Zwischen Wachstum und Unabhängigkeit

Anleihe und Schuldscheine kommen Familienunternehmen entgegen

Generell sind die meisten Familienunternehmen zur Finanzierung des operativen Geschäfts nicht auf eine Kapitalmarktfinanzierung angewiesen. Dieser Schritt wird meistens erst im Fall einer Wachstumsfinanzierung angestrebt. Wie eine aktuelle Studie der Stiftung Familienunternehmen und des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PwC zeigt, bevorzugen Familienunternehmen die Aufnahme von Schuldscheindarlehen und Anleihen. Schuldscheindarlehen weisen einige Charakteristika auf, die Familienunternehmen durchaus entgegenkommen, nämlich einen weitgehend bekannten Investorenkreis, eine relativ geringe Vorbereitungszeit, eine schlanke Dokumentation und relativ geringe Anforderungen an die Rechnungslegung und die Publizität. Eine intensivere Nutzung von Anleihen ist vor allem bei den sehr großen Familienunternehmen wahrscheinlich. Aber auch mittelgroße Unternehmen könnten von der Entwicklung der Segmente für Mittelstandsanleihen profitieren. Nach wie vor skeptisch stehen laut der Studie Familienunternehmen einem Börsengang gegenüber. Mezzanine-Finanzierung ist aufgrund der relativ hohen Kapitalkosten und der eingeschränkten Verfügbarkeit derzeit keine alternative Finanzierungsquelle, und auch die Beteiligungen von Private Equity werden von den meisten nach wie vor abgelehnt. Mit Ausnahme von Minderheitsbeteiligungen ist die Bereitschaft, einen angelsächsisch geprägten Investor ins Unternehmen zu nehmen, bei den meisten Familienunternehmen gering.

Fazit
Es gibt kein Patentrezept dafür, wie sich Familienunternehmen finanzieren und welche konkreten Wege sie beschreiten sollen. Für die Entscheidung spielen nicht nur die strategischen Unternehmensziele, sondern auch die in der Familie praktizierten Wertvorstellungen eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass es am Kapitalmarkt und seinen Akteuren liegt, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen.


Zur Person
Stefan Heidbreder ist Geschäftsführer der unabhängigen Stiftung Familienunternehmen. Die gemeinnützige Stiftung verfolgt satzungsgemäß drei wesentliche Ziele: Die Förderung des Austauschs von Familienunternehmern, die Unterstützung von Forschungsaktivitäten und -institutionen sowie die Verbesserung der Wahrnehmung und Akzeptanz der Familienunternehmen in Politik und Öffentlichkeit. www.familienunternehmen.de

Autorenprofil

Stefan Heidbreder ist Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen. Zu den Zielen der Stiftung zählen die Förderung des Austausches von Familienunternehmern, die Unterstützung von Forschungsaktivitäten und -institutionen sowie die Verbesserung der Wahrnehmung und Akzeptanz der Familienunternehmen in Politik und Öffentlichkeit. www.familienunternehmen.de

1
2
Vorheriger ArtikelBasel III wirft Schatten voraus
Nächster ArtikelWeltmarktführer mit Tiefgang