Mittelstand. Der Investitionsfokus liegt laut DBAG auf Unternehmen mit strukturellem Wachstumspotenzial, insbesondere in den Bereichen IT-Services, Software, Healthcare sowie Energie, Umwelt und Infrastruktur. Nach Angaben der DBAG sind diese Branchen weniger konjunkturabhängig und profitieren von langfristigen politischen und technologischen Trends. Bis Mitte 2025 entfielen 22% des DBAG-Portfolios auf IT-Services und Software sowie 14% auf den Energie- und Umweltsektor.

Gute Positionierung im MBO-Markt

Im deutschen Markt für Management-Buy-outs ist die DBAG seit Jahren aktiv. Sie konzentriert sich auf Beteiligungen an familien- und gründergeführten Unternehmen mit einem Transaktionsvolumen zwischen 50 und 250 Mio. EUR. Ziel ist es, Nachfolgelösungen mit langfristiger Kapitalbindung zu begleiten. Zur Unterstützung der Transaktionsanalyse setzt die DBAG seit Kurzem eine eigene Softwareplattform ein. Das System „Nexus“ soll mögliche Beteiligungen identifizieren und relevante Informationen strukturiert aufbereiten. Dies soll die Ansprache potenzieller Zielunternehmen erleichtern.

Die jüngste Beteiligung der DBAG betrifft das Unternehmen FinMatch AG, eine digitale Plattform zur Vermittlung von Unternehmensfinanzierungen. Im Juli 2025 wurde eine Minderheitsbeteiligung an dem Stuttgarter Unternehmen erworben. Die DBAG sieht in digitalen Finanzierungsmodellen ein hohes Potenzial für den Mittelstand. FinMatch vermittelt nach eigenen Angaben Finanzierungen zwischen mittelständischen Unternehmen und über 1.000 Finanzierungspartnern. Die Transaktion erfolgte im Rahmen der langfristigen Beteiligungen, für die die DBAG ausschließlich Eigenkapital aus der eigenen Bilanz einsetzt.

Seit 2021 auch Italien-Engagement

Im Jahr 2021 gründete die DBAG ein Büro in Mailand, um Beteiligungsmöglichkeiten in Italien zu erschließen. Der italienische Mittelstand gilt in seiner Struktur als vergleichbar mit dem deutschen. Laut DBAG bestehen dort zahlreiche familiengeführte Unternehmen mit starker Marktposition in ihrer jeweiligen Nische. Bis 2025 wurden vier Beteiligungen getätigt. Darunter befindet sich der Kabelschutzsystemhersteller Pmflex, dessen Verkauf an die Hager Group Anfang 2023 abgeschlossen wurde. Die DBAG berichtet von einer Kapitalverdopplung im Zuge der Transaktion. Das aktuelle Portfolio in Italien umfasst unter anderem das Recyclingunternehmen Itelyum, den Luxusgüterzulieferer MTW Holding sowie den Haarverlängerungsanbieter Great Lengths, dessen Exportquote bei 93 % liegt. Perspektivisch soll etwa ein Viertel des Fondsvolumens auf Beteiligungen in Italien entfallen.

Ergänzung um Fremdkapitallösungen

Mit der Übernahme der Mehrheit an der ELF Capital Group im Jahr 2023 hat die DBAG ihr Angebot über klassische Eigenkapitalbeteiligungen hinaus erweitert. ELF Capital bietet maßgeschneiderte Fremdkapitallösungen für mittelständische Unternehmen. Nach Angaben der DBAG wurden im Kalenderjahr 2024 gemeinsam 554 Investitionsmöglichkeiten geprüft – 116 % mehr als im Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2025 wurden daraus drei Transaktionen umgesetzt. Insgesamt hat die DBAG hierfür 83 Mio. EUR allokiert. Das Geschäftsfeld wird von Christian Fritsch und Florian Wimpff operativ geleitet, begleitet durch die DBAG-Vorstände. Der Ausbau des Private-Debt-Angebots soll den Zugang zu Kapital für mittelständische Unternehmen flexibilisieren. Die Gesellschaft sieht darin eine Ergänzung zu den bisherigen Eigenkapitallösungen, insbesondere für Wachstumsphasen, Zukäufe oder Refinanzierungen.

Führungswechsel im Jahr 2023

Torsten Grede (li.) und Tom Alzin bei der Hauptversammlung der DBAG. Foto: DBAG
Torsten Grede (li.) und Tom Alzin bei der Hauptversammlung der DBAG. Foto: DBAG

Der Führungswechsel im Jahr 2023 leitete eine neue Phase der Unternehmensführung ein. Nach 32 Jahren an der Spitze übergab Torsten Grede das Sprecheramt an Tom Alzin, der bereits seit 2004 im Unternehmen tätig war. Zusammen mit Jannick Hunecke, der 2001 zur DBAG kam, führt Alzin die Geschäfte. Beide Vorstände haben zusammen bisher 42 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 3 Mrd. EUR verantwortet. Ihre Verträge wurden im Mai 2025 bis zum Jahr 2031 verlängert.

Die DBAG verfolgt eine auf Kontinuität ausgelegte Kapitalmarktstrategie. Der Aktienkurs stieg zwischen August 2005 und August 2025 von 12,80 EUR auf über 25 EUR. Dem Unternehmen ist zudem eine stabile Ausschüttungspolitik wichtig. Für die Jahre 2023/2024 sowie das Rumpfgeschäftsjahr 2024 wurden insgesamt 1,25 EUR je Aktie ausgezahlt. Im März 2025 wurde ein weiteres Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 20 Mio. EUR gestartet.

Jannick Hunecke, Foto: DBAG

Die DBAG sieht sich trotz konjunktureller Unsicherheiten gut aufgestellt. Nach Angaben des Unternehmens befinden sich die von ihr beratenen Fonds im Top-Quartil europäischer Mid-Market-Buy-out-Fonds. Vorstandssprecher Tom Alzin betont, dass das 60-jährige Bestehen auch Anlass sei, „den Mittelstand weiter zu stärken und Innovationen voranzutreiben“. Jannick Hunecke verweist auf die Entwicklung im Private-Debt-Segment und sieht hier weiteres Potenzial. Nach 60 Jahren zählt die DBAG zu den etablierten Akteuren im Bereich mittelständischer Beteiligungen. Die Erweiterung des Angebots, die geografische Diversifikation sowie die langfristige Verankerung am Kapitalmarkt sollen die Grundlage für die künftige Geschäftsentwicklung bilden.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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